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Drittes Kapitel
« Ich habe mich selbst verloren, während ich allen anderen gefallen wollte und alles richtig tun wollte.
Heute habe ich alle verloren, während ich versuche mich selbst zu finden.»

Ich habe Nicola Violett Johnson als Kind gehasst.

Ihre nervigen blonden Haare, die immer perfekt aussahen und niemals gefärbt worden sind.

Ihre schönen Kleider, die so aussahen als wären sie nur für sie geschneidert und designt worden.

Ihr perfekt, gepflegtes Aussehen, für das sie sich keine Mühe geben musste. Ich hingegen stand immer extra früh auf, um mein Gesicht zu pudern und mich zu schminken, bis ich dem Bild des „perfekten Mädchens" in unserer Gesellschaft entsprach, und gleichzeitig mich selbst verletze, weil ich ohne diese Produkte potthässlich war.

Nicola war und ist perfekt.
Das komplette Gegenteil von mir.

Ich hasste sie, ohne einen wirklichen Grund.

Manchmal erwartete ich, dass sie mich beleidigte oder mich schlug. Dann hätte ich wenigstens einen plausiblen Grund gehabt, sie zu hassen.

Doch es gab keinen.

Unsere alte Haushälterin Ally verbrachte die Feiertage mit mir, obwohl sie an solchen Tagen immer frei hatte, und erlaubte mir, so unglaublich viel zu essen, wie ich konnte und wollte.

Meine Eltern waren schließlich nie da, weil sie es besser fanden, an Weihnachten alleine zu sein und dementsprechend hatte ich auch keine Mutter, die mich ermahnen und mir Salat ins Gesicht hätte klatschen können.

An solchen Tagen hatte mir Ally immer erzählt, dass es Menschen gab, die keine Gefühle hätten und dass der liebe Gott bei manchen Menschen zu viel Liebe und Einfühlsamkeit in den Topf der Entstehung schüttete- und dann für andere kein Magisches Liebespulver mehr übrig blieb.

Und solche Menschen waren dann Roboter.
Wie meine Eltern, zum Beispiel.
Sie hatten nie Liebespulver bekommen.

Ich habe als Kind daran geglaubt und begonnen, nicht mehr an mir selbst,
sondern an meinen Eltern zu zweifeln.

Ich habe mich nicht mehr über ihr Seufzen, als sie meine Kleidung oder mich sahen, beschwert, sondern nur Mitleid mit ihnen empfunden.

Jede Nacht hatte ich damals
zu Gott gebeten und mir gewünscht, dass er etwas Liebespulver auf meine Eltern streute.

Und dann klingelte es an unserer Haustür und hinter ihnen stand ein perfektes, kleines, blondes Mädchen die Aufmerksamkeit geliebt hatte.

Nicola war in unsere Straße gezogen, ihr Vater war bereits ein Geschäftspartner meines Vaters und unsere Mütter freundeten sich sofort an, was daran lag, dass beide verwöhnte Biester waren, die in dem Geld ihrer Männer badeten.

Und ich?
Ich habe in Selbstzweifel gebadet.
Ich habe sogar aufgehört mit unserer Haushälterin Ally zu sprechen, weil ich verstanden habe, dass sie mich mit der Liebespulver Geschichte aufmuntern wollte.

Ich hasste Nicola dafür, weil sie die Eigenschaft in meinen Eltern rausholte, zu der ich nichtmal im Stande gewesen war, sie jemals von ihnen zu bekommen.

Denn die Liebe, die der Liebe Gott vergessen hatte ihnen zu geben, tauchte urplötzlich auf, als Nicola da war.

Doch ich wuchs damit auf.
Ich wurde älter.
Bis mir etwas klar wurde.

Ich hatte gelernt, dass es komisch ist, Gott zu bitten, meine Situation zu ändern. Nichtwissend, dass er mich in solch eine Situation brachte, damit ich diejenige bin, die etwas ändert und sich verändert.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Nov 18, 2019 ⏰

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