EINS

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»Ich spüre es, heute Nacht werde ich Sex haben.«

Zac grinst uns spielerisch an und wirft die gerauchte Zigarette in hohem Bogen von sich weg. Mein Blick folgt ihr. So lange, bis sie im Graben neben uns versinkt und die rote Glut komplett erlischt.

Der älteste unserer Clique, Seth, lacht daraufhin ironisch auf und klopft Zac danach mitleidig auf die Schulter. Was dieser im selben Moment abzuschütteln versucht. »Du meinst, genauso wie die letzten Male davor auch schon?«

Kopfschüttelnd beobachte ich meine zwei besten Freunde, wie sie sich gegenseitig hochschaukeln und ziehe ebenfalls ein letztes Mal an meiner Kippe.

Ich bin kein richtiger Raucher, wahrscheinlich eher das, was man einen Partyraucher nennt. Brauchen tue ich Zigaretten nicht, weder nach dem Essen, noch nach dem Sex, doch nach einer guten Dosis Alkohol kommen die Gelüste dafür eben hoch.

»Vielleicht solltest du dann heute auch mal versuchen, aktiv auf eine Frau zuzugehen, anstatt sie von Weitem anzustarren wie ein Geisteskranker«, gebe ich nun auch noch meinen Senf dazu und schaue den Blonden schulterzuckend an.

Es ist nämlich wirklich immer das Gleiche. Zac sieht ein hübsches Mädchen. Er überlegt sich die perfekten Worte. Dann macht er ein paar Schritte auf sie zu. Und bevor er sie überhaupt anspricht, wird er schüchtern, dreht sich wieder um und lässt es dann ganz bleiben. Oder so wie ich das nenne, der ewige Kreislauf der Jungfräulichkeit.

Und unser Job ist es, ihn danach wieder aufzubauen.

»Ha, ha, ihr seid ja so viel besser als ich.« Schmollend verschränkt er die Arme vor der Brust. Wirft uns beiden einen bösen Blick zu, bevor er sich komplett von uns abwendet und zu dem Haus vor uns sieht. Aber Seth wäre nicht Seth, wenn er auf dem Ganzen nicht noch ein wenig herumhacken würde und mir deshalb sofort seine Hand hinhält, damit ich abklatschen kann. »Endlich hast du's kapiert, Alter.«

Die Party in dem Haus vor uns ist, der Lautstärke der Musik nach zu urteilen, schon in vollem Gange. Selbst hier draußen haben sich bereits einige Menschen zusammengefunden, um frische Luft zu schnappen oder eben auch ihren Mageninhalt auf die unschöne Weise zu entleeren. Finster denke ich sofort an das eine Mal zurück, als mir Zac mein liebstes Shirt vollgekotzt hat und ich es wegen des Gestankes noch vor Ort entsorgen musste.

Insgeheim nehme ich es ihm nämlich immer noch übel, dass er sich nur wegen eines Mädchens, mit welchem er noch nicht mal ein einziges Wort gewechselt hatte, bis zur Besinnungslosigkeit vollgesoffen hat.

»Wenn du heute überhaupt noch ran willst, dann sollten wir jetzt vielleicht endlich mal reingehen. Ansonsten werden die Besten schon vergeben seien«, gebe ich zu bedenken, mache mit meinem Kopf eine Bewegung Richtung Haustür und versuche somit auch die letzten Gedanken von meinem geliebten Genesis-Shirt zu lösen.

Zac klatscht daraufhin zufrieden in die Hände. »Er hat Recht. Lasst die Party beginnen.«

Unter den Blicken der mir eher fremden Partygäste, bahnen wir uns zu dritt einen Weg durch die jetzt schon Stockbesoffenen und treten durch die Eingangstür in Brian Cornwalls Zuhause ein. Brian Cornwall, das wahrscheinlich größte Arschloch der Schule nach Ethan Anderson. Und trotzdem, würde niemals jemand freiwillig eine seiner Partys verpassen.

Der beißende Geruch nach Schweiß, Alkohol und Gras steigt mir augenblicklich in die Nase und ich verspüre den starken Drang, mich umzudrehen und das Haus mit nur wenigen Schritten wieder zu verlassen.Obwohl man es eigentlich gar nicht mehr Haus nennen kann, sondern eher Villa dazu sagen müsste.

Allgemein bin ich heute nicht wirklich in der Stimmung zu feiern, doch meine beiden besten Freunde, sind der Meinung gewesen, dass heute die Nacht der Nächte ist. Dass Zac nur hier ist, um Lauren McCartney von weitem anzuschmachten, ist dabei jedem von uns klar.

Cinnamon Crush (LESEPROBE)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt