Die Bittstellerin

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Flammen schossen um sie empor und formten ein gleichmäßiges Pentagramm. Schnell zog sie ihr Oberteil aus und warf es von sich, bevor es in dem Feuer Funken fangen konnte.

Samira wusste, dass er stolz auf sie sein würde. Dreizehn Jahre hatte sie ihn warten lassen, jetzt rief sie ihn endlich.

„Lucifer, Bringer des Lichts, steig empor zu mir und empfange mich in deinen Flammen!" Ein paar Sekunden lang passierte nichts, sie machte nur einen Schritt zurück an die Flammen, um sich ein wenig zu wärmen.

„Ich bin hier, Samira. Um Gestalt annehmen zu können, musst du mir ein Blutopfer widmen. Nur so kann ich für dich sichtbar werden."

„Ja, Meister, sofort, Meister." Sie nahm ein kleines Taschenmesser aus der Tasche ihrer Hose, aber zögerte noch.

„Es wird weh tun, ja. Aber das ist der Preis, den du zahlen musst. Du weißt, wie es läuft."

„Ja, Meister." Ein gerader Schnitt ihren linken Arm entlang. Blut troff auf den Boden. Die Flammen flackerten. Samiras Arm begann zu pochen, tat aber weniger weh, als sie sich zu erhoffen gewagt hatte.

Vor ihr, mit ihr, im Zentrum des Pentagramms wuchsen Hörner aus dem Boden, ein Kopf, ein Mann.

„Dreizehn Jahre hast du mich warten lassen, Kind. Aber du bist hier. Das ist gut. Jetzt sag mir, wer dich damals so zugerichtet hat!"

Ein Glas traf auf diese Lippe, was diese aufplatzen ließ. Scherben fielen in ihr T-Shirt, bohrten sich in ihren Bauch. Ein Schlag in die Magengrube drückte sie noch tiefer in ihren Bauch. Sie brauchte nicht zu sehen, wie sich ihr T-Shirt fleckenförmig rot verfärbte, das Brennen verriet ihr bereits, das der Alkohol an dem Glas mit offener Haut in Berührung gekommen war.

Ihr Vater nahm sich das nächste Glas von der Theke, und schwang es gegen ihre Schläfe. Samira fing den Schlag mit einer Hand ab, dennoch ergoss sich der Inhalt des Glases über ihren Nacken. Vodka. Hoch entzündlich.

Ihre Pflegefamilie hatte ihr erzählt, was danach geschehen war – auch wenn ihr Körper diese Geschichte ebenso detailliert wiedergab. Ihr Vater hatte den Vodka in Brand gesteckt, und danach noch auf sie eingeschlagen, bis die Polizei endlich eintraf.

„Mein Vater."

„Ich hole in mir. Bleib du in den Flammen stehen, damit weitere Dämonen in diese Welt eilen können. Sie werden dich beschützen. Diese sinnlose Gewalt wird heute ein Ende finden – so, wie der Rest der Welt."


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⏰ Last updated: Dec 16, 2019 ⏰

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Gespräche mit dem TodWhere stories live. Discover now