- Mena -

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Die Luft im Clocker war heiß und stickig

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Die Luft im Clocker war heiß und stickig. Der Musik-Club war nicht besonders groß und der warme Atem der Gäste sammelte sich schnell unter der niedrigen Decke, um dort eine neue nach Zigarettenrauch riechende Ozonschicht zu bilden.

Menas Hals war ausgetrocknet wie ein Wüstenboden und sie war schweißgebadet.

»Ich brauch' dringend was zu trinken bevor ich noch umkippe!«, sagte sie leise zu sich selbst und fuhr sich mit den Fingern über die feuchte Stirn.

Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, was in ihren wuchtigen Doc Martens gar nicht so einfach war, ohne sich eine Zerrung in der Wade zu holen, und reckte etwas desorientiert ihren schlanken Hals.

»Darf ich mal durch?«, krähte sie dem fremden Typen hinter sich entgegen.

Grinsend nickte dieser und ließ seinen Blick einen Moment zu lang über ihr Dekolleté gleiten, bevor er einen Schritt zur Seite tat. Mit rollenden Augen hielt sie ihm ihren ausgestreckten Daumen vor das Gesicht und begann sich durch die verschwitze Menge in den hinteren Bereich des Clubs vorzukämpfen.

Danke du Checker...

Mit jedem Schritt, den sie tat, wurde die Menschenmenge etwas ruhiger. In den hinteren Reihen genossen die Zuschauer die Performance der Band aus sicherer Entfernung und mit einem gewissen Abstand zum nassgeschwitzten Körper des Nachbarn.

Menas Adrenalinspiegel sank etwas als sie aus der Masse hervorbrach. Ähnlich dem Auftauchen aus einer sprudelnden Wasseroberfläche atmete sie einmal tief ein und genoss das kühle Brennen der Luft in ihren Lungenflügeln – obwohl diese auch hier nicht wirklich frisch war, es roch nach abgestandenem Bier und alten Sportsocken.

Doch der Geruch störte Mena überhaupt nicht. Auf Rockkonzerten fühlte sie sich einfach zu Hause, egal wie sehr es müffelte. Hier interessierte es niemanden ob ihr die Haare strähnig und nass im Gesicht hingen, oder ob ihr dunkler Lidschatten verwischt war. Niemand wollte hier einen Schönheitswettbewerb gewinnen. Im Allgemeinen ging es nicht um einzelne Personen, sondern um die Musik! Es ging darum ganz in den Gitarrenriffs und Kompositionen aufzugehen, die die Bands mit einer solchen Hingabe ihren Zuhörern entgegenschmetterten.

In einem Alltag voll von Missgunst und Oberflächlichkeit war dieser Ort für Mena der Himmel auf Erden. Keine Zickereien, kein Mobbing – einfach Musik.

Ihre Mutter erzählte immer gerne die Geschichte, wie Mena als kleines Mädchen in der Einkaufsstraße fasziniert vor einem Straßenmusiker sitzen geblieben war. Selbst das Versprechen auf ein Eis war wirkungslos gewesen, um Mena von dem gitarrespielenden Mann wegzulocken.

»An dem Tag war es wohl um dich geschehen. Danach wolltest du jedes Jahr zu Weihnachten ein neues Instrument oder etwas anderes Musikalisches haben. Nach ein paar Jahren fühlte ich mich fast wie ein Roadie bei den Rolling Stones.«

Auch der Mond wirft Schatten - Leseprobe - Band 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt