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Jisung P.O.V.

Leise, obwohl ich wusste, dass Felix heute Abend nicht da war, schloss ich die Haustür hinter uns, und grinste Minho ins Gesicht. Der Abend verlief ruhig, wir hatten nur noch unser Essen bezahlt und waren dann ins Auto gestiegen. Wobei eher Minho sein Portemonnaie gezückt hatte um die ganze teure Angelegenheit zu übernehmen. Als Gegenleistung für mein schönes Geschenk, meinte er.
"Kommst du, Ji?"

Geduldig beobachtete mich mein Hyung, wie ich mich meiner Schuhe entledigte, und hielt mir abwartend die weiche Hand hin. Als ich diese schlussendlich ergriff breitete sich ein warmes Lächeln aus seinem Gesicht aus, bevor er sich mit einem Ruck umdrehte und mich hinter sich her in Richtung Küche zog. Warum er das tat wusste ich nicht, aber vielleicht hatte er noch vor einen Film im Wohnzimmer zu schauen. Auf leisen Sohlen folgte ich ihm also, wobei ich kurz aufpassen musste nicht zu Stolpern.

Im nächsten Raum angekommen lösten sich unsere ineinander verflochtenen Finger, denn Minho begab sich mit zwei großen Schritten zum Wandschrank und nahm sich eines der Gläser. Als wäre er hier bereits eingezogen, füllte er sich dieses mit Wasser und stellte den Wasserhahn wieder ab. Und aus irgendeinem Grund erfreute mich diese Selbstverständlichkeit sehr.

Mit dem Getränk in der Hand sah er wieder in meine Augen und setzte das Glas an die weichen Lippen, trank dann Schluck für Schluck die Flüssigkeit ohne den Blick von mir abzuwenden. Die schwarzen Wimpern senkten sich dabei wie ein Fächer über die glänzenden Augen, und ich verfolgte angespannt, wie sich sein Kehlkopf beim Trinken bewegte. Wie gebannt beobachtete ich sein makelloses Gesicht, seinen Hals der aus dem leicht geöffneten Hemd herausragte.

Erst das Klirren mit welchem der Silberschopf das Glas zurück auf die Tresen gestellt hatte, holte mich zurück in die Realität. Eine Stille, in welcher wir uns nur gegenseitig aus ein paar Meter Entfernung ansahen trat ein. Ich, wahrscheinlich etwas rot im Gesicht, da ich gerade erwischt worden war, wie ich ihn schamlos angestarrt habe, wollte gerade den Blick in Richtung Boden senken, als ich eine kleine Kopfbewegung meines Gegenübers wahrnahm. Dies nahm ich als Aufforderung und begab mich langsam ebenfalls zur Spüle.

Irgendwie war die Stimmung zwischen uns komisch. Nach dem Kuss vorhin auf dem Dach, nachdem ich mein Geschenk gemacht hatte, war Minho so nachdenklich geworden. Ich wusste nicht wie ich es beschreiben konnte, denn er sprach noch normal mit mir, behandelte mich noch immer wie vorher. Und trotzdem hatte ich das Gefühl, uns stand ein Hindernis im Weg. Eines, was nicht so leicht zu überwinden war, wie meine Panikattacken oder meine Mobber.

Schüchtern kam ich dicht vor dem Älteren zu stehen, traute mich jedoch nicht meinen Blick von dem dunkel glänzenden Anhänger an seiner Brust abzuwenden. Eine warme Hand begann durch meine schwarzen Strähnen zu wunscheln und diese dann wieder glatt zu streichen. Mit erhitzten Wangen griff ich nach der Kette, welche um den starken Hals ihres Trägers hing und steckte diese sanft in den geöffneten Kragen des Hemdes.

Je länger ich diesen Schmuck nämlich ansah, desto unangenehmer wurde es mir, dass ich ihn dieses kitschige Geschenk gemacht hatte. Es war wahrscheinlich komplett übertrieben, und da er nichts für mich empfand auch viel zu romantisch, aber das konnte ich nun nicht mehr rückgängig machen. "Honey, schau mich bitte an." Als ich nicht reagierte zog er ganz sanft an meinen Haaren und brachte mich so  dazu nach oben zu sehen. In seinen Augen lag ganz offensichtlich Besorgnis, als würde er Angst haben, mir hätten seine Bemühungen und das Date nicht gefallen. Doch das war nicht der Fall.

Gerade weil mir das Date so gut gefallen hatte, zerbrach ich mir nun den Kopf darüber. Bei dem Kuss, welcher ja die gesamten letzten Wochen über aus unverständlichen Gründen ausgeblieben ist, war mir etwas klar geworden. "Was ist los? Du kannst mir alles sagen, das weißt du, oder? Fandest du es heute nicht gut, oder...?" "Nein! Das ist es nicht." Unterbrach ich ihn hastig. Ich wusste, was er vermutet hatte.

Hitman || MinsungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt