𝐻𝑎𝑛𝑎.
Wieder lässt er mich im Stich. Wieder verlässt er meine Wohnung. Die Wohnung, die ohne ihn so leer wirkt. Ohne ihn, fühle ich mich leer. Leblos. Ja, ich habe mich an diesen Mann gewöhnt. Ich habe mich daran gewöhnt, dass er kommt und geht, wann er möchte. Und dennoch lasse ich es mit mir machen. Das ist Liebe. Oder nicht?
Aber wenn das Liebe ist, warum verletzt es mich dann so sehr? Wieso verletzt es mich immer und immer wieder, wenn er aus der Tür geht und sich tagelang nicht meldet? Wieso schmerzt es zu wissen, dass er hinter meinem Rücken auch andere Frauen trifft? Dass er ihnen die selben Worte sagt, wie er es mir zuvor schon gesagt hat.
Wieso lasse ich das mit mir machen? Warum macht Liebe blind? Weshalb sehen wir Frauen alles mit einer rosaroten Brille, obwohl wir wissen, dass alles was Männer von sich geben, gar nicht stimmt?
Täusche ich mich vielleicht? Ist er vielleicht nicht so? Ich meine, das ein oder andere Mal hat er mir ins Gesicht gesagt, dass er zu einer anderen geht. Aber das war im Streit. Ob er es heute noch macht? Ob er heute noch zu anderen Frauen geht? Vergnügt er sich immer noch mit anderen Frauen, obwohl er mich - seine Freundin - an seiner Seite hat. Die stets loyal zu ihm bleibt.
Vielleicht sollte ich mal genau das machen, was er mit mir macht. Die Dinge anstellen, die er mit mir anstellt. Denn so wie es jetzt läuft, wie es in den letzten Monaten läuft, ist nicht das, was ich erwartet habe.
Ja, ich weiß. Er ist berühmt. Fast schon weltweit. Und ja, so viele Frauen hätten gerne meinen Platz. So viele Frauen würden sich darum reißen, nur eine Nacht mit ihm zu verbringen. Und ich habe die Chance, es möglicherweise ein Leben lang zu haben. Ihn ein Leben lang zu haben. Trotzdem mache ich mir Gedanken darüber, ob es sich noch lohnt, an seiner Seite zu bleiben.
Vielleicht sind wir nicht für einander bestimmt. Vielleicht möchte Gott uns einen anderen Weg geben. Vielleicht hat er etwas anderes für uns geplant. Aber möchte ich etwas anderes? Möchte ich jemand anderen als ihn? Als Granit Musa?
Nein. Dieser Gedanke sollte nicht einmal existieren. Ich sollte diesen Gedanken sofort wieder verbannen. Es würde mich nur krank machen.
Wie kann ich auch nur daran denken, ihn mit jemand anderen zu ersetzen? Dass jemand anderes seinen Platz einnimmt. Keiner könnte Granit je das Wasser reichen.
Auch wenn die letzten Monate vielleicht nicht die besten waren. So waren es aber die letzten zwei Jahre. Wir hatten viele Höhen und Tiefen. Viele Auseinandersetzungen, die mit lauten knallenden Türen, kaputten Gegenständen und verletzenden Worten geendet haben. Doch wir haben uns jedes Mal zusammen gerissen und daran gearbeitet.
Aber das waren nicht die einzigen Momente, die wir erlebt haben. Es gab auch schöne Tage in unserer Beziehung. Schöne Erinnerungen, an die wir oft zurück denken. Vor allem, wenn wir uns streiten. Denn diese Augenblicke sind jene, die uns zusammen halten.
Unser erstes Date zum Beispiel.
Granit ist so ein Chaot. Er hat nichts - aber auch gar nichts - auf die Reihe bekommen. Den Film, den wir eigentlich gucken wollten, haben wir verpasst, da er nach der falschen Adresse geschaut hat. Das falsche Kino. Das Restaurant, in welches wir gehen wollten, hatte Urlaub und so standen wir da. Er genervt und ich amüsiert.
Letztendlich saßen wir mit einer Tüte von McDonald's in seinem Auto, auf dem Parkplatz der Fast Food Kette und aßen unser Junkfood. Lachend über die Ereignisse, die an diesem Tag passiert sind.
Unser viertes Date, das vierte Date, an welchem wir unseren ersten Kuss hatten, war genau so wie beim ersten Treffen. Eigentlich liefen alle so ab. Fast immer kam uns etwas dazwischen. Fast immer machte er einen Fehler, weil er nicht genau recherchiert hat.
An unserem vierten Date wollte er mit mir auf den Weihnachtsmarkt. Doch zu den Feiertagen war ich nicht in der Stadt, weshalb er es auf einen Tag danach verlegt hat. Hätte er gewusst, dass nach Weihnachten schon alle Märkte geschlossen haben, dann hätte er es bestimmt zu einem früheren Zeitpunkt geplant.
So standen wir da. Granit total frustriert und enttäuscht davon, dass kein Stand geöffnet hat. Und ich grinsend neben ihm. Unsere Hände ineinander verhakt.
»Ich wollte, dass es magisch ist.«
Aber in diesem Moment konnte ich mich nicht zurück halten. Er hat jedes Mal versucht sein bestes zu geben und jedes Mal ist etwas schief gelaufen. Er wusste nicht, dass ich mich schon seit dem ersten Moment an, als wir vor dem Kino standen und der Verkäufer uns gesagt hat, dass der Film bereits läuft, mich in ihn verliebt habe. Weil er sich dafür geschämt hat und weiterhin versucht hat, irgendwas aus dem Date heraus zuziehen.
Unser erster Kuss war dennoch zwischen den vielen Holzhütten, die alle geschlossen oder teilweise schon am abbauen waren. Unser erster Kuss, mit so viel Liebe und Zuneigung. Geborgenheit.
Noch nie hat mich ein Mann so geküsst, wie Granit Musa es getan hat. Noch nie hat mich je ein Mann so fühlen lassen, wie er es getan hat. Noch nie habe ich mich so sehr in einen Menschen verliebt, wie in ihn.
Ich möchte auch nicht mehr, bei jemand anderen das fühlen, was ich bei Granit fühle. Manchmal stelle ich mir die Frage, ob es ein anderer überhaupt verdient hat. Denn das was Granit alles für mich getan hat, dass kann keiner übertreffen.
Keine Frage. Granit Musa wird für immer die Liebe meines Lebens bleiben. Auch wenn er mich immer häufiger enttäuscht.
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𝖧𝖠𝖭𝖠. | 𝘼𝙕𝙀𝙏.
Short Story𝖪𝖴𝖱𝖹𝖦𝖤𝖲𝖢𝖧𝖨𝖢𝖧𝖳𝖤. »Liebst du mich überhaupt?« »Ich liebe dich mehr als alles andere auf dieser Welt, zemer.«