2. Kapitel

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Seit meinem Einzug sind 3 Monate vergangen. In der Zeit hab ich einen Job als Fotografin angenommen und es sind keine weiteren Unannehmlichkeiten passiert. Meine Nachbarn ließen mich soweit in Ruhe, die Straßenbande ist etwas nervig, aber auch mit denen kam ich zurecht. Jessica, meine neue Freundin, hab ich beim Surfen kennengelernt. Zuerst dachte ich, sie wäre arrogant und eine, die einfach keiner leiden kann. Jede Stunde gab sie vor dem Surflehrer an, wie gut sie das alles schon konnte, doch sie fing an anderen zu helfen und hörte auf anzugeben. Denn sie merkte, dass sie sich dadurch nur unbeliebt gemacht hat. Sie sprach dennoch viel über ihr Aussehen und prahlte hin und wieder, aber sie hatte einen weichen Kern und ich konnte sie gut leiden. Seit wir uns etwas näher gekommen sind, trafen wir uns regelmäßig. Manchmal sprang sie als Model ein, wenn mir eins ausgefallen war, damit ich nicht Stunden damit verbringen musste ein Neues zu finden. Denn so konnte ich meine Fotographien rechtzeitig abgeben. Sie hat nunmal die perfekte Figur dazu, außerdem langes blondes Haar und kastanienbraune Augen. Ich allerdings könnte nie vor der Kamera stehen. Meine Figur ist nicht sonderlich auffällig, keine langen Beine, nur eine mittelmäßige Taille und eine kleine Oberweite. Dennoch war ich zufrieden mit mir selbst, mit meinen himmelblauen Augen, den leichten Sommersprossen und den schwarzen mittellangen Haaren sah ich doch ganz gut aus. Doch hinter der Kamera war ich einfach besser aufgehoben.

Komplett in Gedanken verloren, bemerkte ich nicht, dass Jessica mir mittlerweile vor den Augen herumfuchtelte. "Hallo, ist Madame noch anwesend? Ich rede mit dir." Erschrocken sah ich sie an, schüttelte den Kopf und versuchte wieder ins hier und jetzt zu kommen. "Entschuldigung, ich war woanders, worum ging es grade?" Meine Freundin seufzte und lehnte sich gegen ihren Stuhl. "Um den Typen der doch tatsächlich meinte ich sehe aus wie 35! Ich bin grade einmal 24,  kaum älter als du und dich schätzen sie noch nicht einmal auf 20. Das ist wirklich gemein." Ich legte meinen Kopf in meine Hände. "Hey, sei mir nicht böse, aber.. ich bin echt nicht konzentriert und kann dir nicht wirklich zuhören. Seit ein paar Tagen schweifen meine Gedanken immer wieder ab, hin zu diesem komischen Typen. Ich frage mich warum er mich in Ruhe gelassen hat, er war ja so sauer. Ach..  tut mir leid, es sollte mich nicht mehr beschäftigen, es ist bald 3 Monate her und ich hab ihn seit dem auch nicht mehr gesehen." Ich sah Jessi an, welche mir zum Glück verständnisvoll in die Augen blickte. "Ich war zwar nie in einer solchen Situtation, aber ich verstehe dich. Das war ein seltsames Ereignis, aber dennoch würde ich versuchen ihn zu vergessen. Wie du sagtest, du hast ihn lange nicht gesehen und wer weiß, vielleicht sitzt er wegen seiner Prügelei schon hinter Gittern." Ich nickte und sagte "Ich denke du hast recht, außerdem muss ich jetzt erstmal in den Wald und einen Koala finden. Der Kunde will davon ein Foto haben. Ich verstehe nicht was die damit wollen, aber was solls, ich kriege ja das Geld." Ich verabschiedete mich von ihr, verließ das Café und machte mich auf den Weg in den Wald.

Das Shooting verlief nicht ganz nach Plan und es war schon später Abend, als ich endlich fertig war. Ich setzte mich etwas ins Gras und betrachtete den Himmel. 'Es war eine wirklich gute Entscheidung hierher Auszuwandern.' Ich lächelte, weiterhin vertieft in meine Gedanken.

