Kapitel 3

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Ich war schon bei meinem zweiten Kaffee und wurde immer nervöser. Marc hatte mir zwar gesagt, dass er sich weiter mit mir treffen will, aber ich war mir dabei nicht sicher. Deshalb wippte ich ungeduldig mit meinem Bein auf und ab. Der Kaffee wirkte der Hyperaktivität nicht gerade entgegen. Zugegebenermaßen war Marc heute aber nicht zu spät. Ich war einfach nur gnadenlos zu früh.

Er kam tatsächlich ebenfalls etwas zu früh und sah mich mit einem verwirrten Blick an. "Da will man früher da sein um nicht wieder zu spät zu kommen und ist trotzdem der Letzte der kommt.", sagte er während er sich gegenüber von mir setzte. Ich grinste ihn an. "Naja um vor mir da zu sein musst du dich ein bisschen mehr anstrengen." Er fing ebenfalls an zu Grinsen.

"Ich wollte mich noch einmal entschuldigen wegen gestern. Es ist ein sensibles Thema und ich hätte dich nicht darauf ansprechen sollen." Er schien es wirklich ernst zu meinen und sah mich mit seinen dunkelbrauen Augen druchdringend an. "Schon in Ordnung. Du konnstest es ja nicht wissen. Ich habe dir meine Prothese gezeigt, deshalb war es auch verständlich das du dannach gefragt hast." Er atmete erleichert aus.

"Sehr gut, dass freut mich. Wie wärs wenn wir für heute alle Themen die Verletzungen und Prothesen angehen weglassen.", schlug er vor und ich war mehr als einverstanden damit. So konnte ich ganz elegant der Frage nach meiner Prothese aus dem Weg gehen. In Gedanken nahm ich mir zwar fest vor, dass er der Erste sein sollte dem ich die ganze Geschichte erzählte, aber deswegen war ich trotzdem noch nicht bereit dazu.

"Würdest du mir mehr von deinem Vater erzählen?", fragte er und ich antwortete nur zu gern auf diese Frage. "Ich war schon immer ein Papakind. Mein Vater ist alles für mich und das obwohl wir nie viel gemeinsam hatten. Oft haben wir miteinander die Urlaube verbracht. Er hat auf der Baustelle gearbeitet und glücklicherweise einen Chef der ihn oft genug frei gegeben hat, weil wenn er von der Arbeit kam war er immer ziemlich fertig. Er ist dann eigentlich immer gleich ins Bett gegangen. Oft habe ich bei ihm und meiner Mutter geschlafen. Mein Vater ist ein großer Motorradfan. Er hat insgesamt drei Maschinen. Er hat auch sehr gerne Motorradrennen angeschaut, aber ich hatte dafür nie etwas übrig. Trotzdem habe ich es genossen, mit ihn zu fahren. Deshalb habe ich auch den Führerschein gemacht. Meistens hat er mich aber mitgenommen. Er hat mir schon immer alles bedeutet. Er ist der große starke Mann der mich immer vor allen Gefahren beschützen musste. In der Hinsicht ähnelst du ihm. Generell bist du ihm in vielen Punkten sehr ähnlich. Du hast einen ähnlichen Beschützerinsinkt deinen Bruder gegenüber wie er mir und mein Vater ist ebenfalls ein sehr guter Zuhörer. Er ist jemand der viel lacht und sich selbst nicht zu ernst nimmt, aber an den richtigen Stellen immer einen guten Ratschlag bereithält. Mein Vater ist der tollste Mensch den ich kenne."

Ich bemerkte erst dannach wie lange ich geredet habe. Man merkte glaube ich allein schon daran, dass er mir sehr viel bedeutete. Marc konnte nicht mehr aufhören zu grinsen. "Dein Vater liebt Motorräder? Dann haben wir glaube ich noch mehr gemeinsam als du dachtest.", sagte er schließlich. "Bist du etwa auch so ein verrückter Motorradfreak?", lachte ich. Er konnte einfach nicht mehr aufhören zu grinsen.

"So ähnlich. Tatsächlich habe ich aber keinen Motorradführerschein, aber die MotoGP ist sozusagen mein Leben." Ich seufzte. "Ja, dass kenne ich. Ich glaube mein Vater hat seit Jahren kein Rennen mehr verpasst. Wäre er jetzt hier wäre sicher seine erste Frage wer dein Lieblingsfahrer ist. Da er nicht hier ist, aber ihn es sicher interessiert muss ich das wohl übernehmen. Also wer ist dein Lieblingsfahrer?"

Marc sah etwas überfordert aus. "Ich bin.. ich habe.. ich habe nicht wirklich einen Lieblingsfahrer.", druckste er herum. Irgendetwas verschwieg er mir. Da ich ihm ja auch etwas verschwieg wollte ich ihn nicht dazu drängen irgendetwas zu sagen was er nicht wollte. Immerhin konnte ich das ziemlich gut nachvollziehen. Auch wenn die Frage nach dem Lieblingsmotorradfahrer doch eigentlich harmlos sein sollte.

racing against deathWo Geschichten leben. Entdecke jetzt