2. Find you

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Hoseok

Wie meinen benommenen Zustand ausblendend, rannte ich in seine Richtung, der Erscheinung seiner Anwesenheit entgegen. Sein bisheriges Bild seiner Reinheit und beschränkten Art von Unschuld verlor sich in seinem jetzigen Zustand, wie er weinend, zusammengekauert an einer Wand saß und vor Angst zitterte. 

Oder konnte man es auch als Kälte bezeichnen?.

Als er meine Erscheinung erblickte rutschte er ängstlich, mich aus nassen Augen anblickend, etwas weiter der Ecke des Hauses entgegen, unverständliche Worte verließen dabei stotternd seine Lippen. Mich vor seinen zusammengekauerten Körper knieend, hielt ich diesem schmerzenden Blickkontakt stand, mein Herz fühlte sich zerbrechend an. Mit sanfter Stimme "Keine Angst, ich bin es nur" hauchend, streckte ich eine Hand zu ihm aus, platzierte sie vorsichtig auf seinem Arm. Sein Körper verkrampfte sich erneut, seine Lippen erzitterten. Ich zögerte kurz, doch legte dann vorsichtig meine Arme um seinen zierlichen, nur noch von Kleidungsfetzen bedeckten Körper. Wie versteinert, lediglich zitternd, lehnte er gegen meinen Oberkörper. 

1 Minute, 2 Minuten, 3 Minuten verstrichen, in welchen er sich kaum rührte. Seine Fasade brach nur langsam, Stück für Stück, wobei er sich an mich drückte, seine Hände haltsuchend in meinen Hoodie verkrallte, seinen Kopf gegen meine Brust drückte und bitterlich weinte. Ich ließ meine Hände beruhigend über seinen Rücken streicheln, versuchte dann vorsichtig mit ihm aufzustehen. Sein geschwächter Zustand ließ ihn nur instabil aufrecht stehen, nach wenigen Sekunden knickten seine Beine unter ihm weg, sodass nur meine um ihn geschlungenen Arme ihn vor einem Aufprall auf den nassen, harten Boden bewahrten. Daraus folgernd, dass er somit auch nicht laufen konnte, nahm ich ihn auf meine Arme, trat mit ihm hinaus auf die nun hell erleuchtete Straße, aus dem Schutz der dunkle Gasse. 

Auf das beißend blendende Licht drückte er sein Gesicht wimmernd gegen meinen Oberkörper, vergrub seine zierlichen Hände in den weichen, nassen Stoff meines Oberteils. 

Verachtende Blickte brannten sich in meinen Nacken ein, Menschen, welche uns abwertend anblickten besaßen zusätzlich die Dreistigkeit, ihren Blick mit Meinem zu kreuzen, die Nase zu rümpfen. Scannend betrachteten sie unsere nicht alltägliche Erscheinung eines vermummten, jungen Mannes, welcher den spärlich bekleideten Körper eines Anderen in seinen Armen hielt und schnellen Schrittes die lange Straße entlanglief. 

Meine Wohnung schien auf einmal schrecklich weit entfernt, der Weg schien kaum ein Ende nehmen zu wollen. 

Durchnässt bis auf die Haut stieß ich die gerade zufallende Tür mit meinem Fuß wieder auf, trat Stufe für Stufe die Treppe hinauf. Eine Hand von seinem Körper lösend tastete ich nach meinem Schlüssel, setzte meinen Schritt dann fort, als sich die Tür öffnete. 

Der lange Flur endete im Wohnzimmer, wo ich ihn vorsichtig auf dem Sofa absetzte, ihn dabei jedoch nicht losließ und ihn, nachdem ich mich neben ihn gesetzt hatte, wieder vorsichtig in meine Arme zog. 

Eine Weile war es still, nur sein leises Wimmern und herzzereißendes Weinen erfüllte den Raum. 

"Möchtest du mir erzählen, was passiert ist?". 



Dancer / 2WonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt