𝕂𝕒𝕡𝕚𝕥𝕖𝕝 𝟝 𝕌𝕘𝕝𝕪 𝕤𝕞𝕚𝕝𝕖 𝕒𝕟𝕕 𝕕𝕖𝕒𝕕 𝕓𝕠𝕕𝕪

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Kontrolle war ein fester Bestandteil im Leben von jedem Menschen.

Kontrolle über sich selbst, über sein Leben, seine Gefühle, seine Handlung und seine Gedanken.

Aber ich hatte schon lange keine Kontrolle über mich selbst, und das erkannte ich vor allem in den Tagen, an denen alles die überhand nahm, alles außer meine Kontrolle.



Das erste was man hörte, war ein tiefes Schluchzen. Die Hände fest auf die Ohren gedrückt, hockte ich zusammen gesunken auf dem Bett.

Ich schüttelte meinen Kopf vor Verzweiflung, wusste eigentlich garnicht weshalb die Tränen meine Augen verließen, doch sie taten es und wurden weder weniger noch schmerzloser. 

Werde ich verrückt?

Nein, ich war es schon lange, dachte ich mir, als ein markerschütternder Schrei meine trockene Kehle verließ.

Leichenaugen blickten starr in meine, eine Stimme schrie meinen Namen, doch ich wollte es nicht hören, wollte es nicht sehen und am wenigsten wollte ich es fühlen.

Verzweifelt versuchte ich die Stimme und die Bilder, welche in meinem Kopf Platz fanden, zu übertönen, doch ich schaffte es nicht, weshalb eine schlagartige unbegründete Wut meinen zitternden Leib umfasste, und mich schier erdrücken wollte. 

Ich sah wie ein Blutverschmierte, aufgerissenen Hand, aus der Dunkelheit kroch, nach mir griff, an meinem Hals zerrte, mich zu erwürgen drohte.

Ein weiterer Schrei aus meiner geschundenen Kehle, in der Hoffnung alles zu beenden, doch ich versagte.



Das erste, was die Wand voller Wucht berührte, war ein Bilderrahmen meiner Eltern und mir. Das Glas zersprang mit einem lauten Knall in allen Richtungen, ging klirrend zu Boden, doch es hörte nicht auf.

Ohne jegliche Kontrolle, griff ich nach allem, warf es um mir, bemerkte nichts von meiner Außenwelt, denn ein vergessenes Geschehnis brannte sich langsam und qualvoll in mein Gehirn ein, und ich wollte nur noch erlöst werden.

Oh wie sehr der Tod, in diesem unendlichen Augenblick, eine begehrende Schönheit in meinen Augen war.

„Ich will nicht. Bitte. Hört auf damit."

Aber sein klägliches wimmern traf nur auf taube Ohren.

Der kleine Junge weinte vor sich hin, wünschte sich nichts sehnlicheres als in die wärmenden arme seiner Mutter fliehen zu können, die in diesem Moment verzweifelt nach ihrem kleinen Jungen suchte.

Die nächste schmerzvolle Welle schlug auf ihn ein, und brachte den Jungen zum schreien.

Blut floss aus den unzähligen Wunden an den zierlichen Körper.

Schau es dir an Namjoon.

So schwach warst du.





Mein Schreibtisch, welches ich eigentlich kaum benutze, musste dran glauben und lag nun, mit einem einzigen Stoß mehrere Meter von mir weg auf den Boden.

Ich weinte immer noch, schrie mir die Seele aus meinem verdorbenen Leib, denn ich spürte heiße lodernde Glut in meinen Adern laufen und spürte wie es mich von innen verbrannte.

Ich schlug mit meinem Kopf auf die Wand, hoffte auf Schmerzen, die diesen in meinem Inneren übertönten, doch es gab nichts, welches die nun frische Wunde daran lindern könnte zu schmerzen.

Ich krümmte mich zusammen, wollte doch nur, dass alles aufhörte, wie der kleine hilflose Junge in meinem Kopf, der weinend nach seiner Mutter schrie, die in jedoch erst nach mehreren qualvollen Monaten retten konnte.

Zumindest das was noch von ihrem damaligen Jungen übrig geblieben war.

Eine Leiche.



„Namjoon."

Ein weiterer Schrei.

Es sollte aufhören, doch nichts tat sich.

Wie festgewachsen steckten die grausamen ekelerregenden Bilder darin, verließen mich nicht, mochten es mich zu quälen.

„Namjoon!"

Ich schüttelte heftig den Kopf.

Verschwindet von hier, wollte ich schreien, aber ich schwieg, sagte nichts, tat nichts außer den Tränen freien Lauf zu lassen.

„NAMJOON!"

Meine Augen glitten zu dem Mann, welcher meinen Namen schrie.

Warum schrie er?

Ich habe doch nichts getan, warum schrie er mich genau so an, wie die Männer in meinem Kopf. Ich wollte es nicht noch mal sehen. Nicht nochmal fühlen. Er soll verschwinden, aber er bewegte sich nicht.

Er zeigte Ruhe, dich ich aber in diesem Moment nicht fand.



„Alles ist gut. Ruhig atmen." sagte der Mann. Schritt vorsichtig und bedacht auf mich zu, setzte sich vor mir auf den Boden, und blickte mit Sorge in meine Augen.

Eine weitere Betreuerin kam an meine Seite, legte mir etwas an den Mund, aus welchem weiterhin das tiefe Schluchzen von mir zu hören war. Ich ließ es geschehen, denn ich war erschöpft und konnte nur noch beobachten wie die heißen Tränen, meine Wangen durch nässten.

Ich schloss die Augen, atmete immer noch hektisch, dachte ich würde gleich ersticken, da die Angst weiterhin in meine Knochen verankert war.

Die Tüte wurde weiter an meinem Mund gedrückt, zwang mich dazu ruhiger und tiefer einzuatmen.

Ich fühlte mich schwindelig, wollte mich übergeben, denn die Bilder flogen vor meinen Augen hin und her und hörten einfach nicht auf.

Ich krallte mich an die Betreuerin, die mir weiterhin besorgt das Stück Plastik an mein Mund drückte.

Was waren das für Bilder?

Weshalb sehe ich Geschehnisse, die ich noch nie erlebt habe?

Ein weiteres klägliches Wimmern war aus meinem Mund zu hören, während der kleine Junge aus meinen Gedanken mich wieder heimsucht. Seine fast toten Augen blickten in meine, seine blutig zerfetzten Lippen bogen sich nach oben, kreierten ein Lächeln von Schmerz sowie Elend erzeugt und ich merkte wie mir das Herz in meiner Tauben von Schmerz betäubten Brust versagte, als ich die unverkennbaren Grüppchen an den Wangen erkannte.

ℕ𝕖𝕨 𝕕𝕒𝕪 || ℕ𝕒𝕞𝕛𝕚𝕟Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt