3. Dezember: Just Dance

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Jin pov.

"Bist du sicher, dass ich dich nicht lieber abholen soll, wenn deine Schicht vorbei ist?", frage ich meinen Freund besorgt, während ich vor dem Kino parke.

"Das musst du wirklich nicht, es sind von hier nur drei Stationen mit der Bahn. Hab einfach Spaß auf der Party, ja?"

Ich schiebe die Unterlippe vor und überlege kurz. Ich weiß natürlich, dass Namjoon ein erwachsener Mann ist und selbst auf sich aufpassen kann, aber mir gefällt der Gedanke, dass er nachts alleine durch die Straßen läuft, trotzdem nicht.
"Nagut... aber dann rufst du mich an, wenn du zuhause bist."

Namjoon schnallt sich mit einem kleinen Lächeln ab, bevor er sich zu mir beugt und mir einen kurzen Kuss auf den Mund gibt, woraus schnell ein langer, intensiverer Kuss wird.

Schließlich lösen wir uns voneinander. Namjoon richtet sich etwas außer Atem die Haare und öffnet die Beifahrertür, wodurch ein Schwall eiskalter Luft ins Auto dringt.

Er steigt aus und lächelt mir zu.
"Bis später. Ich liebe dich"
Mein Herz macht einen kleinen Satz, wie jedes mal wenn er diese Worte sagt.
"Ich dich auch."

Schon als ich in die Straße einbiege, höre ich den wummernden Bass aus dem Club. Ich musste das Auto zwei Straßen weiter parken, aber eigentlich hatte ich Glück, überhaupt noch einen Parkplatz zu kriegen. So wie es aussieht, erscheint das gesamte College auf der Party. Ich könnte nicht sagen, ob ich wirklich der Typ für Partys bin, aber hin und wieder habe ich schon Lust, rauszugehen und einfach etwas zu feiern. Und heute wäre dann wohl einer dieser Tage.

Als ich dem Club näher komme, entdecke ich endlich eine bekannte Gestalt auf dem Bürgersteig. Yoongi steht dort an die Hauswand gelehnt und sieht sich suchend um. Ich beschleunige meine Schritte und rufe über den lauten Beat hinweg: "Yoongi, hier!"

Er sieht auf und schon bin ich bei ihm und umarme ihn zur Begrüßung. Er steht kurz regungslos da, dann legt er aber auch seine Arme um mich, was mich wirklich freut. Ich löse mich von Yoongi und grinse ihn an.

"Lange nicht gesehen! Wie gehts dir?"
"Bei mir ist alles klar soweit, was ist mit dir?", antwortet er mit einem kleinen Schulterzucken und schiebt die Hände wieder in die Hosentaschen.

"Das ist schön! Mir gehts auch gut, alles super!"
Yoongi lächelt mich an und runzelt dann nachdenklich die Stirn.
"Ist Namjoon nicht mitgekommen?"

"Nein, er kann nicht, muss heute arbeiten..."
So unterhalten wir uns noch eine Weile und bringen uns gegenseitig auf den neusten Stand. Wir studieren zwar am selben College, jedoch laufen wir uns dort erstaunlich wenig über den Weg, was mich bei Yoongi aber auch nicht überrascht. Er nimmt sein Musikproduktion-Studium sehr ernst und bleibt oft nächtelang wach, um zu arbeiten. So ehrgeizig war er schon auf der Highschool, als Yoongi, Namjoon und ich auch schon gute Freunde waren.

Als wir die üblichen Themen durchgegangen sind, betreten wir endlich zusammen den Club.

Yoongi pov.

Es ist laut im Club. Sehr laut. Aber nicht nur die Musik, sondern die Studenten, die sich, obwohl es noch nicht mal zwölf Uhr nachts ist, haben volllaufen lassen und aus voller Kehle mit zu den Partysongs mitgrölen, die aus den großen Boxen wummern.

Ich stehe eher abseits an der Bar und nippe gelegentlich an meinem Glas, indem sich eine dunkle Flüssigkeit befindet.
„Scheinst ja richtig Spaß zu haben", höre ich Jins Stimme plötzlich neben mir sagen und drehe meinen Kopf nach rechts. „Ich habe mich selten so amüsiert", sage ich und nehme noch einen Schluck von der Flüssigkeit, die meinen Körper Wärme verbreitet.
„Ach komm, so schlimm ist es nicht, oder?" Jin stößt mir seinen Ellbogen in die Seite und ich muss kurz lachen. „Naja, wenigstens bist du hier, Jin", sage ich, doch da bewegt er sich rückwärts auf die Tanzfläche zu. „Ich gehe jetzt die Menge aufmischen! Meine Tanzmoves sind göttlich, überzeug dich selbst!", schreit er mir über den lärmenden Bass zu und beginnt den schrägsten und peinlichsten Tanzschritt, den ich je in meinem Leben gesehen habe, hinzulegen.

