23:49 Uhr

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Du liegst da.

Halb schlafend,

und doch bist du hell wach.

Willst dich aber nicht rühren,

die Ruhe nicht stören,

die sich langsam

wie eine schützende Hand

über dich legt.

Der Tag war so laut,

vor Angst hattest du ständig

Gänsehaut.

Und hast gezittert,

die Tränen in den Augen

wie das Wasser vor einem Tsunami

groß

unaufhaltsam

zerstörerisch

und so laut.

wann immer jemand auch nur

in deine Richtung

schaute.

jetzt liegst du hier

wieder zitternd

und weinend

weil du nicht weißt

ob du eine weitere Katastrophe

vertragen kannst.

und mit Katastrophe

meinst du nichts anderes

als das Leben

an jedem Tag

an dem du weder tot noch lebendig

und schon gar nicht glücklich bist.

du schwebst irgendwo zwischen

"ich will leben"

und

"wann darf ich endlich sterben?"

und zwischen

"ich bin so leer"

und

"ich glaub' gleich werd' ich zerbersten.

irgendwo zwischen

"Ein bisschen geht noch"

und

"ich kann nicht mehr."

und jetzt liegst du hier.

im Bett

kurz vor Mitternacht

weinend

schreiend

schweigend

weil du nicht weißt,

wann er kommt -

der nächste Tsunami.

Aber was du weißt,

Du wirst ertrinken.

zwischen Leid und Tränen

wirst du sinken,

denkst du.

Und du willst nicht

schlafen gehen.

hast so Angst vor morgen

so Angst vorm Leben

Aber auch so Angst vorm sterben.

schwebst so dazwischen,

weißt selbst nicht wo,

wärst selbst gern anderswo

Aber bloß nicht hier,

denn wo hier ist

weißt du nicht.

Was bin ich?,

fragst du dich

und willst nicht schlafen gehen

aus Angst

Die Antwort

Morgen auch nicht zu finden.

Morgen wird nicht besser,
sagst du dir,

versuchst krampfhaft

Die Augen nicht zu schließen.

Nur noch ein bisschen

falschen Frieden

vor'm schlafgehen

vor'm aufwachen

vor'm aufstehen

und vor'm nächsten Krieg.

und bitte gib' mir nur

ein bisschen Frieden,

denkst du dir,

als du deine Augen schließt

Barfuß - PoesieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt