4.: Lie

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Selbst als ich am nächsten Morgen aufwache, fühle ich eine ungewohnte Leichtigkeit in mir. Jegliche Bemühung das gestrige Treffen, als nicht allzu bedeutend abzutun, verläuft im Sand. Genervt ziehe ich mir die Bettdecke über den Kopf und starte so einen erbärmlichen Versuch die Realität auszuschließen. Doch es nützt nichts und so schleudere ich die Decke von mir und ziehe mich ins Bad zurück.

Erst als ich in der Dusche stehe und die ersten Tropfen auf meinen Kopf prasseln, werden meine Gedanken etwas klarer. Mit einem Schlag fällt mir meine heutige Verabredung ein. Ich hatte nie ein großes Problem mit meinem Job, aber seit Mark in meinem Leben ist, stelle ich meine Lebensentscheidung in Frage – und das wollte ich nie. Meine Sicherheit verlieren, dass ich alles tue, was ich muss, um meine Träume zu realisieren. Ich wollte niemals von jemanden abhängig sein und meine Entscheidungen nur für mich treffen.

Mir entgleitet jegliches Zeitgefühl und erst, als nur noch kaltes Wasser kam, verließ ich die Dusche.

***

In einem roten Kleid und waffenfähige High Heels verlasse ich am frühen Abend meine Wohnung, um zu meiner Verabredung zu fahren. Bei Neukunden habe ich jedes Mal aufs Neue ein mulmiges Gefühl in meiner Magenhöhle.

Als mich Brody kontaktiert hat, meinte es, dass er eine Begleitung für ein Geschäftsessen brauchen würde, die sich als seine neueste Famme ausgibt. Sollte es wirklich nur dabeibleiben, wird dieses Essen zu leichtverdientem Geld.

Leises Stimmengewirr schlägt mir entgegen, als ich die Tür vom Restaurant aufdrücke. Es dauert keine zwei Sekunden, bis mir ein Mann im Frack den Weg zum Tisch zeigt.

Ein Mann im Anzug sitzt schon wartend am Tisch und zieht verspielt eine Augenbraue nach oben, als er mich sieht und merkt, dass ich auch ihn zukomme. Er mustert mich ungeniert, bis ich beim Tisch ankomme.

„Brody?" Ich strecke ihm meine Hand entgegen und kann es mir nicht verkneifen ihn mit derselben Dreistigkeit zu mustern, wie er mich.

„Der einzig Wahre." Galant steht er auf, ergreift meine Hand und rückt mir im Anschluss den Stuhl zurecht, als ich mich setze.

„Ich habe erwartet, dass mehrere Menschen an diesem Meeting teilnehmen werden."

Brody funkelt mich durch seine beinahe schon unnatürlich wirkenden grünen Augen an. „Mein Geschäftspartner verspätet sich etwas und der alte Fettsack – auch bekannt als Mister Birkman – sollte in zehn Minuten kommen. Ich wollte mich vorab nur kurz mit dir unterhalten, damit alles klar ist. Mister Birkman ist sehr autoritär und frauenfeindlich, nur dass du dich darauf einstellen kannst. Er ist ein typisches Ekelpaket. Lass dich bitte nicht provozieren. Und ich wäre dir sehr dankbar, wenn du so tun könntest, als würde schon länger etwas zwischen uns laufen. Mein Geschäftspartner weiß auch über alles Bescheid."

Wissend nicke ich: „Da kann ich dich beruhigen. Die Hälfte meiner Kunden passen genau in dieses Schema. So etwas bringt mich nicht aus der Ruhe. Und klar, dann spiele ich die Langzeitgeliebte."

Ein erleichtertes Lächeln ziert Brodys Lippen, als er erneut zum Sprechen ansetzen möchte, dann aber innehält. Kurz bin ich etwas verwirrt, doch dann sehe ich einen dickeren, alten Mann auf uns zukommen. Ich schätze einmal, dass das der alte Fettsack ist.

Neben ihm eilt eine junge Frau, die nicht wirklich älter aussieht als ich, her.

„Brody, es ist schön, Sie zu sehen." Nachdem er Brody zu Genüge begrüßt hat, wendet er sich mir zu. Seine Augen ruhen bedeutend zu lange auf meinem Ausschnitt und es vergehen einige Augenblicke der Stille, bis sich Brody räuspert: „Darf ich Ihnen Betty vorstellen?"

Brown-eyed, rich Problem (Colorful Eyes 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt