Kapitel 1

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Ich war zu spät.

Verdammt.

Fluchend stieg ich aus meinem gelben VW Käfer aus und setzte einen Fuß in eine tiefe Pfütze.

Auch das noch.

Der Regen prasselte auf den Boden als täte er noch nie etwas anderes, während ein kleiner Spatz neben einem Baum ängstlich nach einem Unterschlupf suchte.

Ich schnappte mir schnell meinen Regenschirm, der sich auf dem Beifahrersitz befand und hastete eilig aus dem Auto, zupfte mein Kleid zurecht, öffnete den Regenschirm und schloss die Wagentüre.
Darauf bedacht nicht auf dem glitschigen Boden auszurutschen, stöckelte ich langsam auf die Eingangstür des riesigen verglasten Gebäude zu.

"Hi, du kleiner Mistkäfer, du!"

Grinsend drehte ich mich um, während ich schon ahnte wer hinter mir auflauern würde.

Anscheinend war ich doch nicht die einzige, die heute zu spät war.

Ein frech grinsender Alex kam auf mich zu stolziert, gar nicht daran interessiert, dass sein blauer Anzug gerade völlig durchnässt war.

"Auch einen schönen Tag, du Schlingel."

Bevor ich die Tür auch nur erreichen konnte, war er schon vor mich geeilt um mir die Tür aufzuhalten.
Ein Gentleman, wie er im Buche stand.

"Pass auf, dass du nicht auf deiner eigenen Schleimspur ausrutscht, Mr. Sonnenschein.", entfuhr es mir, worauf ihm ein herzlicher Lacher entkam.

In der Eingangshalle war schon jede Menge los. Menschen eilten von links nach rechts und umgekehrt. Ich liebte den Trubel.

"Na dann, Frau Sekretärin, wünsche ich Ihnen einen lieblichen Arbeitstag. Wir werden uns noch sehen."

Kichernd gab ich ihm einen Klaps auf den Hinterkopf und schüttelte den Kopf. So ein Schmeichler. Nervig.

Trotz meiner ausgelassenen Art mit Alex herumzuspaßen, schlummerte tief in meinem Inneren ein kleiner Funke Traurigkeit, schließlich würde heute unser Chef verabschiedet werden. Klaus. Er war mir mit der Zeit so ans Herz gewachsen.

Heute würde das letzte Meeting mit ihm zusammen stattfinden, zu dem ich selbstverständlich nicht zu spät kommen wollte. Und falls der neue Chef heute auch schon anwesend sein sollte, wollte ich natürlich einen guten Eindruck hinterlassen. Der erste Eindruck zählte schließlich.

Ein tiefes Räuspern ertönte neben mir und ich schreckte auf. Als ich jedoch sah, mit wem ich es hier zu tun hatte, hätte ich am liebsten meine Augen verdreht.

"Na, Ms. Leslie, heute müssen Sie sich wohl von ihrem geliebten Chef verabschieden. Sie müssen am Boden zerstört sein, habe ich Recht? Schließlich war er der einzige der ihre Arbeit schätzte. Zumindest tat er so."
Herausfordernd zog er seine Augenbrauen nach oben, während er in großen Schritten neben mir her schlenderte.

Finneas.

Am liebsten würde ich ihm für seine unverschämten Aussagen seine Rübe absäbeln, jedoch rief ich mir ins Gedächtnis, professionell zu bleiben.

"Er liegt mich tatsächlich sehr am Herzen.", antwortete ich kaltherzig.

Finneas hasste mich seit ich mich an ihn erinnern kann, was auf Gegenseitigkeit beruhte, wie ich gestehen musste.
Er versuchte mir schon seit ich hier angefangen hatte das Leben schwer zu machen, jedoch war er mir nicht wirklich ein Dorn im Auge. Klar war es anstrengend Tag für Tag seine frechen Sprüche aushalten zu müssen, aber ich denke ich konnte behaupten, dass ich ihm um einiges überlegen war.
Keine seiner Behauptungen löste irgendetwas in mir aus.
Abgesehen von dem nicht gerade seltenen Drang ihm mal seine gigantische Fresse zu polieren, aber dem konnte ich locker standhalten.

"Das merkt man, meine Gute. Sie scheinen ein Talent dafür zu haben bei jedem der ihnen recht kommt eine dicke Schicht Schleim zu hinterlassen. Man kann es ihnen nicht verübeln, Ms. Leslie, sie sind noch so jung und unreif."
Diabolisch lächelte er mir von der Seite entgegen.

Er wollte mich zur Weißglut bringen, doch er ließ mich vollkommen kalt.
"Wie sie meinen, Mr. Woods. Ich weiß nicht wie es ihnen geht, aber ich habe heute noch Arbeit zu tun, wenn sie mich also entschuldigen würden."

Höflich lächelnd schlängelte ich mich an ihm vorbei, extra in möglichst hoher Geschwindigkeit, sodass er mich nicht wieder einholen konnte.
Er wollte nunmal Aufmerksamkeit, der Arme.

Die Tür zum Konferenzraum stand offen und ich betrat ihn mit einer selbstsicheren Haltung und einem freundlichen Ausdruck auf dem Gesicht.

Klaus stand neben seinem Platz am Ende des langgezogenen Tisches und plauderte unbeschwert mit der Abteilungsleitung vom Marketingbereich, Mike.
Ich wollte die Unterhaltung nicht stören, also stellte ich mich geduldig wartend neben die beiden.

Als die beiden sich noch einmal die Hand gaben und Klaus sich dann in meine Richtung drehte, lächelte ich ihn traurig an.

"Ellie, meine Liebe. Nun ist es also wirklich so weit."
Seine barmherzigen Augen strahlten Freundlichkeit aus, als er  mir mit einem sanften Händedruck die Hand schüttelte.
Ich musste wirklich aufpassen um nicht wie ein Kleinkind in Tränen auszubrechen.

"Sieht so aus.", antwortete ich.

"Sie werden mir besonders fehlen. Ich habe Gray bereits von ihnen erzählt und habe ein paar gute Worte für sie dagelassen."
Grinsend zwinkerte er mir zu.
Seine Falten, die sich sanft auf seinem Gesicht abbildeten verrieten einiges über sein Alter und ich bewunderte ihn für seine lange Arbeitszeit in diesem Verlag, in der er einiges geleistet hatte.

"Wobei sie das gar nicht nötig gehabt hätten, schließlich sind sie meine beste Frau."

Ich musste mich beherrschen um nicht völlig rot anzulaufen.
"Vielen Dank, Claus. Ich werde die Zusammenarbeit mit ihnen wirklich vermissen."

Lächelnd legte er mir eine Hand auf die Schulter.
"Noch haben wir ja ein letztes Meeting zusammen, Ms. Leslie. Und ich bin mir sicher, wir werden uns auch danach noch oft zu Gesicht kriegen."

Lächelnd nickte ich ihm entgegen und wollte schon wieder zu meinem Platz gehen, als Claus mir noch einmal dazwischen kam.

"Halt! Ellie!"
Ruckartig drehte ich mich um.

"Da kommt er doch schon, mein Sohn."
Fragend runzelte ich meine Stirn.

"Na euer neuer Chef. Gray."
Er nickte in Richtung Eingangstür.

Verwirrt drehte ich mich um und staunte nicht schlecht.
Mit welcher Geschwindigkeit und Zielstrebigkeit er auf uns zu kam, ließ mich schonmal einiges über ihn erahnen.

Sein Blick war starr auf uns gerichtet und es dauerte nicht lange, bis er schon bei uns angekommen war und Claus kurz umarmte.

Kurz darauf drehte er sich in meine Richtung und streckte mir seine Hand entgegen. Sein Blick war kalt und entblößte keinerlei Gefühle.
Seine abweisende Art machte mir tatsächlich ein wenig Angst.

Nun gut, Angst nicht unbedingt. Ich würde jedoch lügen wenn ich sagen würde, sein Verhalten ging spurlos an mir vorbei.

"Sehr erfreut. Sie müssen dann wohl Ms Leslie sein?" Fragend zog er eine Augenbraue nach oben.

Ich nickte und bestätigte somit seine Vermutung.
"Gleichfalls."
Sollte ich ihn Gray oder Mr. Hunter nennen?
Wahrscheinlich eher Letzteres.

Seine dunklen Haare lagen geordnet auf seinem Kopf während kantige Gesichtszüge seinen kühlen Ausdruck verstärkten.

Ich setzte mich auf meinen Platz und wartete geduldig, bis das letzte Meeting zusammen mit Claus endlich begann.
Dabei dachte ich darüber nach wie die nächsten Jahre wohl mit Gray, falsch, Mr. Hunter, zusammen sein würden.

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Hi! Das erste Kapitel ist raus, was sagt ihr?
Wie findet ihr Mr. Hunter bis jetzt so? Ich weiß ihr wisst noch nicht wirklich viel über ihn, aber mich würde es mal interessieren wie ihr ihn so einschätzt😅

Bis zum nächsten Mal💖

SmaragdosWo Geschichten leben. Entdecke jetzt