Aufbruch

70 1 0
                                    

Okay, und wo habe ich jetzt eben den Schlüssel hingelegt? Ich schaue mich um. Ach da auf meinem Bett. Super, da liegen auch schon die Trinkflasche.
„Ähm... Weißt du, wo der Werkzeugkasten ist?", ruft mein Vater von unten.
Woher soll ich das denn wissen? „Keine Ahnung... Im Keller, im rechten Schrank?", antwortet ich unsicher, „also, da würde ich suchen."
„Der ist da aber nicht!", beschwert er sich aus den Keller.
„Ich weiß echt nicht, wo der ist! Hast du denn gründlich nachgeschaut?", der Werkzeugkasten ist mir grade ziemlich egal. Ich muss mich fertig machen.
„Ja, habe ich!", ruft er aufgebracht.
„Wozu brauchst du den denn?", rufe ich genervt zurück.
„Das Bild, das schon seit Wochen im Wohnzimmer liegt, will ich jetzt endlich mal aus dem Füßen haben und aufhängen!"
Ernsthaft?! Wegen einem Bild? Ich muss mich noch umziehen und meine Tasche packen. Er weiß doch, dass ich gleich weg bin. „Sicher, dass der Herr Miller sich den nicht wieder ausgeliehen hat?", irgendwo muss das Ding doch sein. Schlüssel und Essen habe ich. Geld? Ach ja, das fehlt noch.
„Oh... Ja, das stimmt...", Schritte auf der Treppe. Er ist jetzt also im Flur: „Ähm... Ich bin dann mal kurz drüben und hole ihn zurück." Ein Schlüssel klimpert und die Tür knallt zu.

Endlich Ruhe! Okay, was habe ich? Schlüssel, Portemonnaie mit Ticket und Schülerausweis, Trinken, ein bisschen was zum knabbern.
So, dann kann ich mich jetzt umziehen. Uh, was soll ich anziehen? Die Jeans, die an den Beinen und Knien kaputt ist, mit dem weißen T-Shirt und darüber den beigen Pullover oder die dunkelblaue Latzhose und den dunkelroten London-Pullover drunter? Mit der Latzhose wäre ich eher süß als cool. Nach einigem hin und her entscheide ich mich für die kaputte Jeans und den beigen Pullover und das weiße T-Shirt, das unten herausschaut. So, jetzt habe ich alles -glaube ich...
Ich verlasse das Haus und schließe die Tür ab -zum Glück ohne nochmal auf das Werkzeugkasten-Problem zu stoßen.

Auf dem Weg zur Bushaltestelle hole ich meine Kopfhörer raus. Warum verknoten die sich eigentlich immer? Ich stelle Musik an - heute natürlich RoadTrip. „We're on the road again...", ja sie sind endlich wieder auf Tour, Hero Tour. Auch hier in Edinburgh.
„Hey, you should bring your friends, Cause we're making memories" Würde ich ja voll gerne, aber die feiern euch leider nicht so, okay vielleicht kennen die euch auch gar nicht...

Der Bus steht da! Ich renne schon los. Sieht der Fahrer mich?! Bitte! Ich renne weiter. Die Tür geht zu, als ich ankomme. Klopf, klopf! Die Tür öffnet sich wieder.
„Vielen Dank", sage ich freundlich und außer Atem. Ich krame mein Ticket hervor und gehe nach oben. Vor dem großen Frontfenster ist noch einiges frei. Super, der Platzt hat einen USB Anschluss. Am besten lade ich mein Handy nochmal. Jetzt kann ich es ja noch. Ich mache meine Rucksack auf und fange an das Ladekabel zu suchen. Shit, es ist nicht da! Jetzt weiß ich, was ich vergessen habe -meine Powerbank mit Ladekabel.

„What happens after the show oh oh oh..." Gute Frage. Was passiert eigentlich wirklich nach einer Show von ihnen? Party? Glaube ich nicht, zu anstrengend und laut.
Chilliger Abend mit Film? Klingt schon besser nach einem so anstrengenden Tag.

„Nächster Halt: Arthur's Seat!"
Häh, der Bus hält doch gar nicht hier. Nur der 16er. Und ich bin in der... 16. Shit! Ich muss doch den 19er nehmen. Was mache ich denn jetzt? Der 16er fährt zu meiner Schule -über den Hauptbahnhof. Am Hauptbahnhof hält der 19er doch auch?! Hoffentlich. Wie konnte ich nur so dumm sein und in die falsche Linie einsteigen?!

Nach ungefähr 15 Minuten steige ich am Hauptbahnhof aus. Okay der 19er hält immer am anderen Ende. Also laufe ich gemütlich rüber.
Der Bus fährt ein und ich sehe schon von außen, dass er voller ist als der 16er. Ich und einige andere steigen ein. Der 19er in -jetzt endlich- die richtige Richtung ist leider noch voller als ich zuerst dachte, deshalb bleibe ich erst mal stehen. Schräg hinter mir sucht jemand was in seinem Rucksack und rempelt mich dauernd an. Autsch! Kann der etwa nicht aufpassen?!

„Nächster Halt: Edinburgh Castle!"
Die Leute drängeln sich schon, um auszusteigen, obwohl der Bus noch nicht mal steht. Immer diese Touristen...
Endlich ist es leerer und ich setze mich am freien zweier Platz ans Fenster. Ich muss bis zur Turbinenhalle, also noch ungefähr 30 Minuten.

Nach einer Weile hole ich meine Knabbersachen raus. Huch, ich habe meinen Rucksack in der Eile wohl nicht richtig zugemacht. Ich glaube nicht, dass etwas fehlt, aber ich schaue lieber mal nach. Schlüssel, Geld, Busticket... Moment! Wo ist meine Eintrittskarte? Ohne die komme ich nicht beim Konzert rein! Die muss hier doch irgendwo sein. Verzweifelt schaue ich mich um. Shit! Sie ist hier nirgends... Was soll ich denn jetzt machen? Soll ich nach Hause zurück fahren und schauen ob es noch da ist? Aber wenn ich das mache, kriege ich keinen guten Platz mehr und bin zu spät... Ich habe schon einen Umweg genommen und bin daher später dran als geplant. Ich habe es aber doch zu Hause eingepackt oder etwa nicht?
Oder wurde es mir geklaut?! Wer sollte ein Ticket für eine unbekannte -aber trotzdem coole Band- klauen? Shit! Was soll ich machen? Zurück fahren dauert zu lange, das kann ich nicht machen. Dann muss ich vor Ort wohl schauen, wie ich das schaffe... Das wird schon klappen. Sonst rufe ich zu Hause an und... sage, dass ich dringend ein Foto vom Ticket brauche. Während ich so darüber nachdenke, schaue ich auf mein Handy. Noch 59%. Ich mache die Musik aus, um Akku zu sparen.

Der eine, der zur Band gehörtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt