3.: Cravin

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Genau zehn vor acht lasse ich mich erschöpft aufs Sofa fallen. Die letzten drei Stunden habe ich damit verbracht mich anzuziehen, dann wieder auszuziehen, nur um dann in etwas Anderes zu schlüpfen. Von Cocktailkleidern bis zu Jeans mit Pullover habe ich alle Outfits, die mir eingefallen sind, ausprobiert, doch an jedem hatte ich etwas auszusetzen. Mehrmals habe ich nach meinem Handy gegriffen und wollte Sky anrufen, die wieder einmal bei Ben ist, entschied aber jedes Mal schlussendlich doch dagegen und fragte direkt die Quelle des ganzen Stresses. Es dauerte keine drei Minuten, bis ich eine Antwort von Mark bekam, aber sein Hinweis, dass ich mich bequem anziehen soll, machte es mir nicht leichter. Woher soll ich wissen, ob Mr. Arrogant und Reich das gleiche unter bequem versteht wie ich? Tief durchatmend setzte ich mich auf mein Bett und versuchte, mich zu beruhigen. Nach ein paar Minuten bin ich zurück zu meinem Kleiderschrank gegangen und habe ganz analytisch alle Ausgehkleider zur Seite geschoben. Diese Kleider sind nichts, was unter Bequem fällt - denke ich. Einen Kleiderbügel nach dem anderen habe ich auf die linke Seite zu den ‚abgelehnten' Sachen geschoben. Mit jedem Bügel wurde ich unruhiger und die Angst, wieder nichts zu finden, stieg, doch da zog ich meinen dunkelblauen, locker fallenden Jumpsuit heraus. Kombiniert mit hohen Schuhen hatte ich damit ein Outfit, das für fast alle Situationen universell einsetzbar wäre.

Erschrocken zucke ich zusammen, als mich die Türglocke aus meinen Gedanken reißt. Hektisch stolpere ich in die Richtung der Tür und erst, als ich fast Bekanntschaft mit dem Boden mache, bleibe ich stehen und versuche, mich zu beruhigen. Beinahe aus Reflex schlage ich mir mit der flachen Hand gegen die Stirn. Es ist nur ein Abendessen und kein ehrliches Versprechen. Einige tiefe Atemzüge später bin ich deutlich ruhiger und greife ich nach meiner Tasche, als es ein zweites Mal klingelt. Kurz bin ich versucht ihn herauf zu bitten, aber ich entscheide mich dagegen. Wenigstens das letzte Bisschen Privatsphäre möchte ich vor diesem Mann schützen.

Immer noch ohne Antwort durch die Gegensprechanlage verlasse ich meine Wohnung. Soll er doch ruhig ein bisschen zittern, bis ich unten ankomme, ob ich ihn versetze. Mein Herz pocht unnatürlich schnell, während ich Stufe um Stufe hinabsteige. Ich sehe ihn schon durch die kleine Glaseinlassung in der Tür, wie er immer noch die Klingel malträtiert.

Mit Schwung ziehe ich die letzte Barriere zwischen uns auf und erfreue mich kurz an seinem überraschten Gesichtsausdruck. Ich kann es mir nicht verkneifen, ihn noch ein wenig zu reizen. „Sie ist nicht da. Ich glaube, die hat gerade ein Date."

Mark braucht noch ein paar Sekunden, bis er sich tatsächlich wieder fängt und spöttisch eine Augenbraue nach oben zieht. „Wie überaus amüsant du doch bist."

Er kommt mir bedrohlich nahe und drückt mir einen Kuss auf die Wange, sehr nahe meiner Lippen. Ein kleiner, offensichtlich verwirrter, Teil in meinem Inneren wünscht sich, dass er die letzten paar Millimeter auch noch überbrückt und mir einen richtigen Kuss gibt.

Auch wenn seine Berührung doch sehr harmlos erscheint, verharrt er einen Moment länger als notwendig in der Position, mit seinen Lippen auf meiner Haut. „Ich dachte schon, du ignorierst mich."

Mit einem Grinsen auf den Lippen gehe ich ein Stück zurück. „Tja, du bist dir manchmal etwas zu sicher, da musste ich dir eben einmal einen Dämpfer verpassen. Gehen wir?" Schulterzuckend deute ich auf die Straße und gehe vor. Es dauert ein paar Augenblicke, bis er mir folgt und mich zu einer schwarzen Stadtlimousine lotst. Galant hält er mir die Beifahrertür auf, wartet bis ich sitze und schließt sie anschließend wieder.

***

„Was hast du eigentlich mit mir vor?" Wir fahren schon einige Zeit, die wir stillschweigend verbracht haben.

„Wir sind in nicht einmal zwei Minuten da, dann wirst du es schon sehen."

Ich will schon protestieren und weiternachhaken, als wir in eine ausschließlich von Bäumen umgebene Straße einbiegen. Das Erste und auch Einzige was man sehen kann, ist ein Tor mit Filmplakaten. „Ein Autokino. Das habe ich ehrlich nicht erwartet. Ich dachte, dass du eher der klassische Mann bist."

Brown-eyed, rich Problem (Colorful Eyes 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt