1. Kapitel

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Nun war es soweit, ich stand mit gepackten Koffern vor meiner Haustür und verabschiedete mich mit Tränen in den Augen von meinen Eltern. Sie wollten mich nicht gehen lassen. Ich konnte es verstehen, da Australien nicht grade der nächste Weg war, doch ich hatte mich dazu entschieden und so zog ich es auch durch. Das Taxi kam in die Straße gebogen und meine Mom versuchte ein letztes mal mich zu überreden in Irland zu bleiben. "Ach Ruby, hier ist es doch so schön, außerdem sind hier all deine Freunde und wenn du wegziehst werde ich nicht bei dir sein können, wenn du mal krank bist." Ich seufzte. "Mom.. klar wird es für uns alle schwer sein, wenn ich weg bin, aber Irland ist einfach nichts für mich, du weißt ich brauche einen Neuanfang.. ich komme dich auch öfter besuchen und schreibe dir täglich, dass ist versprochen, aber jetzt muss ich los. Das Taxi ist schon da." Ich umarmte beide nochmals herzlich und ging dann zum Auto. Der Fahrer nahm meine Koffer und lud sie ein, während ich mich auf die Rückbank setzte. Ich winkte ein letztes mal als der Fahrer losfuhr. Er brachte mich zum Flughafen, von dem ich dann 19 Stunden bis nach Sydney flog.

Das Flugzeug landete und mit dem öffnen der Türen stieg mir die Hitze entgegen. Ich seufzte und sagte leise, "Das ist nun meine neue Heimat." Ich ging meinen Koffer holen und schaute nach Mr. Jones, welcher mich hier empfangen sollte. Nach mehrerem umsehen sah ich einen Mann, welcher ein Schild mit meinem Namen hochhielt und lief zu ihm. "Sie müssen Mr. Jones sein. Ich bin Ruby O'Connor," stellte ich mich vor und hielt ihm meine Hand hin. Er nahm sie und schüttelte sie kurz. "Herzlich willkommen in Australien," sagte er nur und führte mich anschließend nach draußen. Wir gingen zu seinem Fahrzeug. Ich verstaute meine Koffer und setzte mich danach auf den Beifahrersitz.

Die meiste Zeit der Fahrt schwiegen wir, er war nicht sehr gesprächig und so war ich froh, als er mich vor meiner neuen Wohnung absetzte. "Vielen Dank fürs abholen," er hatte schon wieder Platz in seinem Auto genommen und fuhr davon. "Also kundenfreundlich würde ich anders nennen," murmelte ich vor mich hin und öffnete die Tür zu meinem neuen Heim. Die Wohnung war nicht grade groß, doch für eine Person reichte es und sie war bezahlbar. Ich stellte meine Koffer in den Flur und sah mich genauer um.
Die Küche war schon eingerichtet und die restlichen Möbel sollten im Laufe des Tages nachkommen. Das Bad war klein, das Wohnzimmer und Schlafzimmer gleich groß. 'Hoffentlich kommt mein Bett heute noch an,' dachte ich besorgt. Auf einmal klingelte es an es meiner Tür. Ich zuckte zusammen und überlegte ob sich jemand an der Tür vertan hätte. "Wer ist da," rief ich durch geschlossene Tür. Als keine Antwort kam, war ich etwas verunsichert. Langsam öffnete ich meine Tür, doch dort stand keiner. Ich ging die Treppen runter, aber auch dort war niemand. "Klingelstreich? Jetzt schon?" Ich ärgerte mich darüber, dass ich Angst bekommen hatte und stapfte zurück in meine Wohnung. Von oben hörte ich eine weibliche Stimme. "Hallo? Sind sie die Neue?" Ich streckte meinen Kopf nach draußen. "Reden Sie mit mir?" "Mit wem denn sonst? Natürlich meine ich Sie." Ich lief rot an. "Ja ich bin neu hier," ich stockte kurz, "Haben sie zufällig grade bei mir geklingelt?" Kurz war Stille, dann hörte ich Schritte und kurz darauf stand eine füllige Frau mitte 40 vor mir. "Nein, aber ich hab gesehen wie die Störenfriede der Straße wieder vor der Haustür standen und dachte mir dann, ich sollte Sie davor warnen, dass diese Kinder hier öfter ihr Unwesen treiben." Ich schaute sie skeptisch an, nickte dann aber und antwortete, "Danke für die Information, aber ich würde nun gerne meine Wohnung beziehen." Ich schloss die Tür hinter mir. 'Was für ein Anfang.' Ich wollte mich irgendwo hinsetzen, als mir einfiel, dass noch keine Möbel in der Wohnung waren. "Wo bleibt der Wagen mit meiner Einrichtung nur," fragte ich mich laut. Als hätten sie gehört was ich gesagt hab, kam der Möbelwagen in meine Straße gebogen.

Nach knapp 2 Stunden war meine Wohung gefüllt mit Kartons und unaufgebauten Möbeln. Ich hörte wie mein Magen knurrte und wollte aus Gewohnheit in den Kühlschrank sehen, welcher (wer hätte es gedacht) nicht gefüllt war. 'Das heißt ich muss auch noch irgendwas zu essen besorgen.' Ich seufzte. Da ich meine Schuhe noch an hatte, holte ich nur einen kleinen Beutel, welcher zum Glück in der ersten Kiste zu finden war, und mein Portemonaie.
Ich ging nach draußen und suchte den erst besten Laden.

Endlich kam ich bei einem Lebensmittelgeschäft an. Ich hab mich zweimal verlaufen und war eine Stunde unterwegs. Ich ging hinein und suchte ein paar Nudeln, etwas Obst und Gemüse und eine TK-Pizza. Da ich das Geld schon zu Beginn umgetauscht hatte, gab es auch keine Probleme an der Kasse. Beim rausgehen rempelte mich ein junger Mann an. Er trug eine schwarze Lederjacke, darunter ein schwarzes Shirt und eine blaue Short. Sein dunkles Haar bedeckte seine Stirn. "Sag mal was soll denn das?" Er ignorierte mich und spazierte in den Laden. "Das ist echt kein guter Start," murmel ich vor mich hin und suchte den Weg zurück zu meiner Wohnung.

Die nächsten 2 Wochen verbrachte ich ungestört damit meine Wohnung einzurichten und alles aufzubauen. Mit dem Ergebnis war ich sehr zufrieden, nun könnte ich beginnen nach einem kleinen Job zu suchen. Ich lief ein wenig durch die Straßen und suchte nach ein paar Anzeigen. Plötzlich hörte man wie sich zwei Männer anschrien. Ich sah sie noch nicht, doch als ich um die Ecke bog, sah ich wie einer auf dem anderen saß und auf ihn einschlug. Ein paar feuerten die beiden sogar noch an. Ich wusste nicht was ich tun sollte und stand wie angewurzelt auf der Stelle. Der Obere brüllte: "Misch dich nie wieder in meine Angelegenheiten ein!!!" Der Untere sah nicht sehr weit entfernt von der Bewusstlosigkeit aus. Erschrocken von mir selbst ging ich Gradewegs auf das Gerangel zu und zog den verwirrten Mann hinunter. "Sie können doch nicht einfach jemand bewusstlos prügeln, was ist in Sie gefahren???" Mein Herz raste plötzlich und ich fing an zu zittern. 'Ja jetzt muss natürlich die Angst wieder kommen, wann auch sonst,' dachte ich. Ich blickte in ein paar eiskalte blaue Augen, welche von den dunklen Haaren fast bedeckt wurden. An seiner Hand klebte etwas Blut, welches von dem Verletzten stammen musste. Sein Shirt an einer Stelle zerrissen, die Jacke befleckt, sah er mich wütend an und ich rechnete jeden Moment mit der Faust in meinen Gesicht. "Verschwinde.. niemand mischt sich in meine Sachen ein, verstanden," knurrte er mich an. Ich nickte vorsichtig und krabbelte rückwärts davon. Er würdigte mich keines Blickes mehr und verschwand selbst in der nächsten Straße, der Verletzte wurde nicht weiter beachtet und das Publikum widmete sich wieder anderen Dingen.

Auf dem Weg nach Hause versuchte ich mich etwas zu beruhigen, die Stirn noch feucht vom Schweiß, das Herz am rasen. "Wow," hauchte ich und und setzte mich, mit dem Rücken an einer Mauer, direkt auf den Weg. 'Da bin ich aber knapp davon gekommen.. was hab ich mir nur dabei gedacht?' Ich verharrte so eine ganze Weile und bemerkte, wie mich der ein oder andere ansah. Daraufhin stand ich auf und ging etwas entspannter zurück nach Hause.

The mystery BoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt