Fühlen

26.9K 1.8K 76
                                    

Du hast Tamara Collins echt flachgelegt?" Jona hob die Hand in die Luft und grinste, die Augenbrauen hochgezogen. „Sauber, Mann! Ich dachte schon, die würd' als Jungfrau sterben, so, wie die alle abblitzen lassen hat." Er lachte nun, ohne mir ins Gesicht zu sehen. Hätte er das getan, hätte er vielleicht gemerkt, dass ich das überhaupt nicht witzig fand. Doch er war so von sich selbst überzeugt, dass er sich gar keine Gedanken über mich machte. Es war etwas, was mich immer wieder unglaublich wütend auf ihn machte. Als er keine Antwort bekam, redete er einfach weiter. „Sogar Alex! Und der ist ja wohl ziemlich weit von ihrer Liga entfernt. Der war danach echt angepisst, ich sag's dir", er lachte erneut, ein hässliches, gackerndes Geräusch. „Musste mir stundenlang sein Gejammere darüber anhören, dass sie ihm die Fresse blutig geschlagen hat, als er sie angefasst hat. Die weiß wohl nicht, wo ihr Platz ist." Wut stieg in mir auf. Ich wusste das alles vorher nicht, vielleicht war es auch besser so. Ich hielt es nicht aus, wie sie über sie redeten. Als ob sie sie kannten, als ob sie über sie urteilen konnten, als ob sie besser wären als sie. Als ob sie ein Objekt wäre, etwas, worüber man bestimmen konnte, als ob sie keine Naturgewalt wäre. Die Wut kochte in mit hoch, stieg wie eine Welle in mir auf. Doch er bemerkte nichts.
Aber hey, du hast's geschafft, du warst der erste da unten." Er wackelte mit den Augenbrauen, sah mich nun an und hob die Hand noch höher. Sein Gesicht fiel, als er meins bemerkte. Ich fühlte, wie ein Grinsen auf meinen Lippen erschien und ich hob die Hand, wie um in seine einzuschlagen. Jonas Miene hellte sich wieder auf und er setzte an: „Hey, ich dachte schon, du wärst jetzt irgendwie sauer oder.." Er kam nicht dazu, seinen Satz zu beenden. Meine Faust störte ihn dabei. Ich fühlte, wie meine Gelenke beim Aufprall knackten, und es gab mir eine seltsame Zufriedenheit, zu sehen, wie sein Kopf zur Seite flog. Er redete so respektlos, so unüberlegt, so dumm. Als wäre er ein Tier, das gar nicht dazu fähig wäre, an was anderes zu denken als ans Rammeln.
Hast du sie noch alle?", rief er empört auf und blinzelte zu mir hoch, sich die Nase haltend. „Ich hab dir doch nur ein Kompliment gemacht, Alter!" Ich hätte ihn fester schlagen sollen. Vielleicht würde dann irgendetwas in seinem Hirn verrutschen und er würde endlich ein bisschen Verstand haben. „Rammeln können auch Kaninchen", sagte ich nur, meine Stimme angestrengt kontrollierend. „Wenn's mir nur um's Flachlegen gehen würde, hatte ich mir nicht Tam ausgesucht." Er schüttelte den Kopf und stöhnte vor Schmerz auf, als er seine Nase abtastete. Ich glaubte nicht, dass er es verstand.

Sie fühlte sich an wie ein heißes Bad im Winter, warm und weich und unglaublich. Ihre Haut war uneben, ein Muttermal hier, ein Dehnungstreifen dort, und ich wollte jeden kennen lernen, alles an ihr aufnehmen, was sie so besonders machte, wie sie zu dem Mädchen machte, das sie war. Sie wich nicht mehr vor mir zurück und das gab mir das Gefühl, dass sie mir vertraute, und das gab mir das Gefühl, unbesiegbar zu sein. Ich hatte sie, ich durfte bei ihr sein, und das machte mich in irgendeiner Art reicher als jeden König.
-
Er war erst kühl und wurde unter meinen Händen heiß, und er fühlte sich lebendig an. Es erinnerte mich daran, wie er war, seine Art, Dinge anzugehen, seine Art, zu denken. Er war kühl und dann kam etwas, was ihn leidenschaftlich machte, und er war nicht mehr aufzuhalten. Er hatte einen Krieg in seiner Seele toben und seine Küsse, seine Berührungen waren wie kleine Explosionen, die durch seine Haut in meine brannten und dort ihr Mal hinterließen. Er gab mir das Gefühl, zu ihm zu gehören, und er gab mir das Gefühl, ihn nie vergessen zu können und unvergesslich für ihn zu sein.


Mit allen SinnenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt