2. Advent

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-NICK-

Schwarz, blau, weiß, gestreift... oh Gott, was soll ich denn nur anziehen? Muss ich mir da überhaupt Gedanken drüber machen? Shit, shit, shit!

Immer wieder fällt mein Blick auf den Zettel, den Leo mir dagelassen hat.

Nächsten Sonntag, 15:00 Uhr, Café Blue
X Leo

Keine Handynummer, kein vollständiger Name. Einfach nur eine Uhrzeit und ein Ort.

Schon irgendwie seltsam, aber auf eine verdrehte Art und Weise macht mich das auch neugierig.

Die letzten sieben Tage schon spukt der Braunhaarige in meinem Kopf herum und will einfach nicht verschwinden. Immer wieder diese blauen Augen und die rotgefärbten Wangen, als er vor mir stand und vor sich hin stotterte.

Die ganze Woche habe ich überlegt, ob ich nun hingehen soll, oder nicht. Darüber, was ich anziehen soll, falls ich gehe, habe ich jedoch nicht nachgedacht, was sich nun als großer Fehler herausstellt.

Denn ich habe beschlossen hinzugehen. Ganz unverbindlich. Einfach so. Mal gucken was passiert. Denn gewissermaßen war ja ich derjenige, der überhaupt mit diesem ganzen Treffen angefangen hat.

Und nun stehe ich hier, vor meinem aufgeklappten Koffer und habe nicht den blassesten Schimmer, was ich anziehen soll. Und warum? Nur wegen einer Person, die ich noch nicht mal wirklich kenne und zudem such noch ein Junge ist. Lächerlich. Ich bin doch kein Mädchen, das sich für ein Date fertig macht!

Egal, scheiß drauf! Blauer Ringelpulli und Jeans. Geht immer. Ganz schlicht und einfach. Erleichtert, eine Entscheidung getroffen zu haben, fahre ich mir durch die Harre. Oh nein, muss ich die jetzt auch noch machen? Also normalerweise geht es auch so, aber ich will auch nicht, dass Leo wer weiß was von mir denkt.

Doch ein Blick auf die Uhr sagt mir, dass es dafür jetzt auch schon zu spät ist. Halb drei und ich weiß noch nichtmal, wo das bescheuerte Café liegt!

Eilig stürze ich die Treppe herunter und zu meinem Großvater in die Küche. Dieser sitzt dort auf der alten Küchenbank und ließt die Zeitung. Wie alte Leute dafür immer die Ruhe weg haben...

„Hey, ähm, du weißt nicht zufällig, wo das Café Blue ist?", frage ich ihn und hoffe, dass mir eine Fragerunde erspart bleibt.

„Hm, also mein Jung, ich glaub des ist in der kleinen Seitenstraße links hinter den Buden von Emma und Grete, die mit den Kerzen und den Holzfiguren. Aber sach mach, was willst du denn da? Ich dachte deine Mutter kommt uns erst morgen wieder besuchen?"

„Ja, danke, ich glaub, ich weiß wo das ist. Und ja, Mama kommt erst morgen, aber ich treffe mich dort mit jemandem. Einem Jungen, den ich letzten Sonntag kennengelernt habe, als ich dir auf dem Markt in der Bude geholfen habe."

Seid vielen Jahren schon ist mein Großvater jedes Jahr in der Stadt mit seiner Bude am Weihnachtsmarkt beteiligt, was im zusätzlich Kunden für sein Restaurant einbringt und auch einfach weil es ihm Spaß macht.

Dieses Jahr hat er mich gefragt, ob ich ihm nicht helfen mag und jetzt wohne ich bereits eine Woche bei ihm und fahre jeden Morgen mit dem Zug rüber in die Großstadt in meine Schule.

„Na, dann viel Spaß mein Jung! Ich bin froh, wenn du hier Leute kennenlernst, dann musst du nicht den ganzen Tag hier sein, während ich im Restaurant bin und du nicht grade in der Bude hilfst.", meint mein Großvater lächelnd.

Weihnachtsengel gesucht!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt