1. Dezember: Begin

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Jungkook pov.

Ich dachte eigentlich immer, sowas würde nach der Highschool aufhören. Ich dachte, die Leute am College würden sich um ihren eigenen Kram kümmern. Dass sich hier alles nur um Parties, Alkohol und Prüfungen dreht. Naja, spätestens als mir dieser Typ das erste mal ein Bein gestellt hat, hab ich den Verdacht gekriegt, dass ich damit falsch lag.

Nicht dass ich Angst vor den zwei Älteren hätte, die in diesem Moment meinen Rucksack nach meinem Portemonnaie durchforsten (und schon gar nicht vor dem Mädchen, das jedes mal nur daneben steht und dämlich in die Gegend grinst), ich würde nur gerne mal wissen, was für Komplexe sie damit ausgleichen wollen, meine Blätter zu zerreißen oder mich in Wände zu schubsen.
Natürlich achten sie dabei immer darauf, dass möglichst wenig Leute zuschauen, so tough sind sie anscheinend auch wieder nicht.

Der Typ, der immer noch durch meine Tasche wühlt -so viel Zeug hab ich nun auch wieder nicht dabei- zieht nun endlich mit triumphierendem Gesichtsausdruck beinahe alle Scheine aus meinem Portmonnaie.
"Jackpot! Mann, wer läuft denn mit so viel Kohle rum?"

Sein Freund, der mich immer noch mit festem Griff an die Mauer presst, antwortet mit einem gehässigen Grinsen: "Der kriegt doch sowieso alles immer von seinen Bonzen-Eltern zugeschickt. Lass uns jetzt endlich abhauen!"

Ich starte einen kläglichen Versuch, mich aus seinem Griff zu befreien und irgendwie mein Geld zu retten, aber natürlich bin ich viel zu Schwach, um gegen den Muskelprotz anzukommen.
Dieser lacht nur und lässt mich endlich los, sodass ich ein paar Schritte nach vorne stolpere. Bevor ich wieder aufrecht stehe, sind sie schon samt dem hohlen Mädchen und meinem Geld abgehauen.

Ich fluche leise und trete einmal gegen die Steinmauer, was mir nur einen schmerzenden Fuß einbringt. Ich atme einmal tief durch und hocke mich hin, um meine Sachen wieder in den Rucksack zu räumen, die verstreut am Boden liegen.
Bevor ich aus der kleinen Gasse zwischen der Cafeteria und dem Bibliotheks-Gebäude trete, richte ich noch meine Haare und streiche meine Kleidung glatt.

Ich mache mich gerade auf den Weg zu den Wohnheimen und versuche herauszufinden, wie ich meinen Eltern wieder erkläre, wo ich das Geld gelassen habe, als ich eine Gruppe Studenten sehe, die sich auf dem steinernden Platz zwischen den Gebäuden verteilt haben. Sie lassen laute Musik über eine Box laufen und unterhalten sich oder sehen dem Mädchen zu, das in der Mitte zu der Musik tanzt. Die Tanzstudenten treffen sich jedes Wochenende auf diesem Platz und freestylen, oder zeigen sich gegenseitig Choreos.

Ich bleibe unwillkürlich stehen und lasse meinen Blick über die Menge schweifen. Mir war nicht mal klar, dass ich nach ihm gesucht habe, aber ich entdecke einen bekannten blonden, fluffigen Haarschopf.
Er gehört zu Park Jimin, der sich gerade umdreht und über etwas lacht, was einer seiner Freunde gesagt hat.

Nach ein paar Sekunden fällt mir wieder ein, dass es etwas unheimlich wirkt, jemanden so lange anzusehen, selbst wenn dieser Jemand so gut aussieht...
Ich schüttele den Kopf über meine Gedanken und gehe schnell weiter.
Ich kenne ihn ja nichtmal, wir haben gerade mal fünf Wörter gewechselt. Es könnte also auch gut sein, dass er ein arroganter Idiot ist. Aber wahrscheinlich werde ich das sowieso nie herausfinden.

Als ich die Tür zu meinem Wohnheim aufschließe, fällt mein Blick auf den Laptop, der auf meinem Bett liegt. Ich stoße frustriert einen Schwall Luft aus. Eigentlich müsste ich jetzt an meinem Aufsatz arbeiten, ich hänge ohnehin schon etwas hinterher.

Naja, ich denke mal ich bin selbst Schuld, weil ich nicht nein zu meinem Cousin und seinem Freund sagen konnte, als sie mich zum Essen eingeladen haben. Es ist ja nicht so, als würde ich sie nicht mögen, ganz im Gegenteil. Außerdem gibt es dort immer das beste Essen.

Etwas besser gelaunt ziehe ich mich schnell um und mache mich auf den Weg zu ihrem Apartment.

Namjoon pov.

„Wann hatte Jungkook denn nochmal genau vor zu kommen?", höre ich Jins Stimme aus der Küche ertönen. Naja, Küche kann man es nicht wirklich nennen, es ist mehr ein Küchenblock mitten im geräumigen Wohnzimmer, der sich aus einer quadratischen Kochinsel, die den Rest des Zimmers abtrennt, und einer Küchenleiste in rot-weiß zusammensetzt.

„Wir haben sechs Uhr mit ihm vereinbart, Schatz", antworte ich, während ich an meinem Laptop weiter an meiner Arbeit für's College schreibe. Ich studiere Lehramt, während Jin Theater gewählt hat.

Nachdem Jin und ich nun schon seit einer Ewigkeit ein Paar sind, beschlossen wir, in eine gemeinsame Wohnung zu ziehen, anstatt ein Zimmer im Wohnheim des Colleges zu beanspruchen. Unsere Wohnung, im obersten Stockwerk eines vierstöckigen Hauses, ist zwar nicht sonderlich groß, dafür aber umso gemütlicher. Und ich liebe ihn mehr als je zuvor, jetzt, da ich immer bei ihm sein kann.

„Warum lächelst du so komisch den Bildschirm deines Laptops an?" Jin steht plötzlich neben mir und beugt sich neben mir herunter, wobei er skeptisch den Bildschirm betrachtet. Ich lache leise und gebe ihm einen Kuss auf die Wange. „Ach, ist egal", erwidere ich und will mich gerade wieder meinem Text widmen, als es plötzlich klingelt. „Das wird er sein", sagt Jin und geht zur Tür, um meinen kleinen Cousin hineinzulassen.

Kurz darauf sitzen wir drei zusammen am Tisch und schaufeln Nudeln in uns hinein, die Jin, der beste Koch weltweit, für uns gekocht hat. „Und wie läuft es bei dir, Jungkook? Wie ist dein Studium? Und hast du da jetzt eigentlich richtige Freunde gefunden?", durchlöchert Jin den Jüngeren, der sich daraufhin kurz verschluckt und beginnt zu husten. Nachdem er einen Schluck von seinem Wasser genommen hat antwortet er nuschelnd: "Ja, alles super soweit... nichts besonderes und die anderen Studenten sind... interessant." Nicht nur ich bemerke, dass Jungkook nicht wirklich die Wahrheit von sich gibt. Jin runzelt die Stirn und öffnet gerade den Mund, doch ich komme ihm zuvor, da ich weiß, dass es nur unangenehm für meinen Cousin werden würde, würde Jin jetzt weiter nachfragen.

„Was sind deine Pläne für Weihnachten?", frage ich also schnell und nehme noch eine Gabel voll mit Nudeln. Jungkook stochert gedankenverloren in seinem Essen rum, weshalb ich nochmal nachfrage. „Ich hatte eventuell vor nach Hause zu meinen Eltern zu fliegen...", murmelt er dann. „Aber du könntest doch auch mit uns feiern! Das wäre bestimmt gemütlich!" Nein. Das hat Jin jetzt nicht vorgeschlagen. „Wir werden in einen kleinen Ort in einem Schneegebiet in Kanada feiern, in einem Haus, das Joonies Eltern gehört. Es hat genug Zimmer, hat er mir verraten", plappert Jin begeistert weiter, während ich versuche ihn mit einem kleinen Tritt gegen den Knöchel zum Schweigen zu bringen. Unsere romantischen Weihnachtsferien zu zweit- Ich hatte schon so einiges geplant... nur davon wusste Jin natürlich noch nichts. So ein Mist.

„Wirklich?", fragt Jungkook und sein Gesicht hellt sich etwas auf. „Also ich weiß nicht ob das so eine gute..." „Ach Quatsch, Namjoon! Jungkook spart sich die Kosten für den Flug und ist trotzdem bei seiner Familie", meint Jin nun zu mir und ich blicke in sein strahlendes Gesicht. Nach einem weiteren Blick in Jungkooks leuchtende Augen muss ich seufzen. Wie sollte ich denn beiden etwas ausreden, worüber beide so glücklich sind? Außerdem ist Jungkook mein Cousin und ich habe ihn lieb.

„Aber natürlich kannst du mitkommen, Kookie", sage ich mit einem gezwungenen Lächeln. Beide grinsen sich an und Jin beginnt sofort euphorisch über Weihnachten zu reden, während Jungkook ihm strahlend zuhört. Bei dem Anblick wird aus meinem krampfhaften Lächeln ein echtes. Doch was wird nun aus meinem Plan?


Hii, wir hoffen euch hat das erste Kapitel gefallen und ihr lest auch noch die nächsten^^' (Votes und Kommentare sind erlaubt hehe~)
Wir arbeiten daran, dass die Kapitel nicht zu spät kommen und geben uns sehr viel Mühe, die Geschichte schön zu gestalten:3

Bis morgen zum 2. Dezember~

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