Bei diesem Anblick kann ich mir ein breites Grinsen nicht verkneifen und schüttele bloß den Kopf. Jin ist einfach ein Fall für sich, weshalb er auch zu meinen besten Freunden zählt.

Nach einer geschlagenen halben Stunde kehrt Jin wieder zu mir zurück, völlig außer Atem aber mit einem glücklichen Ausdruck im Gesicht. „Na, hattest du Spaß?", frage ich ihn, als er sich neben mich an die Theke lehnt. „Und wie! Ich würde auch definitiv weitertanzen, aber Karaoke startet jetzt", erklärt er mir, woraufhin ich stutze.

„Karaoke? Davon hast du ja gar nichts gesagt", erwidere ich etwas vorwurfsvoll, woraufhin Jin mich bloß anstupst. „Mensch, Yoongi, jetzt sei nicht so. Karaoke macht Spaß! Und besonders lustig ist es, wenn die Sänger zufällig aus dem Publikum ausgesucht werden..." „Bitte was? Das kann doch nicht war sein, Jin", knurre ich.

Jedoch ist es mir im Moment relativ egal. Ich werde sowieso nicht rankommen, das wäre viel zu unwahrscheinlich.

Und ich liege richtig. Die erste Person, die durch einen Scheinwerfer ausgewählt, auf die Bühne tritt, ist ein Mädchen aus meinem Jahrgang. Sie legt durch den Alkoholintus eine ziemlich peinliche Performance hin, erntet eine Menge Applaus und verschwindet wieder von der Bühne. So ähnlich geht es die nächsten drei Runden weiter, bis dann anschließend angekündigt wird, dass nun ein Duett ansteht.

Ich lehne mich noch etwas mehr gegen den Tresen und stelle mich auf einen fremdschämenden Auftritt ein, als es plötzlich unfassbar hell ist und ich von grellem Licht geblendet werde. „Yoongi, ich glaub's nicht, du bist dran", zischt mir Jin grinsend zu.

Erst jetzt realisiere ich, dass tatsächlich der Scheinwerfer direkt auf mich gerichtet ist und die Menge mich anstarrt. Ich spüre wie mir die Röte ins Gesicht steigt. „Oh nein, ich singe nicht", versuche ich den Leuten mitzuteilen, während ich die Hände abwehrend vor meinem Oberkörper schüttle.
Doch die Menge ist zu laut und dann-ich glaube es nicht- spüre ich plötzlich Jins Hände an meinem Rücken, die mich zur schieben. „Jin, was soll das?!", fahre ich ihn an, doch zu spät. Ich befinde mich bereits vor dem Bühnenrand.

Mir ist bewusst, dass ich hier nicht mehr wegkomme, weshalb ich seufzend auf die Bühne klettere und das Mikrofon zögerlich in die Hand nehme.

Erst nach einigen Sekunden bemerke ich den Jungen, der auf einmal neben mir steht und mich freundlich anlächelt. Seine braunen Haare fallen ihm verwuschelt ins Gesicht und er ist ein kleines Stück größer als ich.

Er greift ebenfalls nach dem Mikro und dann setzt die Instrumental-Version von „Like I'm Gonna Lose You" von Meghan Trainor und John Legend ein. Auch das noch, ein Liebeslied! Ich richte meinen Blick auf den Liedtext und beginne leise vor mich hin zu singen, obwohl, naja, singen kann man es nicht wirklich nennen. Meine Stimme ist etwas rau und ich gebe mir erst gar keine richtige Mühe. Und dann ist mein Partner an der Reihe. Er führt sein Mikro an seine Lippen und singt den ersten Ton, mit der schönsten Stimme, die ich je gehört habe. Sie ist warm und so gefühlvoll, dass ich nicht anders kann, als meinen Blick auf ihn zu richten und ihm zuzusehen, während er die Melodie mit seiner einzigartigen Stimme wiedergibt.

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