Das Goldene Funkeln

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War das kalt! Von wegen, gute Idee, jetzt noch einkaufen zu gehen! Fröstelnd stapfte Rosalie durch den etwa knöchelhohen Schnee. Sie hatte sich entschieden, noch schnell einzukaufen, um die letzten Geschenke zu besorgen.
Daran gedacht, dass es in dieser Jahreszeit schon um vier zu dämmern begann, hatte sie allerdings nicht. Jetzt um fünf Uhr war es stockdunkel, als wäre es tiefste Nacht. ,,Nur noch über die Apfelwiese, und ich bin Zuhause!'', murmelte das Mädchen zu sich, um sich Mut zu machen und aufzumuntern.
Die Apfelwiese war eine weite Fläche, die mit Apfelbäumen übersät war und vor Rosalie's kleinem Haus lag. Im Sommer und im Herbst liebte sie diese Wiese, lag stundenlang im Schatten der Bäume und aß einen Apfel nach dem anderen. Im Winter aber waren sie alle mickrig und kahl, und in der Dunkelheit wirkten sie fast gruselig. Hast du jetzt schon Angst vor Pflanzen, oder was? Rosalie konnte sich gut vorstellen, wie ihr Bruder sie damit ärgern würde, wenn er sie jetzt so denken hören würde.
Jeden einzelnen Baum betrachtete sie eingehend. Plötzlich stockte sie. Bildete sie sich das ein? Nein, wirklich, da war ein goldenes Funkeln zwischen den leeren Apfelbäumen. Ohne es wirklich zu merken, ging das Mädchen in Richtung des magischen Lichts.
Erst nach einer Weile bemerkte sie, dass das Licht sich immer weiter bewegte, und so lief Rosalie ihm schneller hinterher. ,,Warte doch!'', schrie sie verzweifelt, obwohl es ja nur Licht war und sie nicht wahrnehmen oder gar verstehen konnte.
Doch schlagartig stoppte es.
Nun langsam marschierte das Mädchen vorsichtig auf das Funkeln zu. Bin ich jetzt verrückt oder so? Nein, sie war nicht verrückt, da war wirklich ein magisches Etwas, das sie verstehen konnte und auf sie hörte.
Jetzt stand sie fast direkt vor dem Licht, und Rosalie glaubte einen zierlichen Körper zu erkennen. Ja, da war eine Gestalt, nicht größer als ein oder zwei Äpfel aufeinander, die von magischem Funkeln umgeben war.
Was ist das? Diese Frage stellte sich ihr unaufhörlich, und angestrengt starrte sie das Wesen an.
,,Was glotzt du so?!'', rief auf einmal eine piepsige Stimme empört.
Stotternd brachte das Mädchen heraus: ,,Wer...oder vielleicht eher was bist du?''
Das schien die Gestalt, zu der wahrscheinlich die Stimme gehörte, nur noch wütender zu machen.
,,Was ich bin? Dein Ernst? Ich bin eine Weihnachtselfe, was sonst!?''
Jetzt fiel es Rosalie wie Schuppen von den Augen: Ihr Bruder spielte ihr einen Streich! Natürlich, so musste es sein. Erleichtert und zugleich verärgert rief sie ihm, er solle rauskommen, sie habe sein Spielzeug durchschaut. Als keine Anwort kam, die Spielzeugelfe sie aber komisch ansah, wurde es ihr bewusst. Diese Weihnachtselfe war echt!
Ok. Ok. Diese Elfe ist echt und lebendig. Das ist alles in Ordnung. Langsam versuchte sie in Gedanken, sich zu beruhigen. ,,Okay, du bist also eine Weihnachtselfe. Was tust du hier?''
,,Darf man als stinknormale Elfe denn nicht einfach zur Entspannung rumfliegen?'' ,,Natürlich darf man das...'' Rosalie bemühte sich sehr, ruhig und höflich zu bleiben. ,,Ähm...wenn du schon hier bist...weißt du denn, welche Geschenke ich bekomme?'' Plötzlich wurde die kleine Gestalt ernst. ,,Du sprichst einen Grund aus, wegen dem ich dieses Jahr besonders gebraucht werde. Weißt du, alle fragen nur noch: 'Wie viele Geschenke?' 'Krieg ich dies?' 'Krieg ich das?' Dabei geht es an Weihnachten doch nicht um diese albernen Geschenke!'' Wütend wedelte sie mit ihrer Hand in der Luft, als schwebten auch dort Geschenke, die sie nicht wollte. ,,Natürlich sind die schön. Aber es geht hier doch um Frieden und Freude und Zusammenhalt!'' Enttäuscht fügte die Elfe noch hinzu: ,,Und ich schaffe es nicht rechzeitig, allen das einzuhauchen. Ich bin zu langsam.'' Mitfühlend sah Rosalie die niedergeschlagene Weihnachtselfe an. ,,Vielleicht kann ich helfen...'' ,,Wie denn? Du kannst ja dieses magisch Einhauchen nicht.'' So leicht gab das Mädchen nicht auf. ,,Aber ich kann allen Kindern im Dorf von meiner Meinung erzählen, und die erzählen es wiederum ihren Freunden in der Stadt. Mit denen geht's dann wieder weiter und so weiter und so fort.'' Die Augen der kleinen Gestalt leuchteten. ,,Das ist wunderbar! Danke!'' ,,Sehr gerne doch!'' Jetzt erlosch das Glimmen in den Augen wieder. ,,Tja, dann wohl auf Wiedersehen... Bei Gelegenheit sehen wir uns wieder!'' Erfreut erwiderte Rosalie: ,,Ich freu mich schon darauf!'' Darauf flog die Elfe davon, und sie sah ihr glücklich hinterher.

Heute war Heiligabend, und Rosalie saß neben dem Fenster am Tannenbaum. Gespannt blickte sie in die Nacht hinaus, auf der Suche nach einem goldenen Funkeln. ,,Willst du noch ein Plätzchen?'', fragte ihre Großmutter freundlich. ,,Nein, danke. Ich hatte gerade schon eins.''
Das Mädchen wollte fast die Hoffnung aufgeben, als etwas Helles aufblitzte. Glücklich winkte Rosalie der kleinen Weihnachtselfe zu, die nun jedes Weihnachten wieder kam und sich mit ihrer Freundin freute und mit ihr feierte.

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Das war meine Geschichte, ich hoffe sie ist gut genug für euren Adventskalender (Himmelslied629 Cati000) Ich hoffe auch, die Länge passt... Naja, schaut sie euch an!

Kreatives  Gewölle-GewirrleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt