~~~

19 2 0
                                    

>>This may be the ending of your dreams<<

„Sie haben es nicht gesehen...", flüsterte der Junge, seine Stimme kaum mehr als ein Flüstern. „Dieses... Monster, dass wir... dass ich erschaffen habe..."

Mit leeren Augen sah der Krüppel zu ihm hoch. Keine Hoffnung, kein Lebenswille war mehr in dem Blick des kleinen Jungen zu erkennen. Er wirkte mehr tot als lebendig, zusammengesunken in dem klapprigen Rollstuhl, der blutige Verband sichtbar unter der kurzen Hose und dem Ärmel des T-Shirts.

„Also... reden Sie nicht, als wüssten Sie alles... Sie haben keine Ahnung..." Der blonde Junge senkte den Kopf, statt weiter in die schwarzen Augen des Militärmannes zu sehen. Er zitterte vor Angst, aber nicht Angst um sich selbst, sondern Angst um seinen Bruder.

Er zischte auf als der schwarzhaarige Mann ihn an seinem Oberteil packte und etwas aus dem Rollstuhl hob. Der Blick des Offiziers war nicht kalt, aber Mitgefühl suchte er ebenso scheinbar vergeblich.

„Hör zu Kleiner.", begann er mit fester Stimme. „Ich habe vielleicht nicht das gesehen, was ihr erschaffen habt. Aber ich sehe dich, hier und jetzt. Und was ich sehe, gefällt mir nicht." Er beugte sich etwas näher zu dem Gesicht des jungen Alchemisten. „Du bist noch ein Kind. Du hast einen Fehler gemacht, einen großen. Aber du bist ein Kind. Du hast noch so viel im Leben vor dir."

Der kleine Junge sah zu ihm hoch, die Augen groß. Langsam ließ der Offizier ihn wieder in den Rollstuhl herunter. „Du solltest jetzt noch nicht aufgeben.", fuhr der Schwarzhaarige fort. „Wie alt bist du, Acht?"

„Zehn, Sir...", gab er kleinlaut als Antwort. „Ich bin schon zehn..."

„Schon? Du hast kaum was vom Leben gesehen, du bist noch klein und jung. Dein Leben mag mit Sicherheit sehr viel schmerzvoller als das anderer gewesen sein, aber willst du wirklich schon aufgeben? Willst du wirklich jetzt einfach aufhören, dein Leben wegschmeißen? Hier vergammeln bis du stirbst? Du hattest genug Entschlossenheit, um das Tabu zu brechen. Du hattest genug Stärke, um die menschliche Transmutation zu überleben. Und jetzt gibst du einfach auf?"

Der verkrüppelte Junge wusste, dass der Ältere ihn absichtlich provozierte und herausforderte. Dennoch konnte er sich eine schnippige Erwiderung auf die Worte des Mannes nicht verkneifen: „Ich geb nicht auf!"

„Ach nein?" Ein kleines Lächeln erschien auf den Lippen des Soldaten. „Was machst du hier dann? Leblos in einem Rollstuhl rumsitzen am Ende der Welt?"

Etwas Wut kam in dem jungen Blonden auf und er verengte die Augen zu Schlitzen. „Ich... Nein! Ich... Ich mache..." Er stockte in seinen zornigen Worten. Das Schmunzeln seines Gegenübers zeigte ihm deutlich, dass der Mann genau wusste, dass er recht hatte. Der Junge schmollte.

„Es ist nicht schlimm, sich Zeit für eine Pause zu nehmen." Der Soldat zog sich einen Stuhl heran und setzte sich direkt vor den Jungen. „Jeder braucht mal Pausen. Aber in ihnen musst du die Kraft finden, weiterzumachen. Sonst vergisst du dich und bist irgendwann wirklich mehr tot als lebendig."

Der Blonde antwortete nur mit einem leichten Nicken. Er wollte dem Blick aus diesen schwarzen Augen ausweichen, doch sie schienen ihn magisch gefangen zu halten und ließen ihn nicht wegschauen.

„Willst du für immer so bleiben? Ein Krüppel? Ich bin sicher, es gibt Wege. Wege, um deinen Körper oder den deines Bruders wiederherzustellen. Du musst nur suchen gehen."

Erst sah er den Mann einige Momente an, dann schüttelte er leicht den Kopf. „Unsere Körper... sind Preise für die Wahrheit. Die kann man nicht einfach so wiederbekommen..."

„Ach nein?" Der Soldat neigte seinen Kopf zur Seite. „Sagt wer? Hast du's schon versucht?"

Er stotterte: „I-Ich... Nein, aber..."

„Hast du also nicht.", unterbrach ihn der Schwarzhaarige wieder. „Aber trotzdem bist du dir sicher? Du bist doch Alchemist. Nach welchem Prinzip leben Alchemisten?"

„Ä-Äquivalenter Tausch.", war die leise Antwort, die der Ältere jedoch gerade so hören konnte.

„Richtig. Also wer sagt, dass du eure Körper nicht eintauschen kannst? Vielleicht gibt es ja etwas von gleichem Wert, mit dem du alles zurückholen kannst? Das kannst du nie wissen, bevor du es nicht versucht hast." Er erhob sich von seinem Stuhl.

„Ich kann dir nur einen Weg anbieten. Ich weiß nicht, ob er dir das gibt, was du suchst. Es ist ein gefährlicher Weg, aber er hat viele Möglichkeiten.", fuhr er fort, seine Stimme nun weniger ermuntern als vielmehr ernst. Sein Auftrag war es gewesen, die begnadeten Elric-Brüder als Staatsalchemisten anzuwerben, aber da hatte er noch nicht gewusst, dass es kleine Kinder waren. Niemals würde er Kinder ins Militär holen, sodass sie womöglich noch in den Krieg mussten. Aber nun... Er wusste, dass es nicht der beste Weg war. Aber wie er erwähnte, dieser Weg hat Möglichkeiten.

„Werde ein Staatsalchemist."

„Das war die dümmste Idee aller Zeiten von Ihnen, Bastard.", Edward schlug seinem Vorgesetzten gegen den Arm. „Und das ist bemerkenswert, weil Sie so viel dummes machen."

Roy lachte nur leicht. „War es das? Dafür genießt du dein Leben als Staatsalchemist doch scheinbar sehr."

„Klappe, Arschloch.", war die murrende Antwort, zusammen mit einem weiteren Schlag gegen den Oberarm.

„Jaja, Kleiner. Auch wenn du's nicht zugibst-"

„WEN NENNEN SIE HIER KLEIN?!" Der Junge sah ihn wütend an, wurde aber schlagartig stiller, als der ältere Soldat ihn in die Arme schloss.

„Ich bin froh, dass du hier bist, Ed. Auch wenn ich dir einiges gern erspart hätte.", sprach der Oberst leise in das Ohr des Blonden.

Dieser erschauderte, ehe er zurückflüsterte: „Idiot. Ich... ...Danke. Sie haben mich damals gerettet und mir Hoffnung gemacht. Danke, Bastard."

>>But it's just the start of a whole new journey<<

&quot;Bluebird&quot; [Royed]Where stories live. Discover now