Ich muss wohl eingeschlafen sein, denn es war mitten in der Nacht als ich die Augen öffnete, mein Körper zitterte vor Kälte. "Das kann ja wieder mal nur mir passieren," meckerte ich rum, stand auf und klopfte meine Hose aus. Dann sah ich mich panisch um, als mir einfiel, dass ich meine Kamera mitgenommen hatte. Erleichtert sah ich, dass sie in der Mulde lag, neben der ich auch das Stativ abgelegt hatte. Ich fror etwas, da ich keine Jacke dabei hatte und die Luft abgekühlt war. Ich wolte mich grade aufmachen, da vernahm ich leise Stimmen. Ich kauerte mich hin, um nicht entdeckt zu werden. Warum ich dies tat? Es war wohl einfach ein Instinkt. Die Stimmen wurden lauter und ich konnte hören was sie sagten. "Wo hast du den Scheiß versteckt? Ich hab keine Lust die ganze Nacht durch irgendwelche Büsche zu krabbeln, jetzt sag mir endlich wo das Zeug ist!" Kurze Stille. "Man ich hab keine Ahnung mehr," gestand der Andere. "Du willst mich wohl verarschen! Du willst bloß alles für dich behalten. Ich hab deine Spielchen satt," der Mann wurde immer lauter. Ich versuchte so unauffällig wie möglich davon zu kommen, ich griff nach meiner Kamera und dem Stativ, spürte jedoch eine andere Hand, statt meinen Materialien. Mein Herz setzte einen Schlag aus und ich war kurz davor zu schreien. Ich wollte meine Hand wegziehen, doch ich wurde festgehalten. Die Person kam näher und versuchte mein Gesicht zu erkennen, doch es war zu dunkel dafür, daher sah auch ich nicht, wen ich vor mir hatte. "Ey, hast du es endlich gefunden," fragte die andere Stimme. "Nein, aber hier lag ne Kamera rum." Ich wimmerte leicht. Ich wusste nicht warum der Typ mich nicht gehen ließ und die Kamera war sehr teuer, wenn er die verscherbeln würde, dann wäre alles hin. "Gib mal her, vielleicht bringt die mir was ein. Mit dem Marihuana hätten wir allerdings viel mehr verdient, wenn du nicht so dumm wärst und es irgendwo hier draußen verlierst." Der Mann, der mich noch immer festhielt, gab dem anderem meine Kamera. Ich versuchte mich loszureißen, doch so hielt er mich nur umso fester. "Die sieht sehr hochwertig aus, dafür kriegen wir sicher 1.500 Dollar. Das macht deine Schuld zwar nicht wett, aber dafür gebe ich dir ne Woche länger und jetzt such gefälligst mein Marihuana. Ich warte an der Straße auf dich." Als der Mann bei mir nicht antwortete, weil er damit beschäftigt war mich im Zaum zu halten, brüllte der Andere: "Sag mal Liam, hörst du mir nicht zu?! Steh sofort auf!" Liam gehorchte und ich nutze diese Chance und krabbelte langsam davon, bevor der Gauner mich auch entdeckte. Die beiden diskutierten noch eine Weile. Ich schaffte es in der Zeit zur Straße zu gelangen. Meine Kamera war ich los, aber mein Leben hatte ich noch und wer weiß was passiert wäre, wenn der miese Kerl mich entdeckt hätte. 'Wieso nur hat dieser Liam mich festgehalten und warum kam mir seine Stimme nur so bekannt vor?'

Ich war froh zurück in meiner Wohnung zu sein. Müde war ich keinesfalls, mein Herz raste und die Wut machte sich in mir bemerkbar. Ich hatte nicht das Geld mir eine neue Kamera anzuschaffen, jedoch konnte ich keine Anzeige erstatten. Mehr als den Namen Liam hatte ich nicht, denn die beiden Kerle konnte ich nicht erkennen. So grübelte ich eine Weile auf meiner Couch, kam jedoch zu keinem Ergebnis. Ich beschloss mich, trotzdessen, dass ich nicht müde war, mich noch einmal hinzulegen. Auf dem Weg ins Bett machte es Klick in meinem Kopf. Ich wusste wieder woher ich diese Stimme kannte, es war der Typ von der Schlägerei! Es war der gleiche Akzent, dieser raue Klang, diese Stimme hatte ich bisher kein zweites mal gehört. Nun konnte ich wirklich nicht mehr schlafen. Ich holte mein Handy und rief Jessica an, diese ging nach einigen Sekunden dran. "Wieso weckst du mich so früh? Egal was es ist, ich wars nicht," sie klang sehr verschlafen. "Tut mir leid, aber du glaubst nicht was passiert ist." Ich erzählte ihr alles und sie schien plötzlich hellwach. "Wieso hast du ihn nicht einfach K.O. geschlagen? Dann hättest du deine Sachen nehmen können und keiner hätte dich rangekriegt, es war doch stockdunkel." "Ich kann doch nicht einfach Leute umhauen. Was soll ich denn jetzt machen? Soll ich diesen Liam anzeigen?" Kurz hörte man nichts, Jessica schien zu überlegen. "Weißt du was? Keine Polizei, wir regeln das jetzt selbst, komm um 14:00 Uhr zu mir. Ich erzähle dir dann was ich vorhabe.. und jetzt.. lass mich schlafen." Sie lachte kurz und bevor ich noch etwas sage, konnte legte sie auf.

The mystery BoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt