Kapitel 33

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Aiden hielt sein Wort und ließ mich gefühlt keine Sekunde aus den Augen. So vergingen Wochen. Meine Mutter machte sich schon tierrische Sorgen und rief mich jeden Tag an. Sie fragte, ob sie etwas falsch gemacht hatte oder wegen der Vorbereitungen für die Hochzeit übertrieben hatte. Doch seit ein paar Tagen rief sie nicht mehr an, zuerst war ich erleichtert, dass sie mir endlich Glauben schenkte, dass es in keinster Weise ihre Schuld war. Aber nun machte ich mir doch Sorgen. Also beschloss ich Aiden zu bitten mich sofort zu ihr zu fahren. Aiden war noch auf der Arbeit also wollte ich nicht tatenlos rumsitzen und versuchte meine Mutter auf ihrem Handy sowohl auf dem Haustelefon zu erreichen.

Doch sie ging nicht ran. Niemand ging ran. Meine Sorge wurde langsam aber sicher zu Panik. Vielleicht übertrieb ich, aber es konnte ja immer etwas passiert sein und Christopher wäre der letzte, der mich anrufen würde um Bescheid zu sagen. Es war ja auch nicht so, dass diese Sorge erst seit heute da war. Ich versuchte sie schon zu erreichen zwei Tage nachdem ihre Anrufe aufgehört haben. Da ich Aiden das Versprechen gegeben hatte nicht allein das Haus zu verlassen, wurde ich immer ungeduldiger. Und wenn ich nur kurz verschwand? Er würde es nicht bemerken. Sollte ich es riskieren? Schließlich ging es um meine Mutter!

Lange zögerte ich nicht mehr und griff nach meinem schwarzen Cardigan, der an der Gaderobe hing. Achtlos zog ich irgendwelche Schuhe an, griff nach einem, auf der Kommode neben der Tür liegenden, Schlüssel und riss förmlich die Haustür auf. Nichts und niemand würde mich davon abhalten meine Mutter zu sehen! Ich war so durcheinander und aufgewühlt, sodass ich zuerst wie eine Bekloppte durch die Gegend lief, in der Hoffnung irgendwo eine Haltestelle zu finden. Mein Kopf bekam einfach nicht mehr zusammen, wo eine war. Nach zehn Minuten orientierungsloses herumlaufen, fand ich endlich eine.

Bis ich Zuhause war, würde das garantiert eine Stunde dauern mit diesem Bimmelbammelbus. Das war zu lang. Auch wenn es dumm war, was ich als nächstes vor hatte, war es mir lieber Vivien anzurufen, da ich wusste, dass Jason vor ihrem Haus wache hielt. Da sie meine beste Freundin war, wusste ich, dass auf sie verlass war. "Was ist los?", fragte sie sofort, da ich kaum ein Wort unter Tränen herausbekam. "Ich bin schon auf dem Weg!", sagte sie ohne lange zu zögern. Ein wenig Erleichterung strömte durch meinen Körper und ich ließ mich erschöpft auf die Bank an der Haltestelle nieder. Ich versuchte mich selbst zu beruhigen und schaffte es auch schneller als gedacht.

Nach knapp einer halben Stunde, in der 2 Busse an mir vorbeigefahren waren, sah ich endlich Jasons Wagen. Sofort sprang Vivien aus dem Auto und nahm mich in den Arm. "Ich werde mit dir kommen." Ohne dagegen zu protestieren nickte ich. Ich wollte das auch gar nicht allein machen. Mit dem Auto dauerte es natürlich nicht so lang zu mir nach Hause, wie mit dem Bus. Also standen wir auch schon in meiner Einfahrt. Ich konnte Vivien schnell davon überzeugen mich allein rein zu lassen aber Jason war nicht besonders begeistert. "Pass auf, dass er Aiden nicht anruft.", flüsterte ich ihr noch ins Ohr bevor ich zur Haustür lief.

Im Briefkasten lag eigentlich immer ein Ersatzschlüssel aber vielleicht hatte Christopher das ja bereits bemerkt. Naja er war nicht zu übersehen aber normalerweise holte meine Mutter die Post herein. Tatsächlich lag er noch an Ort und Stelle. Ungeduldig schloss ich die Tür auf und betrat vorsichtig das Haus. Es war still, man hörte kein einziges Geräusch. "Hallo?", fragte ich vorsichtig. Plötzlich stand Christopher im Türrahmen des Wohnzimmers mit einer Flasche Whiskey in der Hand. "Wo ist Mama?", fragte ich misstrauisch. Ihm war einfach alles zuzutrauen. "Es ist deine Schuld! Es ist deine verdammte Schuld!", rief er letzteres und zeigte mit wutverzerrtem Gesicht auf mich.

Völlig eingeschüchtert blieb ich wie angewurzelt stehen. "Wenn du niemals ausgezogen wärst, dann wäre ihr niemals etwas passiert!", schrie er weiter. Meine Starre löste sich nach diesem Satz und pure Verzweiflung spiegelte sich wahrscheinlich auf meinem Gesicht wieder. "W-Was hast du ihr angetan?", stotterte ich unter Tränen. "Was ich ihr angetan habe? Die Frage ist, was du ihr damit angetan hast! Es ist deine Schuld!", schrie er. "Und ich werde dich dafür umbringen!", flüsterte er plötzlich. "Wo ist sie?!", fragte ich unter Tränen. "Im Krankenhaus, geh bevor du ihr dorthin folgst!", drohte er. Und das ließ ich mir nicht zweimal sagen.

No escape from the MafiaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt