Bunt und doch Schwarz-Weiß

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"Wach auf, meine kleine Artistin... Wir sollten mal aufstehen." Ein sanftes Geflüster lockt mich aus meinem Schlaf und ich nehme langsam aber sicher meine Umgebung wieder wahr. Etwas Großes und Warmes liegt an meinem Rücken und hängt über meine Hüfte. Streicht sanft an meinem Bauch entlang. Ich drehe mich brummend um, sodass der warme Körper LJ's direkt vor mir ist. Eine bleierne schwere liegt auf meinem Körper, die irgendwie schöner nicht sein könnte. Ein leises lachen ertönt und zärtlich werden meine Haare auf die Seite gestrichen. "Nicht wieder einschlafen... Oder wir kommen überhaupt nicht mehr aus dem Bett!"

Langsam drehe ich meinen Kopf hoch und öffne meine Augen, während ich eine Hand an seine Brust lege. "Ich hätte im moment-" Gähnend mache ich eine kurze Pause. "überhaupt nichts dagegen." füge ich leise und mit müder Stimme hinzu. LJ hingegen streicht liebevoll über meine rechte Wange und lächelt. "Nach gestern Vormittag auf jeden Fall nicht, oder?" Ich denke an das etwas Überhastete zusammenkommen und werde rot, als mir meine Worte wieder einfallen, die ich von mir gegeben habe. Der schwarzhaarige bringt seinen Kopf näher zu meinem. "Ich wusste nicht, dass du so... pervers sein kannst. Aber schön, dass ich dein Gedanke dabei war."

Ich lege mein Gesicht an seine nackte Brust und presse die Augenlider aufeinander. "Oh Gott... Bitte lass uns das Totschweigen, klar?" LJ lacht wieder leise und als ich etwas an meinem Ohr fühle, sehe ich doch auf die Seite. Seine lange Zunge spielt an meinem Ohrläppchen und er grinst, ehe er die Zunge wieder einfährt. "Niemals, meine schöne. Solche Worte habe ich noch nie gehört und sie haben sich für immer eingebrannt. Wenn du aber wieder Hilfe brauchen solltest..." Er macht eine vielsagende Pause. "Sag Bescheid und wir suchen uns ein ruhiges Fleckchen, nur für uns. Ich helfe dir, du hilfst mir... ein geben und nehmen."

Gesicht? Hochrot. Herz? Rasend. Erregung? Trotz gestern aufflammend. Ich rutsche ein wenig hoch und lege meine Lippen wieder auf seine. Aber es ist nicht verlangend. Begierig. Sondern langsam. Liebevoll. Zärtlich. Der schwarzhaarige erwidert den Kuss und zieht mich wieder ein wenig näher zu seiner riesigen Gestalt in meinem kleinen Bett. Er. Nur er und niemand anderes! Ich löse den Kuss und sehe ihn einfach nur an. Dieses Wesen... Nein, für mich ist er schon ein Mensch. Dieser Mensch hier vor mir gibt mir so vieles von dem ich nicht wusste, dass es existierte. Oder schon, aber er gibt es mir 1.000-mal stärker!

"Ich liebe dich, Laughing Jack." flüstere ich und krümme mich etwas, ehe ich sanft meine Lippen auf seine Brust lege. Da, wo das Herz ist. Er hat eines. Es ist nur wegen seinem Selbstschutz und seinen Mauern fast unsichtbar. Aber es ist groß, wenn man es einmal entdeckt hat. Als ich wieder aufsehe, sieht er mich irgendwie verwundert und nachdenklich an. "Gibst du mir einen Grund, wieso?" fragt er leise und ich bin leicht überrascht, nicke aber und lege mich wieder knapp vor sein Gesicht. "Weil du du bist, Jack."

Ein Stirnrunzeln und ich lächle, ehe ich eine Hand auf seine linke Wange lege. "Du bist einfach nur wunderbar. Du hilfst, wo du kannst. Opferst deine eigene Gesundheit, um mir zu helfen. Hast einen extrem süßen und irgendwie schüchternen Charakter, den ich dir gar nicht zugetraut habe und..." Wieder gebe ich ihm einen kurzen Kuss, ehe ich mich wieder hinlege und ihm in seine weißen Augen sehe. "Ich weiß nicht. Du bist in meinen Augen perfekt. Du überstürzt nichts. Bist ernst und dann wieder witzig. Mit dir kann man scheiße bauen und im nächsten Moment intellektuelle Gespräche führen. Du siehst verdammt gut aus. Du-"

Seine Lippen unterbrechen mich und ich bin erst überrascht, ehe ich seine Liebe erwidere. "Ich liebe dich auch, Alex." flüstert er und ich sehe ihn neugierig an. "Und darf ich fragen, ob du mir auch einen Grund gibst?" frage ich und Jack lächelt. "Einen? Es gibt Hunderte, meine schöne. Zum Beispiel, dass du keine Angst vor mir hast. Trotz meines Aussehens. Du bist ehrlich. Du lässt dir nichts so einfach gefallen und hast ein sehr freches Mundwerk!" Er zwinkert kurz. "Das aber trotzdem wunderbar ist." Ich werde wieder rot, höre ihm aber weiter zu. "Du opferst dich, ohne an dich selbst zu denken... Soll ich weitermachen?"

Ein leichtes Kopfschütteln kommt von mir und ich kuschle mich wieder an ihn heran. Nichts kann mir das hier zerstören. Und wenn, dann wird entweder LJ ihn ganz schnell aus dem Weg schaffen, oder ich werde ihn als Versuchskaninchen hernehmen. Tage vergehen. Wochen vergehen. Über unsere Beziehung hat sich niemand aufgeregt. Brian hat nur die Augen verdreht und gefragt, ob wir das nächste Mal etwas leiser sein könnten. Er habe uns deutlichst gehört. Aber es ist alles wunderbar. Ich habe alles verloren. Und ich habe alles wiedergewonnen. Zwar in einer anderen Art und Weise, aber es ist alles da.

LJ beobachtet mich immer misstrauisch, wenn ich mit Jeff trainiere. Nachts entführt er mich in so viele verschiedene Welten und der alte und verlassene Vergnügungspark, der sein Herz repräsentiert hat, wird langsam aber sicher immer mehr aufgebaut. Die Fahrgeschäfte bekommen ihren alten Glanz zurück. Die Farben blitzen und blinken im Schein der Sonne. Weiße Wolken stehen am Himmel und Anstatt morschen Holzpferden, stehen wieder fröhlich lackierte Tiere im Karussell und warten eigentlich nur darauf, wieder benutzt zu werden. Jack wird auch immer fröhlicher, aber seine alte Farbenfrohe Identität wird und will er nicht mehr bekommen.

Er hat sich verändert. Er genießt das töten, dass ich ihm nicht verbiete. Was wäre ich für ein Unmensch? Nun gut. Zumindest nur in den Augen meiner neuen Familie, die nun aus Mördern besteht. Selten sieht man einen nachdenklichen LJ. Und wenn ich ihn frage, ist es meistens das alte Thema, dass wir schon so lange durchgesprochen habe. Was wäre er nur ohne mich? Aber genau das gleiche könnte ich von ihm sagen. Was wäre ich ohne den schwarz-weißen Clown, dem ich wegen einer Wette meine Liebe gestand und mit dem ich jetzt den Rest meines Lebens verbringen will? Genau. Wir wären nichts, ohne den anderen.