3. Kapitel

28 4 0
                                    

Es war schwer nochmals einzuschlafen, dennoch schaffte ich es nach einiger Zeit. Um 10:00 Uhr wachte ich auf, kurzzeitig dachte ich, dass alles nur ein Alptraum war, doch schnell bemerkte ich, dass es dies leider nicht war. Der Schlaf war keineswegs erholsam und so lief ich schleppend ins Bad. Ich betrachtete mich im Spiegel. "Das bin nicht ich," sagte ich und sah mir meine Leichenblasse Haut an, die Augen gerötet und die schwarzen Haare zerstruwelt. Ich stellte mich unter die Dusche und fühlte mich anschließend schon um einiges lebendiger. Zwei Scheiben Toast reichten mir heute als Frühstück, denn langsam packte mich die Neugier. Was hatte Jessica für einen Plan? 'Hoffentlich wird es nicht illegal,' dachte ich besorgt und wartete darauf, dass die Zeit verging. Natürlich zog es sich wie ein zäher Kaugummi hin, doch als der Moment kam rannte ich sofort aus dem Haus, hin zu Jessi.

Ich stand vor ihrer Tür und klingelte, es öffnete keiner und ich klingelte ein weiteres Mal. Wieder nichts. Ich holte mein Handy aus der Tasche und wählte die Nummer meiner Freundin. Es tutete 4 mal: "Hallo, was gibt's," ertönte die fröhliche Stimme von Jessica. "Sag mal wo bist du?! Ich stehe vor deiner Tür und du bist nicht da. Ich sollte heute genau um 14:00 Uhr zu dir." Ich war etwas enttäuscht, man konnte sich wohl doch nicht auf sie verlassen. Ich setzte mich auf die Stufe vor der Haustür. "Na na, jetzt mecker mal nicht, bin jeden Augenblick wieder da, ich musste schnell noch ein paar Dinge für dich besorgen." Da bog sie auch schon um die Ecke. Ich legte auf, ging zu ihr und sah auf die Tüte in ihrer Hand. "Und ich dachte schon, du lässt mich einfach sitzen. Was ist das denn jetzt für ein besonderer Plan?" Sie schüttelte bloß den Kopf und ging an mir vorbei, zu der Haustür. Immernoch neugierig aber auch etwas genervt lief ich ihr, wie ein Hund an der Leine, hinterher. Die Tüte stellte sie im Flur ab und ging anschließend in die Küche um für uns beide einen Kaffee zu kochen. Ich hielt die Anspannung nicht mehr aus, klopfte mit der Hand auf die Ablagefäche und platze erneut heraus. "Jetzt erzähl endlich was wir machen, ich zerbrech mir schon den ganzen Tag den Kopf darüber." Endlich sah sie mich an, sie fing an zu lächeln und begann mir von ihrem Plan zu erzählen.

Ich wusste nicht so recht was ich von ihrer Idee halten sollte. Ich war nicht sehr begeistert davon, doch sie war überzeugt, dass alles klappen würde und so stimmte ich ohne einen weiteren Kommentar ein. Den ganzen Nachittag schminkte mich Jessica und zwängte mich in Kleider die ich so niemals tragen würde. Letztendlich sah ich aus wie ein anderer Mensch, natürlich gehörte dies zum Plan dazu. Jessi war begeistert davon wie ich aussah. "Du musst sowas öfter tragen, bringt mal ein bisschen Pepp in die ganze Sache," sie klopfte mir auf die Schulter und lächelte zufrieden. Die Sonne ging bereits unter und mein Auftreten rückte näher. Ich wurde leicht nervös, es war ein großer Plan und es konnte einiges dabei schief gehen.

Mittleweile war es dunkel, nur der Mond und die wenigen Straßenlaternen beleuchteten den Ort. Jessica brachte mich zurück zum Wald, in dem ich die 2 Männer getroffen hatte. Sie meinte die würden heute wieder kommen, wenn ihnen die Drogen wichtig waren. So stand ich also hier, verkleidet mit neuen Kleidern, maskiert unter Make up. Die Mission konnte starten. Ich umarmte meine Freundin und lief dann zu der Stelle wo ich Liam das letzte mal gesehen hatte. Die ganze Zeit über sah ich mich um und bemühte ziemlich Geräuschlos zu sein. Manches mal dachte ich, er würde am Boden sein, doch dann war es wieder nur eine gebogenen Wurzel. Langsam gab ich die Hoffnung auf, ich würde sie nicht wieder finden und selbst wenn, hätte ich den Mut dazu mich ihnen zu stellen? Was dachte ich mir dabei nur, ich sollte eine Prostituierte spielen um in deren Quartier zu kommen. Dann meine Kamera zurückzuholen und anschließend könnten wir der Polizei deren Sitz melden und alle wären glücklich. Doch ich hatte meine Zweifel, schließlich fand ich sowieso niemanden und ob sie mich einfach mitnehmen ist auch nochmal ne andere Sache. An der Stelle angekommen wo ich eingeschlafen war hielt ich an. Ich konnte nicht mehr, also setzte ich mich hin um eine kleine Pause zu machen. Ich sah hoch zum Himmel, Wolklen bedeckten die Sterne, trotzdem war es eine schöne Nacht. Ich vergaß die Mission und träumte vor mich hin.

Ich bemerkte, dass ich erneut kurz davor war einzuschlafen und stand schnell auf. Vielleicht etwas zu schnell, denn sofort wurde mir schwindelig. Ich torkelte kurz, bis ich mich an einem Baum abstützen konnte. "Oh man, mein Kreislauf ist im Arsch," murmelte ich vor mich hin, da antwortete plötzlich jemand hinter mir. "Kein Wunder, hast bestimmt zu viel gesoffen und suchst jetzt jemanden der dich bezahlt." Mein Herz setzte einen schlag aus. Ich spürte den heißen und alkoholisierten Atem des Mannes hinter mir und begann leicht zu zittern. Ich dachte nach. 'Soll ich abhauen? Oder ist es vielleicht einer der Männer die ich suche? Aber was dann?' Mir blieb nicht mehr Zeit zum überlegen, denn er packte mich an der Taille und drehte mich zu sich. "Was guckst du so dämlich? Bist doch nur drauf aus, von Kerlen wir mir durchgenommen zu werden." Er grinste mich widerlich an und schon hatte ich seine brüchigen Lippen auf meinen. Seine eine Hand bewegte er in die Richtung meines Hinterns und mit der anderen drückte er mich näher an sich. Ich war in wie in Starre, bewegte mich nicht und sah ihn mit leeren Augen an. Da ließ er mich los. "Was soll das?! So macht es keinen Spaß und du willst ne Hure sein?" Er schlug mir mit der flachen Hand auf die Wange, so sehr, dass ich das Gefühl hatte er würde mir den Kiefer brechen. Ich sah kleine Pünktchen vor meinen Augen und kämpfte dagegen an zu Boden zu sacken; vergeblich. Das letzte was ich sah, war sein dämliches Grinsen.

Ich wollte aus Gewohnheit meine Beine nach rechts schwingen, doch ich schlug nur gegen eine Wand. Sofort war ich hellwach. Wo war ich? Was ist passiert? Meine Gedanken rasten, denn ich konnte mich nicht mehr an den letzten Abend erinnern. Ich wusste nur noch, wie ich zu Jessica gegangen bin, doch der Rest war wie gelöscht. Ich fing an mich panisch umzusehen, doch außer dem Bett in dem ich lag war nichts anderes in diesem Zimmer vorhanden. Schnell stand ich auf und lief zu dem Fenster auf der anderen Seite. Als ich hinaussah, konnte ich eine gigantische Aussicht (wäre ich in anderer Verfassung gewesen) genießen. So war ich nur panisch, dass ich gefangen im obersten Stockwerk eines Hochhauses war. Erst jetzt bemerkte ich die Tür und rannte eilig dorthin. Ich drückte die Klinke runter, abgeschlossen, hätte ich mir auch denken können. Ich lehnte mich mit dem Rücken an die Wand links von mir und sackte dort langsam hinunter, bis ich auf dem Boden saß. Leise kullerten ein paar Tränen meine Wange hinunter. Ich fühlte mich leer und hilflos.

Ich weiß nicht wie lange ich dort so gesessen hatte, bis die Tür sich mit einem lauten Knall öffnete. Es konnten nur wenige Minuten, aber auch einige Stunden gewesen sein. Ich schreckte hoch und ging langsam ein paar Schritte rückwärts. Drei Männer betraten den Raum. Zwei von ihnen mussten Secruity Männer sein, denn sie trugen diese typisch schwarze Uniform.  Der vordere sah fast so aus wie ein Geschäftsmann, nur... bevor ich überlegen konnte, für was genau ich ihn halten sollte kam er auch schon mit schnellen Schritten zu mir. Ich beobachtete jede seiner Bewegungen und begann leicht zu zittern. Er kam mir bekannt vor, aber ich war mir sicher ihn noch nie zuvor gesehen zu haben. "So Kleine, mach jetzt keinen Fehler," sagte der Mann zu mir, während er eine Pistole aus seiner Jacke holte. Doch ich empfand in diesem Moment keine Angst, ich fühlte mich bloß verlassen und allein. Es machte keinen Sinn sich zu wehren, schließlich hatte er eine scheinbar geladene Waffe griffbereit, so nickte ich ihm zu. "Braves Mädchen, also steh auf und stell dich mit dem Gesicht zur Wand!" Ich gehorchte, tat sofort was er wollte. Er kam direkt hinter mich und legte mir Handschellen an. Daraufhin betastete er mich, auf mögliche Spitze Gegenstände, was sich eher wie ne Fummelei anfühlte. Ich fühlte mich sichtlich unwohl, was ihm zu gefallen schien, denn als er mich wieder zu sich drehte, sah ich in ein anwiderndes Grinsen. Er schubste mich zur Tür und ich wäre beinahe mit dem Gesicht auf dem Boden gelandet. Doch zum Glück konnte ich mich mit der Schulter am Türrahmen abfangen und taumelte nur leicht. Es schaubte hinter mir, er hatte wohl beabsichtigt, dass ich hinfalle. 'Pech gehabt,' dachte ich trotz der misslichen Situation. Langsam begann ich zu grübeln, was sie von mir wollten. Sie hatten doch keinen ersichtlichen Nutzen, einer einfachen Fotografin. 'Ich will wieder wissen, was gestern Abend passiert ist. Das würde dann vielleicht mal erklären, wie ich hierher gekommen bin,' ich war etwas genervt.

Ich stolperte einen langen und dunklen Weg entlang, der sich noch viele Meter erstreckte. Rechts und Links von mir gingen die Secruity Männer entlang und vor mir der ''Boss''. Wieder dachte ich nach, doch diesmal über eine Flucht. 'Ich darf nicht verzweifeln, nicht nochmal,' dachte ich und fühlte mich kurz wie in der Vergangenheit. Leere. Furcht. Hass. Trauer. "NEIN!," zu spät bemerkte ich, dass ich es nicht gedacht hatte, sondern förmlich ausgeschrien habe. Mein Echo hallte noch mehrere Male im Gang nach.

The mystery BoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt