Ein kurzer Moment

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Jade's Sicht

Perrie: Ähh ja, ist doch nichts schlimmes.

Jade: Ähh klar, aber warum hast du das nicht früher gesagt?

Perrie: Warum sollte ich. Ich kannte dich ja noch nicht so richtig.

Jade: Und jetzt schon?

Perrie: Irgendwie schon. Immerhin schon seit jetzt 5 Stunden.

Sie kichert ganz leise und es ist das süßeste Kichern, was ich je gehört habe.

Jade: Sorry, dass ich dich unterbrochen habe. Du kannst mir natürlich noch weitere Fragen stellen.

Perrie: Ja okay, ehm warum bist du früher nicht ins Kinderheim gegangen?

Jade: Konnte ich einfach nicht, weil ich meine, meine Eltern hätten mich ja sorgenlos bei Ihnen weiterleben können, also sie waren noch im Stande sich um mich zu kümmern. Außerdem, wenn ich zur Polizei gegangen wäre, hätten alle gewusst, dass ich rausgeschmissen wurde, weil ich lesbisch bin. Ich habe mich sogar am Anfang dafür geschämt auf Frauen zu stehen, weil ich ja die Reaktion von meinen Eltern gesehen habe. Was hast du für einen Beruf?

Perrie: Ich arbeite bei meinem Vater, dem ein großes Modellunternehmen gehört. Irgendwann soll ich es mal übernehmen. Hast du Geschwister oder warst du mit deinen Eltern alleine?

Jade: Ich hab noch einen Bruder, der Karl heißt.
Wohnen deine Eltern in der Nähe und hast du Geschwister?

Perrie: Das waren zwar zwei Fragen, aber ich beantworte sie dir natürlich trotzdem. Ja meine Eltern wohnen ungefähr 10 Minuten von hier entfernt und ich habe einen älteren Bruder.
Da du mich zwei Fragen gefragt hast, stelle ich dir jetzt eine ganz persönliche okay?

Jade: Okaaayy.

Perrie: Wolltest du dir in den 4 Jahren schonmal was antun?

Diese Frage habe ich jetzt so garnicht erwartet. Soll ich ihr antworten? Soll ich ihr die Wahrheit sagen?

Perrie: Du musst natürlich nicht antworten, wenn du nicht willst.

Jade: Doch ist schon okay. Vor ungefähr 2 Jahren, stand ich auf einer Brücke und dachte darüber nach, was wohl passieren würde, wenn ich springen würde. Würde mich jemand finden? Würden meine Eltern sich Vorwürfe machen? Da bin ich übers Geländer geklettert und wollte wirklich springen, aber ich konnte es einfach nicht. Ich möchte noch so viel erleben. Ich möchte eine Arbeit haben. Ich möchte Freunde und eine neue Familie haben. Ich möchte eine feste Freundin haben, die ich öffentlich zeigen kann. Ich möchte sie küssen, lieben und Sex haben.

Scheiße! Hab ich das jetzt wirklich gesagt? Warum musste ich unbedingt Sex sagen. Das ist sooo peinlich. Ich merke, wie meine Wangen rot werden und es noch peinlicher wird, aber es sieht so aus, als würde ihr das überhaupt nicht peinlich sein.

Perrie: Du hattest also noch nie Sex?

Jade: Ich.. ich äh bin.. bin noch Jungfrau.

Perrie: Oh wie süß. Das muss dir nicht peinlich sein. Es ist doch nicht schlimm noch Jungfrau zu sein. Es ist gut, dass du es dir für die Richtige aufhebst.

Jade: Ich werde sowieso mit niemand richtigen zusammensein können, weil niemand jemand will, der auf der Straße lebt. Ich finde das gerade so komisch.

Perrie: Ach sag sowas nicht. Was meinst du mit, dass ist gerade so komisch?

Jade: Naja ich meine ich sitze mit einer Frau, die ich gerade mal 5 Stunden kenne in ihrem Haus und das um 3 Uhr nachts.

Perrie: Wenn du das jetzt so sagst, hört sich das wirklich komisch an. Wir haben jetzt eine ganze Stunde geredet. Ich glaube wir sollten langsam mal ins Bett gehen.

Jade: Und wie machen wir das morgen? Du musst doch bestimmt arbeiten.

Perrie: Nein muss ich zum Glück nicht. Ich hab morgen den ganzen Tag frei, das heißt ich kann in Ruhe zur Apotheke fahren und dir deine Tabletten holen. Du ruhst dich morgen erstmal schön aus.

Jade: Das ist echt nett von dir danke.

Perrie: Macht nichts. Du kannst im Gästezimmer schlafen. Schlafanzug kannst du von mir haben und ich hab glaub ich sogar noch eine Zahnbürste für dich da. Willst du jetzt noch duschen gehen oder morgen früh?

Jade: Wenn geht jetzt noch, ich hab seit einer Woche nicht mehr geduscht.

Perrie: Okay, Handtücher sind im obersten Regal. Nimm dir einfache eins raus. Ich warte solange hier.

Jade: Okay.

Ich stehe auf und schon kommt der Schmerz wieder. Ich lasse mir aber nichts anmerken und nehme meine Krücken und gehe langsam aus dem Raum. Da das Badezimmer oben ist, muss ich auch noch Treppen laufen. Kaum versuche ich eine Stufe hochzugehen, schreie ich auf. Meine Hüfte fühlt sich an, als würde sie brennen. Ich falle um.
Sekunden später steht auch schon Perrie neben mir.

Perrie: Was ist passiert?

Jade: Ich wollte nach oben gehen ins Bad, aber ich kann keine Stufen gehen.

Perrie: Na dann trag ich dich halt wieder, dass dürfte kein Problem sein.

Ich kann garnicht antworten, da werde ich schon hochgehoben. Sie scheint wirklich kein Problem mit meinem Gewicht zu haben, denn schon kurze Zeit später bin ich oben. Sie trägt mich ins Badezimmer und lässt schonmal heißes Wasser in die Wanne ein.

Jade: Ich wollte eigendlich duschen.

Perrie: Wie denn? Du kannst dich ja schlecht gleichzeitig auf Krücken halten und dich duschen.

Jade: Ja, aber wie komme ich in die Wanne?

Perrie: Du ziehst einfach einen Bikini von mir an oder einen Badeanzug und dann lege ich dich in die Wanne.

Jade: Das ist eigendlich garkeine so schlechte Idee. Aber ich kann mich doch alleine anziehen oder?

Perrie: Ja natürlich. Ich hol dir nur mal schnell einen Bikini, der dir passen sollte.

Sie verschwindet und kommt wenig später wieder. Sie hat einen lilanen Bikini in der Hand.
Sie schmeißt ihn mir zu und verschwindet dann wieder. Ich ziehe mich so schnell wie möglich um und zum Glück passt der Bikini perfekt.

Perrie: Bist du fertig?

Jade: Ja, kannst wieder reinkommen.

Schon geht die Tür auf und es scheint so als würde sie als sie mich sieht erstmal erstarren. Sie scannt meinen Körper und bleibt vielleicht eine Millisekunde länger an meinen Brüsten hängen. Das alles dauert zwar nur 3 Sekunden, aber trotzdem bemerke ich es. Sie schüttelt kaum merklich den Kopf und kommt dann auf mich zu.

Perrie: Ist das Wassser so okay?

Jade: Ja

Sie hebt mich hoch und kniet sich hin. Danach beugt sie sich rüber und legt mich sanft ins Wasser. Das Wasser ist schön warm.

Perrie: Ach ja, du brauchst ja noch Duschbad und Shampoo. Ich leg dir hier ein Handtuch hin okay?

Jade: Okay

Perrie: Wenn irgendwas ist, ruf einfach.

Jade: Mach ich.

Sie verschwindet wieder. Ich nehme mir das Duschbad und schäume mich schön ein. Wenn man obdachlos ist, ist es echt Luxus mal duschen zu gehen. Danach schäume ich meine Haare ein und will gerade meinen Arm heben, um mich abzuduschen, da kommt wieder dieser Schmerzstich. Ich kann nicht meine Arme so heben, weil dann meine Rippen gedehnt sind und das tut sehr sehr weh. Was soll ich denn jetzt machen? Mir bleibt ja nichts anderes übrig, als Perrie zu rufen. Das wird sooo peinlich, aber was soll ich sonst machen?

In love with a homeless girl Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt