Als Narcissa Malfoy..

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Als Narcissa Malfoy das erste Mal in das Gesicht ihres schlafenden Neugeborenen schaute, wusste sie, dass Draco seinem Vater ähnlicher werden würde, als es ihr lieb war.

Am meisten erinnerte seine Ausstrahlung sie an Lucius. Selbst wenn er weinte, sah er erhaben aus und Narcissa dachte, dass Draco einmal alles haben würde, was er wollte.

Auch Draco's erste Schritte sagen in den Augen seiner Mutter erhaben aus. Als er sich mit fünfzehn Monaten am Tisch im Garten auf die kleinen Beinchen hochzog und vorsichtig einen Fuß vor den anderen setzte, hatte er den Kopf stolz erhoben. In diesem Moment fühlte sich Narcissa, als wäre sie die glücklichste Frau der ganzen Welt.

An Draco's fünftem Geburtstag wusste sie, dass ihr Sohn einmal viele Herzen brechen würde. Durch seine Ausstrahlung würden sicher viele sich von ihm angezogen fühlen, doch er würde sie von sich stoßen, weil er zu viel vom Stolz seines Vaters geerbt hatte und Gefühlsregungen zuließ.

Wenn er einmal zeigte, was er fühlte, war es eine Wut. Eine Wut auf etwas, das Narcissa nicht greifen konnte. Und sie fühlte, dass er ihr immer weiter aus den Fingern glitt. Denn sie konnte die Gefühle und Gedanken ihres Sohnes nicht erfassen und zerbrach sich den Kopf darüber beim Versuch, sie zu verstehen.

Als Draco acht wurde, eiferte er verbissen seinem Vater nach. Er sah zu ihm auf wie zu keinem anderen Menschen. Manchmal wünschte sich Narcissa, dass er so zu ihr aufsehen würde, doch sie wusste, dass das nahezu unmöglich war, da sie immer eine Hintergrundperson in Draco's Leben gewesen war und dies auch nicht ändern würde. Dazu war es jedoch zu spät, dachte sie. Es hatten schon zu viele andere mehr Einfluss in Draco's Leben gehabt. Und es waren nicht immer die richtigen Leute gewesen.

Am Abend, nachdem Draco nach Hogwarts eingeschult wurde, weinte Narcissa leise und einsam in seinem Zimmer. Nun hatte sie das Gefühl, dass sie Draco endgültig verloren hatte. Der Brief, der am Morgen mit einem edlen Uhu gekommen war, hatte sehr distanziert geklungen.

„Vater, Mutter,

Ich wurde, wie erwartet, nach Slytherin eingeteilt. Crabbe und Goyle ebenfalls.

Ein Korridor im dritten Stock ist gesperrt. Dumbledore verschweigt den Grund.

Harry Potter kam nach Gryffindor, zusammen mit seinem neuen Blutsverräterfreund Weasley. Es war ja klar, dass er sich mit Minderwertigen abgeben wird.

Draco Malfoy"

Es war ein so kurzer Brief gewesen. Nicht mit einem Wort hatte Draco geschrieben, wie ihm Hogwarts gefiel. Das beunruhigte Narcissa. Sie selbst war, als sie vor etlichen Jahren nach Hogwarts gekommen war, überwältigt vom Schloss gewesen.

Als Narcissas Schwester nach ihrem Ausbruch aus Azkaban in Malfoy Manor unterkam, hoffte sie, dass Draco möglichst wenig mit Bellatrix zu tun haben würde. Obwohl sie ihre Schwester war, war Narcissa sich bewusst, dass Bella während der Jahre in Azkaban eine Verrückte geworden war. Und das machte sie keinen Deut harmloser. Narcissa wollte nicht, dass Draco auf eine schiefe Bahn geriet.

Auf eine schiefe Bahn war er jedoch geraten. Und zwar in jenem Moment, in dem er sich entschied, sich dem Dunklen Lord anzuschließen. Weil es der Wunsch, nein, eher die Erwartung, seines Vaters war. Wobei, wenn Narcissa ehrlich mit sich war, war es auch ein gutes Stück Überzeugung, das Draco dazu getrieben hatte, der Gefolgschaft des Dunklen Lords beizutreten und das Dunkle Mal zu tragen. Narcissa hatte nie wirklich zur Gefolgschaft des Lords gehört. Sie trug zwar das Dunkle Mal nicht - das war sicherer. Jedoch glaubte sie daran, dass das reine Zaubererblut stärker war und auf alle Fälle rein gehalten werden musste, um die Gesellschaft der Zauberer nicht zu zerstören. Dennoch glaubte sie nicht, dass das durch die Auslöschung Minderwertiger durch Mord zu erreichen war. Sie glaubte, dass die Ausschließung aus der Gemeinschaft der Zauberer derer, die keine Reinblüter waren, viel effektiver war. Und... friedlicher. Nicht, dass sie das jemals so geäußert hatte.

Als Narcissa Malfoy...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt