Kapitel 72

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Mirano ließ seinen Finger ein wenig in der Luft bewegen, sodass sich das Model und auch die Ansicht des Modells veränderte. "Ich habe euch die Erneuerungen mitgebracht, die wir einfügen sollten", wandte er sich an seine Mitarbeiter und legte die Papiere auf den Tisch ab.

Sezuna betrachtete diese nur kurz und hatte bereits geistig ein Bild davon. "Das sieht der zerfallenen Tempelstadt wirklich sehr ähnlich. Wenn man die Grundrisse aufeinanderlegt, hat man eine ähnliche Aufteilung. Gibt es hier an der Stelle auch Gänge nach unten?", fragte sie und deutete auf einen Bereich im Model. Dort waren in der Wüste die Gänge gewesen, die versteckt hinab zu den Forschungskellern geführt hatten.

"Ja, die gibt es", bestätigte Mirano und fragte sie, woher sie sich einen Grundriss so gut merken konnte, ohne Karte zu besitzen. Ein Zauberwort später und das Model vergrößerte sich an dieser Stelle, auf die Sezuna gedeutet hatte. Dort sah man allerdings nur eine Wand, die Mirano mit dem Finger zur Seite schob. So, als wäre er selbst in der Ruine. "Dort unten waren Forschungskeller zu sehen, seltsame Gefäße mit Flüssigkeiten und nicht mehr erkennbaren eingelegten Dingen."

"Gab es dort auch diesen seltsamen Geruch?", wollte Sezuna wissen und erinnerte sich sehr gut an ihren letzten Ausflug dorthin. Damals war sie dort fast zusammengebrochen. "Und gab es unter den Magiern auch einige, die sich danach nicht gut fühlten?"

"Es roch wahrhaftig sehr seltsam", mischten sich Tamys und Vayur ein. Ihre Grimassen sprachen dabei Bände, die deutlich waren.

"Keiner ist zusammengebrochen, denn wir hatten zwei Heiler dabei, die uns ebenfalls auf dieser Reise begleiten werden", meinte Mirano dann nachdenklich und führte sie mit einem Zauber in die Kammern, die sich in der Ruine befanden.

Sezuna besah sich alles sehr genau und deutete auf einige der Gläser. "Die gab es in der Wüstenruine auch. Sie waren anderes angeordnet, aber der Inhalt sah zumindest gleich aus", erklärte sie und drehte sich ein wenig. "Auch der Grundriss der einzelnen Räume ist ziemlich gleich. Höhe, Breite und Tiefe der Räume weichen nur um wenige Zentimeter ab. Vorausgesetzt das hier ist Originalgetreu."

"Ist es schon", gab Mirano zu. "Woher weißt du das alles so genau? Du hast doch keine Karte, oder?", fragte er sie nun direkt, da sie die vorherige einfach ignoriert hatte.

Sezuna zuckte die Schultern. "Wir waren unten in den Ruinen", meinte sie. "Wieso sollte ich dann eine Karte brauchen?"

"Weil du dich an alles erinnerst, auch die Maßstäbe", bemerkte Mirano mit hochgezogenen Augenbrauen und beobachtete sie genau.

Sezuna blinzelte ihn an und zuckte die Schultern. "Ich erinnere mich auch daran, wo jeder Stand auf dem Markt steht, an dem ich schonmal vorbeigegangen bin", meinte sie, als wäre es normal, versuchte aber nur zu überspielen, dass ihr das alles sehr unangenehm war. Sie hätte den Mund halten sollen.

Bevor Mirano noch etwas erwidern konnte, schritt Haru plötzlich ein.

"Es tut mir leid, ich glaube, es ist besser, wenn wir jetzt gehen", sagte er ruhig. Genau das hatte er befürchtet, dass Sezuna wieder so reagieren würde, wenn sie jemanden nicht vertraute oder wenn sie unruhig war.

Sezuna blickte ihn fragend an, weil sie irgendwie nicht ganz hinterherkam.

"Wolltet ihr euch nicht ein wenig umsehen? Auch wegen Takobi Arco?", fragte Mirano ihn vorsichtig. Hatte er etwas falsches gesagt?

"Takobi Arco?", fragte Vayu. Dabei klang er aufgeregt und blickte Haru mit großen Augen an.

Sezuna indes spürte die veränderte Atmosphäre und zog sich wieder in Harus Richtung zurück, um seinen Schutz zu suchen.

Galdur - Kituo Cha (Band 6)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt