Zum ersten Mal folgte ich dem Ruf.
Dem Ruf, den ich schon seit Beginn meines Lebens höre.
Er Ruft mich, ihm zu folgen. In die Verborgene Welt, an die keiner mehr glaubt.
Die Menschheit hatte vergessen, dass es sie gab. Sie glaubten, dass sie die einzigen wären, dass sie die Welt beherrschen könnten. Das sie sich alles nehmen könnten, was sie wollten. Dass alles das ihre war.
Doch sie vergessen, dass es noch mehr gab. Dinge, die nicht in ihre Realität passten. Die nicht auf ihre Regeln, die sie aufstellten, hörten.
Sie vergaßen, dass neben uns noch eine weiter Welt existierte, die uns verborgen war. Eine Welt, die nicht von Hass, Schwindel und Größenwahnsinn regiert wurde.
Nein, es war ein Volk voller Liebe und Reinheit. Ein Volk, welches doch viel mächtiger war als das unsere. Und doch lebten sie versteckt.
Sie sahen uns. Wir sahen sie nicht.
Doch wenn wir aufmerksam genug waren konnten wir sie fühlen. Wenn wir uns auf das konzentrierten, was um uns geschah, wenn wir sahen, wie die Bäume lebten und im Wind tanzten, das Wasser ihre Lieder sang und das Gras im Wind schaukelte.
Dann wurde die Grenze zwischen den Welten dünner.
Wir konnten sie fühlen, ihr Lachen hören.
Und doch zeigten sie sich uns nicht. Sie blieben verborgen, doch schenkten uns das was wir verdienten.
Doch wenn du ihnen mit einem reinen Herzen, Offenheit und Liebe begegnetest, konnten sie sich dir offenbaren.
Sie zeigten sich denen, die sie für die richtigen hielten.
Und das war ein großes Geschenk. Eine ehr, die dir kein Mensch geben konnte.
Langsam schob ich die Äste beiseite, die vor mir auftauchten.
An diesem Tage hatte ich das Bedürfnis mich der Natur hinzugeben.
Ich liebte es, durch den stillen Wald zu laufen. Der Natur zu zuhören, wie sie ihre Lieder sangen. Das Gefühl des weichen Mooses und der Erde unter meinen Füßen.
Ich liebte es wie mir die Sonne, die zwischen dem dichten Blätterdach ihren Weg nach unten suchte, im Gesicht tanzte.
Ich liebte die Klare Luft. Den warmen Geruch, den mir die Blumen schenkten.
Ich liebte es, der Natur, den Bäumen, Pflanzen und alles, was es hier noch gab, dabei zu zusehen, wie sie ungestört wachsen konnten. Wie sie ihr Leben lebten, ohne dass die Hand der Menschen sie dabei hinderte. Wie die Tiere fröhlich durch ihr zu Hause tollten.
An diesem Tag folgte ich dem Ruf, der mich immer zu sich holen wollte.
Ich lief durch den dichten Wald, zwischen Bäume hindurch, über Felsen und Flüsse. Der warme Wind und der Duft stets meine Begleiter.
Einen Moment blieb ich stehen, um meine Umgebung zu erkunden. Ihre Anmut in mich aufzunehmen.
Um mich herum standen Bäume in den Unterschiedlichsten Formen und Größen, bewachsen mit weichem, grünem Moos. Die Erde war locker aufgewühlt und mit zahlreichen Wurzeln und Blumen geschmückt, die in einem zarten Rosa und Blau strahlten.
Rechts von mir befand sich ein dichtes Gestrüpp, hinter dem sich ein Fluss befinden musste.
Links von mir befand sich eine Vielzahl von Felsen. Allesamt wurden ebenfalls von sanftem Moos geziert. Ab und zu fand man eine kleine, zarte Blume zwischen den Spalten.
Die Sonne, die zwischen dem dichten Blätterdach hindurch schien, malte ein wunderschönes Muster auf den Boden.
In der Ferne hörte ich den Fluss rauschen und die Äste, die im Wind tanzten.
Es war, als ob ich in einer anderen Welt gelandet wäre.
Ich schloss die Augen und konzentrierte mich auf das Konzert, welches mir die verschiedensten Vögel gaben.
In mir spürte ich, dass ich nicht allein war. Es war kein unangenehmes Gefühl. Nein, im Gegenteil. Ich fühlte mich sicher und geborgen.
Langsam öffnete ich die Augen. Ich drehte mich um und wollte einen Schritt nach vorne machen. Gerade noch rechtzeitig sprang ich erschrocken zurück. Vor mir erstreckte sich ein Abgrund.
Dort wo ich eben noch beinahe hinabgestürzt wäre, rieselten kleine Steine hinunter.
Vorsichtig lehnte ich mich über den Abgrund und betrachtete ihn genauer.
Nun erkannte ich, dass es überhaupt nicht soweit hinunter ging, wie ich anfangs befürchtet hatte.
Unter mir gab sich eine atemberaubende Lichtung zum Vorschein.
Helles Licht umgab sie und eine wundervolle Wiese, geziert von zarten Blumen, die in allen verschiedenen Farben schienen, erstreckte sich über den ganzen Bereich.
In der Mitte der Wiese hob sich eine alte Trauerweide in die Höhe.
Ihre Äste, die bis auf den Boden herabhingen, bildeten einen geschützten Bereich um den Stamm.
Vorsichtig rutschte ich am Abhang hinunter. Sanft wurde ich von dem weichen Gras empfangen. Ein warmer Luftzug umfing mich, als wollte er mit mir spielen. Ich nahm ein leises Kichern wahr. Der Wind wehte die amüsierten Stimmen von der Weide zu mir her.
Interessiert folgte ich den Geräuschen.
Hier fühlte sich die Welt noch einmal anders an. Es war so friedlich hier. So magisch.
Es war, als ob hier alles Lebendig wäre. Als ob die Blumen gleich mit mir reden würden und der Wind mir seine Geschichte erzählen würde. Es fühlte sich an, als ob mir eine Grenze in eine andere Welt geöffnet wurde.
Ich machte einen letzten Schritt auf den alten Baum zu und schob sachte seine Äste beiseite. Sie öffneten sich wie ein Vorhang aus Samt und gaben mir sein Geheimnis preis.
Mit einem lächeln betrachtete ich das fröhliche Treiben.
Herrliche Wesen mit zarten Flügeln und Gewändern, aufwändig, aus den elegantesten Stoffen gearbeitet.
Sie hatten lange Haare in den unterschiedlichsten Farben. Manche flochten Zweige ein, manche ließen ihre Haarpracht einfach so über ihren rücken fließen.
Unter den Haaren kamen Spitze Ohren zum Vorschein.
Das Licht glitzerte auf ihren Hellen Häuten, die sie mit den unterschiedlichsten Dingen schmückten, die ihnen die Natur gab.
Mit ihren nackten Füßen wirbelten sie über den Boden, schwebten in Richtung Himmel und vollführten graziöse Drehungen.
Sie boten einen fesselnden Tanz der Elfen dar.
Sie schenkten mir ein großes Geschenk. Ihr vertrauen. Sie luden mich zu sich ein. Der Vorhang, der die Welten trennte, hatte sich für mich geöffnet.
Eine Elfe mit einem ausladenden Kleid kam zu mir hinübergeschritten.
Sie hatte silberne Haare, in denen eine Krone aus Wurzeln eingeflochten war.
Die Königin strahlte eine solche Macht aus, dass es beinahe erschreckend wirkte, doch da war so viel Liebe und Freundlichkeit in ihrem Gesicht, dass es alles andere übertönte.
Sie deutet einen Knicks an und ich ging vor ihr in eine tiefe Verbeugung. Alls ich wieder hoch kam reichte die Königin des Elfenvolkes mir ihre blasse Hand und lud mich dazu ein, mit ihnen zu tanzen.
Ich ergriff sie. Ihre Haut war so zart, dass ich angst hatte, sie würde zerfallen. Mit mir an ihrer Hand schritt sie tiefer in ihr Reich. Die Königin strahlte einen Duft aus, den ich nicht zuordnen konnte. Sie schritt seicht in die Mitte ihres Volkes und nahm mich mit.
Sie schenkte mir ein Lächeln, voller Ehrlichkeit und Liebe.
Solch ein Lächeln konnte man nur von diesem Volke bekommen.
Die Menschheit hatte vergessen, dass es sie gab. Das sie nicht die einzigen auf dieser Erde waren.
Sie hatten das Volk der Elfen und so viele andere Vergessen.
Die Menschen meinen, dass es sie nicht geben konnte. Es passte einfach nicht rein. Sie konnten es sich nicht erklären.
So gerieten sie in Vergessenheit und das einzige was übrig blieb waren Märchen, die von ihren Taten berichteten.
Und in jedem Märchen steckt ein Fünkchen Wahrheit.
Wenn du das nächste Mal unterwegs bist, halte die Augen offen. Lasse dich darauf ein.
Vielleicht hörst du sie. Vielleicht geben sie dir ein Zeichen und vielleicht laden sie dich zu sich ein.
Das wichtigste ist, dass du daran glaubst. An diese Welten und an dich.
Verliere diesen Glauben nicht.
Er führt dich zu Wahrheit.
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Elfentanz
Short Story"Die Menschheit hatte vergessen, dass es noch andere Welten gab, die neben ihnen existierten." Komm mit und lass dich in eine magische, verborgene Welt entführen. Begleite mich auf einen Weg durch wunderschöne Umgebungen und entdecke mit mir die Geh...