Kapitel - {5}

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„Gut, dann sage ich dir nicht, dass das gerade Ambers Mann war, der dir mitteilen wollte, dass du den Job hast." Zayn zuckte mit seinen Schultern und warf mir mein Handy mit einem hohen Bogen auf den Bauch.

Ich schreckte hoch, wodurch die Chipstüte und mein Handy zu Boden fielen. „Du machst Witze." Mit großen Augen sah ich ihn an.

Lächelnd schüttelte er den Kopf. „Nächsten Montag geht's los."

Freudig sprang ich auf und fiel meinem Mitbewohner um den Hals. Als dieser mich wieder los ließ, fasste er sich an die Nase. „Oh Mann, du brauchst echt mal wieder eine Dusche und frische Klamotten."

Ich sah an mir herunter und wischte die Krümel von meinem Shirt. Vermutlich hatte er Recht.

°°°

Ich zog meinen Bauch ein und hielt die Luft an, um meinen Gürtel gerade noch mit seinem letzten Loch zu schließen. Womöglich hatte ich mich in den vergangen Wochen etwas zu sehr gehen lassen. Mein hellblaues Hemd hatte ich bis zum obersten Knopf geschlossen. Der Kragen schnürte mich unangenehm ein. Und meine neuen Schuhe nahmen mir auch noch das letzte bisschen an Bequemlichkeit. Zayn half mir dabei einen anständigen Krawattenknoten zu binden und reichte mir zu Guter Letzt mein Sakko, dass mein spießiges Outfit abrunden sollte.

„Und wie sehe ich aus?" fragte ich meinen Besten Freund und streckte meine Arme zur Seite hin aus.

Er verschränkte seine Arme vor der Brust und ließ seinen kritischen Blick über mich gleiten. „Wie ein etwas zu dick gewordener James Bond."

Ich ließ meinen Arm nach vornefahren, um ihm gegen die Schulter zu boxen, doch Zayn kannte mich mittlerweile zu gut. Im letzten Moment wich er zur Seite aus und ich schlug ins Leere. „Das kriegst du zurück, wenn du am aller wenigsten damit rechnest" sagte ich mit spitzbübischem Gesichtsausdruck.

„Ja klar, dass sagst du immer und dann vergisst dus", erwiderte er mit einem leichten Lachen in der Stimme.

Ich atmete tief durch und wandt mich zum Gehen um.

„Let's fetz" rief Zayn mir zu.

„Sagte der Frosch und sprang in den Mixer" beendete ich den Spruch und trat aus der Wohnungstür.

Mein Auto parkte ich in einer Seitenstraße, da die Mehrparteien Kanzlei keinen eigenen Parkplatz besaß. Mein Wagen blinkte kurz auf, als ich ihn abschloss. Mein Jackett glattstreichend trat ich durch die Drehtür in das Innere des Gebäudes.

Das Foyer war bis auf den Portier leer. Zielsicher lief ich auf den Aufzug zu, da ich bereits wusste, wo ich hin wollte. In der ersten Etage befand sich das Finanzrecht. Eine darüber waren die Scheidungsanwälte zuhause. Die dritte Etage war die von Amber und die letzte war für Unfallschäden zuständig. Ich wollte gerade den Knopf drücken, als ein Mann durch die Drehtür und schnellen Schrittes auf den Aufzug zukam. Er trug einen beigen Trenchcoat unter dem ein grauer Anzug hervorlugte. Ein leichter rotstich ließ sein braunes Haar bronze wirken. In seiner linken Hand trug er eine Aktentasche und die rechte war mit einem Kaffeebecher ausgestattet. Schnell strecke ich meinen Arm zwischen die bereits schließenden Aufzugtüren.

„Vielen Dank!" sagte er, als er in den Aufzug trat.

„Gerne. In welchen Stock müssen Sie denn?"

„Dritter" gab er mir knapp als Antwort.

„Oh ich auch" sagte ich eher mehr zu mir als zu dem Mann neben mir.

Er drehte sich zu mir und beäugte mich. „Bist du Louis?"

„Ja der bin ich wohl" erwiderte ich meinen Blick von der Tür lösend.

Der Mann nahm seinen Kaffeebecher in die Linke, um mir seine nun freigewordene Hand entgegenzustrecken. „Ich bin Brendon. Ambers Ehemann."

„Freut mich sehr" sagte ich mit einem Lächeln.

Bing.

Der Fahrstuhl hatte den dritten Stock erreicht. Sofort sprangen die Türen auf und Brendon trat aus dem Aufzug.

„Ich wollte mich nochmals bedanken, dass Sie mir eine Chance geben."

„Bitte sag du zu mir" rief er mir über seine Schulter zu. Er wirkte sehr in Eile, weshalb ich nichts mehr drauf erwiderte. Zwei Schritte später war Brendon schon um die Ecke und somit aus meinem Blickfeld verschwunden.

„Er ist nicht der Mann der großen Worte" ertönte Ambers Stimme hinter mir.

Ich drehte mich zu ihr um und sah direkt in die müden und unschuldigen Augen eines Kindes.

„Das ist meine Tochter Valerie" klärte Amber mich auf. Der Kopf ihrer Tochter lag eingekuschelt in ihrer Halsbeuge. Fest an sich gedrückt: ein kleiner Teddybär.

Manche würden das sicher süß finden. Ich nicht. Ich hasste Kinder.

„Die Nanny hat leider einen Arzttermin. Er kommt sie erst in einer Stunde abholen."

Ich nickte verständnisvoll und das obwohl ich nicht wirklich zugehört hatte. So entging mir auch das kleine Wörtchen Er.

RaspberryPink || LarryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt