»Auf was?« Irritiert mustere ich ihn, wie er mich spielerisch anfunkelt.
»Statt Wahrheit oder Pflicht. Wir stellen uns gegenseitig Fragen und wenn man sie nicht beantworten möchte, dann muss man als Strafe einen Löffel Zimt essen. Pflichtaufgaben sind zu zweit echt langweilig.«
Skeptisch ziehe ich bei der Erklärung eine Augenbraue nach oben. »Hast du dir das gerade ausgedacht?«
Der fremde Junge, dessen Namen ich immer noch nicht kenne, zuckt lachend mit den Schultern und setzt sich auf einen Barhocker an der Theke. »Und wenn es so wäre?«
Gut, darauf fällt mir keine passende Antwort ein.
Er klopft mit einer Hand auf den Hocker neben sich und seufzend lasse ich mich darauf fallen. Caroline, die wahrscheinlich noch auf mich wartet, kann auch einfach weiter warten. Und was spricht schon dagegen, auf dieses kleine Spielchen einzugehen?
»Ich fange an«, bestimmt er und dreht sich so, dass er mich anschauen kann. Während er überlegt lässt er die Hand durch seine Locken fahren und spitzt seine Lippen dabei ein wenig. Argwöhnisch mustere ich ihn. »Okay, wir fangen einfach an. Hunde oder Katzen?« Und das soll eine Frage sein, bei der man überlegen soll, ob man sie überhaupt beantworten will?
Er bemerkt mein Zögern und lacht leise. »Was denn? Das ist eine wichtige Frage, die man stellen muss. Daran entscheide ich, ob du mir sympathisch bist oder nicht.«
»Ich hasse Katzen, die jagen mir Angst ein«, antworte ich und sehe, wie sich ein breites Grinsen auf sein Gesicht schleicht. Diese kleinen Fellmonster sind mir unheimlich und seit mich Zacs Katze Cleopatra gekratzt hat, als ich sie streicheln wollte, halte ich lieber Abstand von ihnen. Ein Grund, warum ich fast nie bei Zac abhänge und er immer zu uns kommt. Das, und weil seine Familie leider noch anstrengender sein kann als meine.
»Sie jagen dir Angst ein? Che carino.« Ich habe zwar keine Ahnung, was er da gesagt hat, aber ich bin mir ganz sicher, dass er mich auf den Arm nimmt. Zumindest funkeln seine Augen mich belustigt an.
»Sympathietest bestanden?«, frage ich deshalb, um vom Thema abzulenken.
»Hast du, ich bin auch mehr der Hunde-Typ.« Freudig trinkt er einen Schluck von seinem Getränk und nickt mir dann zu. »Du bist dran.«
Angestrengt denke ich nach. Ich bin schlecht im Fragenstellen. Das ist auch ein Grund, warum ich eigentlich nie Wahrheit oder Pflicht mit den anderen spiele, abgesehen von den dämlichen Pflichtaufgaben, die jedes Mal gestellt werden.
Eine sexuell intime Frage kommt mir aus irgendeinem Grund sowieso total unpassend vor. Und da er mir einen sanften Einstieg gewährt hat, beschließe ich es ihm gleichzutun. »Lieblingsmusikrichtung?«
»Facile. Indie Rock.« Er deutet mit einer Handbewegung auf sein Oberteil und erst jetzt erkenne ich das Logo der Arctic Monkeys darauf. Verstehend nicke ich. Okay, Frage verschwendet, würde ich sagen.
Ich schnappe mir wieder meinen Becher und trinke ihn in einem Zug aus, während er nachdenklich seinen Blick auf mich geheftet hat. Es ist die Art, wie er seine Augen beim Überlegen zusammenkneift, die mich irgendwie nervös macht. Oder wie er mich mustert. So intensiv. Als würde er einen total interessanten Film anschauen, bei dem er jedes Detail mitbekommen möchte.
Dann verschränkt er die Arme vor der Brust und zieht eine Augenbraue nach oben. »Warum versteckst du dich hier?«
Seine Augen nehmen jede Reaktion meines Körpers wahr, während ich angestrengt versuche, überhaupt keine zu zeigen. Was genau soll ich ihm denn bitte sagen? Dass ich vor einer heißen Braut davongerannt bin, weil ich mit klarem Verstand nicht wieder mit ihr im Bett landen will? Weil meine Freunde aber genau das von mir erwarten? Ich muss mich kontrollieren. Nichts davon habe ich jemals mit jemanden geteilt und das wird auch so bleiben.
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Cinnamon Crush (LESEPROBE)
Teen FictionSich selbst kennt man doch eigentlich am besten... Das denkt der 17-jährige Henry jedenfalls - bis er eines Abends auf den etwas älteren Elian trifft, der mit seinem britischen Akzent und süßen Zimtduft alles durcheinander bringt. Mit einem Mal wird...