first (and last) chapter

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Der Mischkonsum vernebelte jegliche seiner Sinne. Jimin ertränkte seine Sorgen—wie so oft auch—in einer übertriebenen Menge überteuertem Alkohol und einiger illegalen Substanzen, welche er nicht alle benennen konnte.
Sein Gleichgewicht wurde durch die süßlich-bitter-schmeckenden Cocktails stark beeinträchtig und trotzdessen schien es ihm noch nie so gut zu gehen wie in diesem Moment.

Der Rausch bildete eine Art Seifenblase um seinen zarten Körper, die er am liebsten nie wieder verlassen hätte.
In seinen Ohren dröhnte Techno, welcher eine so hohe bpm-Zahl hatte, dass er im nüchternen Zustand vermutlich Kopfschmerzen bekommen hätte.
Doch in diesem Moment fühlte er sich frei und die Musik schien dies zu verstärken.
Die grellen Lichter des bekanntesten Nachtclubs Seouls spendeten wenig Helligkeit und ließen ihn ein wenig orientierungslos fühlen.

Sein Körper folgte ganz dem Takt. Er befand sich mitten in der Menge von verschwitzten jungen Menschen, mit denen der viele Körperkontakt eine erschreckende Normalität gewann.
Ewig hätte er so weitermachen können, doch es war nun schon kurz vor Mitternacht und eine große Hand, deren knochige Finger sich leicht in seine Schulter bohrten, ließen seine Seifenblase platzen.

"Es reicht.", sagte er ihm ins Ohr. Gerade so leise, dass es niemand anderes hören konnte und gerade so laut, dass nur Jimin es zu verstehen mochte.

Yoongi.

Yoongi und Jimin kannten sich noch nicht allzu lange. Jimins Eltern hatten Yoongi eingestellt. Er sollte auf Jimin aufpassen, ihn herumkutschieren und auf darauf achten, dass ihm die Drogen nicht den Gar aus machten—wofür ihm ein ziemlich hoher Geldbetrag bezahlt wurde.

Yoongi gefiel Jimin, doch gleichzeitig schüchterte er ihn ein wenig ein, wenn er ihn so berauscht erlebte und ihn mit seinem altbekannten, missbilligenden Blick streifte.

Jimin drehte sich jetzt zu ihm um, während Yoongi seine Finger nun fest—beinahe schon schmerzhaft—um Jimins Handgelenk schloss, ihm den Rücken zukehrte und ihn aus dem Haufen vertieft tanzender Leute zog.

Die kühle Sommernachtsluft hatte einen stark ernüchternden Einfluss auf Jimin, was zumindest seine Schwierigkeiten das Gleichgewicht zu halten auf dem Weg zu Yoongis Auto etwas minimierte.

Yoongi öffnete die Tür zum Auto, die Zugang zur Beifahrerseite verschaffte und wartete, bis der Jüngere sich auf den schwarz bezogenen Sitz plumpsen ließ, um die Tür mit etwas Schwung wieder zufallen zu lassen. Nachdem er ebenfalls auf seinem Sitz platz genommen hatte, legte er eine Hand auf das Lenkrad, die andere Hand führte mit einer automatisieren Bewegung den Autoschlüssel an seinen Platz.

Er zögerte loszufahren und drehte seinen Kopf langsam in Jimins Richtung. Seine dunklen Augenbrauen zogen sich zusammen und er sah ihn mit einem halb besorgten, halb zornigen Gesichtsausdruck an—soweit Jimin dies in dem schalen Licht der Straßenlaternen der Nebenstraße, in der er geparkt hatte, und unter dem Drogeneinfluss bewerten konnte.

"Was is'?", fragte der berauschte Koreaner ihn mit einem genervten Unterton in seiner verhältnismäßig hohen Stimme, während er seinen Kopf in den Nacken legte und anschließend einen leisen Seufzer ausstieß.

"Warum tust du das?"

Kurze Stille legte sich in den begrenzten Raum des vermutlich sehr teuren Autos.

"Ich meine... die Drogen.", fügte Yoongi noch etwas unbestimmter hinzu.

Ein ironisches Lachen trat aus Jimins Kehle.

"Nenn' mir etwas anderes, das mein trostloses Leben noch in irgendeiner Weise besser machen könnte.", versuchte er sich in einem abwertenden Tonfall zu rechtfertigen, und zeigte Yoongi dadurch nur ein weiteres Mal, wie fragil Jimin doch war.

spiele am klavier // yoonmin // short storyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt