PoV. Claire:
Gelangweilt saß ich in einem Stuhlkreis,
inmitten eines Stickigen,
kahlen, fensterlosen Raumes und hörte der semiinteressanten Rede meines Therapeuten zu.
Neben mir fünf weitere Mädchen in meinem Alter und ein kleiner Junge, welcher eher einen toten als lebendigen Eindruck erweckte.
Über sein Äußeres durfte ich nicht urteilen.
Ich selbst hatte einmal in etwa so ausgesehen und musste gestehen,
mir damals besser gefallen zu haben. Es war sein Gesamtpaket.
Still, blass und zweifelsfrei desinteressiert saß er dort auf einem der unbequemen Holzstühle und vegetierte vor sich hin.
Prinzipiell tat er nichts anderes als wir auch,
aber er sah noch viel unlebendiger aus als wir.Ich schaute auf meine Hand.
Es gab Zeiten,
dass ich jeden einzelnen Knochen hatte sehen können,
meine Hände waren schlank und schön.
Jetzt sah ich kleine Fettpölsterchen. Ich schüttelte stumm den Kopf.Wenn du hier raus bist,
brauchst du dringend eine Diät.Meldete sich diese penetrante Stimme in meinem Kopf zu Wort.
Ich nickte geistesgegenwärtig.„Und zum Schluss wollen wir uns gemeinsam von unserer langjährigen Freundin, Patientin
und Bekannten verabschieden.
Claire, das hier ist unsere letzte Sitzung.
Ich wünsche dir auf deinem weiteren Weg viel Erfolg."
Ans Ende seines Satzes setzte er ein bestätigenes Zwinkern.
Ich nickte mit einem aufgesetzt freundlichem Lächeln zurück und hoffte den Raum endlich verlassen zu dürfen.Ich stand auf und räumte meine Sachen in meinen Rucksack.
Die anderen hatten sich von mir verabschiedet und waren bereits gegangen.
War ich ehrlich,
fiel mir der Abschied,
so hart es auch klingen mag,
nicht im geringsten schwer. Bekanntschaften kommen und gehen im Leben und mit den Menschen die ich hier kennen gelernt und mit denen ich hier Jahre meines Lebens verbracht hatte,
wollte ich ein für alle Mal abschließen.
Ich hatte ein anderes Leben,
eines, welches ich bevorzugte,
eines fernab der Mauern dieses in meinen Augen so grausamen Ortes...Den halben Apfel,
den wir in einer Therapiestunde mindestens zu uns nehmen mussten, ließ ich zu einem Viertel in meiner Jacke verschwinden.
Jemand tippte mir auf die Schulter. Ertappt fuhr ich umher und sah in besorgte braune Augen.
Unsicher, ob er gesehen hatte,
dass ich das Essen habe verschwinden lassen,
versuchte ich Wut aus seinem Gesicht zu lesen.
„Claire, weißt du?
Du bist jetzt schon seit vier Jahren Teil meiner Gruppe"Ja, ich war Teil deiner Gruppe.
Jetzt nicht mehr,
also lass mich bitte in Frieden.
Ich hätte die vier Jahre deutlich sinnvoller verbringen können.
Dachte ich.„Ich weiß nicht warum,
aber mein Gefühl sagt mir,
du könntest Dummheiten machen, wenn du wieder alleine da draußen bist.
Bitte melde dich bei mir wenn etwas ist. Lass es nicht
wieder so schlimm werden wie damals..."
Führte er seine Ansprache fort.„Leon, gegen dein
schlechtes Gefühl kann ich nichts machen. Aber ich bitte dich,
dass es reicht,
wenn ich dir sage, dass alles gut gehen wird."
Entgegnete ich genervt und verließ mit einer verabschiedenden Handbewegung den Raum.
Aus dem Augenwinkel sah ich nur einen ratlosen Therapeuten
in seinem Kämmerchen und erfreute mich daran, diesen Anblick nie mehr ertragen zu müssen.Meine Sachen hatte ich am Morgen bereits abholen lassen.
Folglich musste ich nicht auf ein Taxi warten,
welches mich und meine Koffer nach Hause kutschierte.
Gut gelaunt ging ich ein letztes Mal über den weißen Flur des Gebäudes, ein letztes Mal schlenderte ich an der, von mir so verhassten Kantine vorbei und ein letztes Mal grüßte ich die Rezeptionistin.„Alles gute Kleine."
Sagte sie in ihrer freundlichen Art.
„Danke Kati."
Meinte ich zurück und warf ihr ein warmes Lächeln zu.
Kati hatte mir meinen Aufenthalt hier um einiges erträglicher gemacht.
Ich hatte sie über die Zeit sehr ins Herz geschlossen.Ein befreiendes Gefühl machte sich in mir breit,
als ich auf der Straße stand,
ohne den Gedanken um achtzehn Uhr zurück in der Klinik sein zu müssen. Ich war frei, uneingeschränkt, glücklich.
Euphorisch griff ich in meine Tasche und tippte meiner besten Freundin eine Nachricht.
Es war ihr Versprechen gewesen,
dass wir uns direkt treffen,
wenn ich zurück bin.
Und genau so sollte es sein.
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𝓣𝓱𝓮 𝓼𝓶𝓲𝓵𝓮 𝓾𝓷𝓭𝓮𝓻𝓷𝓮𝓪𝓽𝓱 || A Kai Havertz FF
Fanfiction„Es ist schwer an dieser Stelle einen Anfang zu finden, aber wo kein Anfang ist, da ist auch kein Ende und somit auch keine Chance auf ein besseres Leben." Flüsterte diese tückische Stimme, welche nicht brüchig sondern längst gebrochen war und meine...