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Lina

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Lina

Viel zu schnell vergeht der Unterricht und somit auch der Vormittag.
Ich bin sehr froh, dass.Dylan und Brain, sowie auch Klara meinen Absturz am Samstag nicht komplett mitbekommen haben, zumindest die peinlichen Momente gehören nur mir, so weit sie in meiner Erinnerung noch vorhanden sind.
Das Adam mich zum Auto tragen musste und sie mich heimlich in mein Zimmer geschmuggelt haben, war schon schlimm genug.
Allen anderen die auf dieser party waren, bin ich so gut es ging aus dem Weg gegangen. 
Vorallem einen!

Doch jetzt ist es wohl vorbei mit verstecken, denn ich stehe vor dem Raum, in dem ich Jeremy Nachhilfe geben soll.
Mit angehaltenem Atem und grummelnden Bauch drücke ich die Klinke runter und stelle fest, dass niemand hier ist.
Kein Jeremy weit und breit in Sicht, mein Blut kann ich in meinem Kopf rauschen hören.
Wahrscheinlich wird er sich verspäten oder gar nicht erst hier auftauchen, wo mir zweiteres ehrlich gesagt viel besser gefällt.

Ich krame in meinem Rucksack alle Materialien raus, die ich sorgfältig vorbereitet habe und lege sie auf den Tisch.
Die Uhr an der Wand tickt weiter und bereits ist er schon zehn Minuten zu spät.
Den Ärger, den das schwänzen mit sich bringt, gehört somit ihm allein.
Ich schiebe meine auf die Nasenspitze verutschte Brille wieder hoch und stecke eine sich aus dem Zopf gelöste Haarsträhne hinters Ohr.

Tickt Tack........
Die Zeit bleibt nicht stehen.

Nach weiteren zwanzig Minuten ist meine Geduld wirklich am Ende. Durchaus habe ich besseres zu tun, als stundenlang auf diesen Feigling zu warten. Ich packe meinen gesamten Kram wieder in den Rucksack zurück und schaue nochmal auf die Uhr.

Mein Plan geht auf, bis zur nächsten Nachhilfe wird mein Absturz vergessen sein.
Mit dem Rucksack auf dem Rücken gehe ich zur Tür, die aufgerissen wird, als ich fast die Türklinke in der Hand halte.
Ich taumel einen Schritt nach hinten, weil ich sonst mitten in ihn reingelaufen wäre und seine plötzliche präsents so nah vor mir, lässt mich kurz nach Luft schnappen.

"Gina Lina, sag nicht du wolltest gehen und etwa die Stunde schwänzen?"
Er grinst mich an.
Meine Augen sind zu kleinen Schlitzen zusammen gepresst und ich beiße auf meine Wange rum, dass mir kein Kommentar aus dem Mund schießen kann, welches ich im Nachhinein bereuen könnte.
Immerhin kann er mich mit einen einzigen Satz in der gesamten Schule blamieren.
Soviel Drama brauche ich nicht.

"Ich dachte eher Du würdest kneifen,"
bei den Worten ist er bereits an mir vorbei gerauscht und setzt sich auf den Stuhl. Wartend trommelt er mit der Hand auf dem Tisch und er wirkt ungeduldig.
Stapfend gehe ich zu ihm, krame wieder alles aus den Rucksack und setze mich ihn gegenüber.

"Das alles?" Aufgebracht wirft er seine Hände in die Luft und mich freut es, dass er sich aufregt.
Nichts anderes hat er verdient.

"Das ist nicht mal ein Viertel des Stoffes den Du bis zu den Ferien drauf haben solltest, um nicht durchzufallen.
Komm demnächst pünktlich dann haben wir auch mehr Zeit."
Mit hocherhobener Augenbraue schaut er mich an, sagt aber nichts mehr.

Sein Blick kommt mir bekannt vor, die Stirn ist kraus gezogen, der Mund zu einer straffen Linie aufeinander gepresst.
Vor meinen inneren Auge erscheint der kleine Junge, der wütend war, weil er seinen Willen nicht bekam.
" Ist was?"
Ich bemerke erst jetzt das ich ihn anstarre und schüttel meinen Kopf.

Was ist bloß seit damals geschehen?
Die Frage habe ich irgendwann verdrängt, jetzt schleicht sie sich wieder an die Oberfläche.
Nie habe ich darauf eine Antwort erhalten.
Früher tat es weh und heute ist es beinah bedeutungslos.
Plötzlich erinner ich mich an alles, als sei es erst gestern gewesen und ein kleiner Stich durchzuckt mich, dabei spielt es keine Rolle mehr.

