What matters

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Der Moment, in dem Danny bewusst wurde, dass er diesen sturen, arroganten und definitiv suizidgefährdeten Arsch, der dummerweise sein Boss war, nicht hassen konnte, kam überraschend schnell und unerwartet.

Er wusste noch genau, wie sehr dieser Typ ihm von der ersten Sekunde an auf die Nerven gegangen war, der einfach seinen Tatort betrat und ihm den Fall klaute. Wie sollte man sich auch wehren, wenn der Newbie so dicke mit der Gouverneurin war, dass er mal eben so mit einem Fingerschnippen seine eigene Special Task Force bekam? Das hatte ihn so sehr an seine Schulzeit erinnert, als Gordon Duck mit Tränen in den Augen zur Lehrerin gerannt war und ihr erzählt hatte, dass Danny ihn geschlagen hatte. Mitten auf die Nase und das vollkommen zurecht! Gordon hatte ihm die neusten Bilder für sein Sammelalbum geklaut. Er war also nicht nur eine Petze, sondern auch ein gemeiner Dieb. Obwohl der Fall bis heute nicht gelöst war. Aufgeschoben, aber nicht vergessen!

Anstatt seinen Mann zu stehen, hatte Gordon sich einen unfairen Vorteil geschaffen, haargenau wie Steve damals. Es war Danny egal gewesen, dass der Mann gerade eben erst seinen Vater verloren hatte. Mister Super-SEAL hatte ihm nicht nur seinen Job geklaut – und mal so ganz nebenbei auch das Recht, seinen eigenen Wagen zu fahren –, sondern ihn auch in einen neuen gesteckt, den er zu dem Zeitpunkt überhaupt nicht wollte! Verdammt, er war doch nur wegen Grace auf diese Ananas verseuchte Insel gezogen!

Steve war es gelungen, dass er angeschossen wurde und der felsenfesten Überzeugung gewesen war, sein Leben in einem Autounfall lassen zu müssen – und das alles an einem einzigen Tag. Danny hing nun einmal an seinem Leben. Nicht wegen sich, sondern wegen Grace. Er war so sehr davon überzeugt gewesen, dass Steve seine Tochter schneller zur Halbwaise machte, als man 'Aloha' sagen konnte. Wie sollte man so jemanden nicht hassen? Nach diesem grauenhaften Tag, der ihm den ersten grauen Haaren rapide schneller gebracht hatte, war Danny fest entschlossen gewesen, Steve sehr deutlich zu sagen, wo er sich diesen Job hin schmieren konnte. Eine Empfehlung für einen guten Therapeuten hätte es kostenlos dazu gegeben.

Und was machte Steve? Der kam in sein Büro, als wenn überhaupt nichts passiert wäre, drückte ihm die Karten für das Hotel in die Hand, damit er ein schönes Wochenende mit seiner Tochter verbringen konnte, und rettete ihm damit nicht nur den Tag, sondern auch seine Beziehung zu Grace. Danny hatte wütend bleiben wollen, diesen Mistkerl zum Teufel jagen wollen, doch das ging einfach nicht. Ab diesem Moment war ihm bewusst gewesen, dass er diesen Mann nicht hassen konnte.

Also war er geblieben und bis heute spürte er deswegen keine Reue. Warum? Weil Steve ihn auch jetzt von der Seite her ansah, sobald Danny ihn abgeholt und sie die Plätze getauscht hatten. Danny wusste, welche Frage die Lippen seines Partners verlassen würden, weil es jeden Morgen dieselbe war.

"Wie geht es Gracie?"

Danny lehnte sich in seinem Sitz zurück – nicht ohne sich anzuschnallen und sich innerlich für eine Achterbahnfahrt zu wappnen – und lächelte. Nein, er konnte Steve McGarrett nicht hassen, weil er nicht nur sein Freund war oder jeden Tag persönlich dafür sorgte, dass Grace ihren Danno nicht verlor. Er war ihr ein Onkel geworden. Familie. Ohana. Definitiv der verrückte, paranoide und egozentrische Onkel, aber wer konnte sich seine Familie schon aussuchen?

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