Wie jeden Morgen stand ich vor seiner Tür, um ihn zur Schule abzuholen. Das war eine Art Ritual das jeden Morgen wiederholt wurde.
Seitdem ersten Tag den wir uns kannten waren wir unzertrennlich, wir waren soviel mehr,  wie es Geschwister jemals hätten sein können.
Zu diesem Zeitpunkt hätte ich niemals gedacht, das es irgendwann mal anders werden könnte. Ein Leben ohne Jeremy gab es nicht einmal in meiner Vorstellungskraft.

Doch in der 7. Klasse kam dieser Tag unverhofft und unplanbar.
Die Tür zu seinem Haus war verschlossen, das erste mal seitdem ich ihn kannte.
Immer konnte ich morgens einfach rein gehen, wir schnappten uns ein selbstgebackenen Muffin von seiner Mutter und machten uns auf den Weg zur Schule. Doch so nicht an diesem besagten Morgen.
Die Tür war verschlossen und ich schellte mehrere Male, eh er zur Tür kam mit vor der Brust verschränkten Armen öffnete er mir damals die Tür.
" Wir können nicht mehr zusammen gehen," waren seine Worte und ich dachte er macht ein Witz.
Mein Lachen verstummte bei dem Ausdruck in seinen Augen.
Sie waren so kalt, dass ich dachte ich würde erfrieren, wenn er mich jemals nochmal so ansieht.
Jeder Ausdruck von Freundschaft war wie ausgelöscht, reine Gleichgültigkeit stand ihm ins Gesicht geschrieben.

Von da an wusste ich, nichts wird mehr wie es war.

Mit vor Tränen verschleierten Blick rannte ich zu Klara, ohne Muffin und was noch viel schlimmer war, ohne Jeremy.
Es war, als hätte man meine Seele einfach in Stücke gerissen, es fehlte etwas, was nie wieder kam.
Schwere Zeiten folgten. Ich konnte weder essen noch schlafen. Wenn ich ihn in der Schule sah, ging er mir aus den Weg, als hätte er mich nie gekannt.
Mehrere Versuche Antworten zu finden wurden zerschmettert. Er gab sie mir nie.
Es war schmerzvoll ihn mit anderen zu sehen jeden verdammten Tag brach mein Herz mehr.
Als ich meine Brille bekam, für die ich mich schämte wurde es nicht besser.
Mit den anderen machte er sich über mich lustig und da kam Die Zeit, dass ich Erinnerumgen an bessere Zeiten tief in mir vergraben habe und eine große Mauer um mich zog.
Ich ging ihm aus dem Weg, vermeidete jeglichen Blickkontakt und hasste ihn bis heute.
Seit letzten Samstag schwelge ich in längst vergangene Zeiten und immer wieder flackern Bilder vor mir auf, die ich längst vergessen habe.

"Erde an Lina," ertappt zucke ich zusammen.
Jeremy schnipst mit seinen Fingern vor meiner Nase und holt mich zurück in die Realität.
"Ich will hier nicht morgen noch sitzen," beschwert er sich, als sei es meine Schuld.
Da ist wieder der Herzlose Idiot, der er geworden ist und ich ärger mich überhaupt einen einzigen Gedanken an ihn zu verschwenden.

Nach fast zwei Stunden gebe ich es endgültig auf, mindestens zwanzig mal habe ich ihm ein und dieselbe Formel erklärt und in seinen Hirn kommt nichts an.
Ich frage mich, wo er die letzten zwei Jahre im Matheunterricht mit seinen Gedanken war. Meine wertvolle Zeit habe ich völlig kostenlos verschwendet und auch erhoffe ich in den nächsten Stunden keinen Erfolg.
Wie er sein Abi schaffen wird, bleibt ein Rätsel.

Es ist bereits 17 Uhr und meine Nerven liegen blank, eine Menge Hausaufgaben warten auf mich.
Ich packe alle Sachen sorgfältig in meinen Rucksack, während Jermey sein Blatt faltet und in der Hosentasche verschwinden lässt.
Ungläubig über seine Unordnung schüttel ich den Kopf und er grinst in sich hinein.
Es ist ihm einfach nicht mehr zu helfen.

Das Klingeln meines Handys holt mich aus der Verärgerung und die Nummer meiner Mutter erscheint blickend im Display.
"Sara ist aus dem Kindergarten verschwunden. Ich brauche dich hier,"sie klingt verzweifelt und die Worte bleiben ihr im Hals stecken.
Meine Hände beginnen unkontrolliert zu zittern, was ist bloß geschehen?

Broken - Forever You (abgeschlossen)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt