Kapitel 2

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„Wilkommen im Herzen der Royal Academy", sagte Brooke und strahlte mich an.
„Wow", war das Einzige, was ich heraus bekam. Der Riesige Speisesaal wurde von dutzenden Kerzen erhellt, die auf gewaltigen Kronleuchtern hingen und auf jedem Gruppentisch standen. Insgesamt waren es bestimmt um die hundert Tische, an die vielleicht acht Leute passten. Der Saal war schon fast gefüllt, nur hie und da waren noch einige Plätze frei. Am anderen Ende des Saals war eine Reihe von Tischen aufgestellt, an denen die Lehrer Platz genommen hatten, sich leise unterhielten oder einfach nur das Geschehen beobachteten. In der Mitte saß Frau Nelson, die Schulleiterin, so strahlend wie immer. Durch die Kerzen wurde alles in ein mattes, schummriges Licht getaucht, was die ganze Atmosphäre nur noch gemütlicher machte. Aufgeregt nahm Brooke mein Handgelenk und zog mich hinter sich her zu einem der Tische, an dem noch genau drei Plätze frei waren. Madison und Morgan, die sich beide exakt die gleichen Zöpfe geflochten hatten, unterhielten sich lachend mit Riley. Alec und Emmy hörten dem Gespräch aufmerksam zu. Als Riley Brooke erblickte, fingen seine Augen an zu glänzen. Auch Brooke schien auf einmal viel aufgeregter. Ich musste lächeln. Die beiden waren so süß zusammen. Brooke nahm neben ihm Platz und er legte sofort seinen Arm um sie. Zögernd blieb ich stehen. Sollte ich mich wirklich zu ihnen setzen? Einfach so zwischen diese wunderbaren Freunde platzen? Was, wenn ich sie auseinander reißen würde? Zugegeben, ich liebte all diese Leute jetzt schon.
„Na komm, Prinzessin. Worauf wartest du?", fragte mich Alec und deutete auf den freien Stuhl neben sich. Dankbar nahm ich Platz. Während wir uns über dies und jenes unterhielten, kam ein schwarz gekleideter Mann und fragte uns mit höflicher Stimme: „Wollt ihr schon euer essen haben?" Verblüfft sah ich die anderen an. War ich jetzt in einem Restaurant gelandet? Doch diese nickten ihm nur geistesabwesend zu, als wäre es nicht weiter besonders und fuhren dann sofort wieder mit ihrem Gespräch fort.
„Ach und Aby, gewöhne dich schon mal dran: Chase kommt wirklich immer zu spät", sagte Emmy lachend, wobei ihre Grübchen sie wie ein kleiner Engel wirken ließen. Just in diesem Moment platzte ein schwer atmender Chase zu ihnen. Als er ihre Gesichtsausdrücke sah, sagte er düster: „Ich bin schon wieder zu spät, oder?" Alle nickten und brachen in ein Lauthalses Lachen aus. Knallrot setzte Chase sich neben mich.
„Wusstet ihr schon das neueste?", fragte Riley, als sich alle wieder einigermaßen eingekriegt hatten. „Luke Wilson ist wieder an der Schule. Anscheinend war die Royal Academy wohl doch besser als dieses drecks Amoudis Internat." Er spuckte die letzten Wörter aus, als wären sie giftig. Fragend schaute ich zu Brooke. Sie formte mit ihren Lippen nur das Wort später, denn in diesem Moment kam der schwarz gekleidete Mann mit dampfenden Kesseln und Töpfen an. Er stellte alles in die Mitte unseres Tisches und schenkte jedem eine rot-lila Brause ein. Einen riesigen Krug mit diesem Getränk gefüllt, stellte er daneben. „Was ist das?", fragte ich, als er weg war. „Das ist das Getränk der Royal Academy. Probiere mal. Das schmeckt fantastisch.", klärte Chase mich auf. Und tatsächlich. Ich trank ein Schluck, dann noch einen, und schließlich war das ganze Glas leer. „Mehr!", prustete ich und deutete ich auf den Krug, voll mit diesem Wundergetränk. Wir alle brachen in schallendes Gelächter aus.
So ging das eine ganze Weile und irgendwann bekam ich Bauchkrämpfe vom vielen Lachen. Das Essen schmeckte köstlich. Ab und zu warf mir Chase Blicke zu. Ich versuchte, dann immer weg zu gucken, auch wenn es mich irgendwie berührte. Einmal trafen sich unsere Blicke. Diesmal wollte ich nicht diejenige sein, die zu erst wegschaute, und hielt ihm stand. Doch er machte keine Anstalten wegzuschauen. Grinsend musterte er mein Gesicht. Fragend hob ich eine Augenbraue, doch er schien so in seine Gedanken vertieft zu sein, dass er das nicht merkte.
„Bist du einverstanden, Aby?", riss mich Brookes Stimme aus den Gedanken. Ich wirbelte herum. „Was?" Sie lachte. „Wir haben überlegt, dir heute Abend den Schulhof zu zeigen. Also jetzt."
„Oh... ähm ja das wäre super.", sagte ich überrascht.
Während die anderen aufstanden, warf ich einen flüchtigen Blick zu Chase, doch dieser war in ein tiefes Gespräch mit Riley versunken. Komischer Weise versetzte mir das einen kleinen Stich. Schnell schüttelte ich den Gedanken ab und rannte Brooke hinterher.
Die Sonne war gerade am untergehen, als wir in die lauwarme Sommernacht eintauchten. Am Horizont zeichnete sich eine zartrosa Linie ab. Die Bäume wurden von Lichterketten erleuchtet und überall tobten Schüler rum. Brooke nahm mich an der Hand. Vor uns führte ein langer Steinweg den Hügel hoch, der dies alles hier so abgelegen und idyllisch machte. Von dort oben hatte ich heute den perfekten Ausblick über das Gesamte Gelände gehabt. Über die Wiese gingen zwei Wege ab. Einer führte nach links zu den Sportplätzen, Tiergehegen, Erntefeldern und einem kleinen Häuschen, der andere nach rechts und verlor sich hinter einem Wald, wo ich wusste, dass sich dahinter mehrere kleine Häuser befanden. „Komm!", rief sie gut gelaunt und zog mich den linken Weg entlang. Wie schon erwartet befand sich dort ein großes Gelände, übersät von allen möglichen Tiergehegen -von Meerschweinchen und Kaninchen bis hin zu bunten Papageien.
„Wie reich ist diese Schule denn bitte?!", murmelte ich fassungslos.
„Sehr reich", gab Alec, der plötzlich neben mir aufgetaucht war, leise zu. Ich schmunzelte. Auf einmal kam ein wunderschöner mittelgroßer Hund auf sie zugerannt. Freudig schleckte er Alec ab. „Das ist Mia", erklärte dieser. „Mia ist unsere Internatshündin". „Hallo Mia. Du bist aber eine Süße!", sagte ich lachend, während sie aufgeregt an mir hochsprang. Dann wandte ich mich wieder Alec zu.
"Bist du häufig hier?", fragte ich ihn, während wir zwischen den Gehegen langschlenderten. Er nickte kaum merklich. „Die Tiere sind für mich wie meine Familie. Ich bin jeden Tag bei ihnen. Sie bedeuten mir alles." Mir entging der Schmerz, der in seinen Augen lag nicht. Er muss genau solche Verluste erlitten haben wie ich, schoss es mir durch den Kopf. Ich entschloss, nicht weiter nachzufragen. Aber irgendwann würde ich es herauskriegen.
Neben dem „Tierbereich" befanden sich Tennis-, Volleyball- und Fußballplätze. Selbst im Dunkeln waren noch reichliche Kinder darauf.
Ich schaute mich nach den Anderen um. Sie hatten wieder den Rückweg eingeschlagen und nahmen nun den Weg der nach rechts in den Wald führte.
Während Alec mir etwas über die Lehrer dieser Schule erzählte, tauchte plötzlich Chase neben uns auf. Ein breites Grinsen huschte über Alecs Gesicht.
„Ich geh mal kurz Riley etwas fragen...", sagte er schnell und huschte voran.
„...Weißt du was mit denen los ist?", fragte mich Chase verwirrt. Ich schüttelte lachend den Kopf. Die anderen waren bereits in den Tiefen des Waldes verschwunden. Schweigend gingen wir nebeneinander her. Als auch wir in den Schattigen Wald eintraten, begann ich zu frösteln. Obwohl es Sommer war, reichte die Dünne Bluse und die Strumpfhose unter dem Faltenrock wohl doch nicht aus. Zitternd schlang ich meine Arme um meinen Oberkörper. Besorgt schaute Chase zu mir rüber. Ohne zu zögernd zog er seine Jacke aus und legte sie mir über. Sie war noch schön aufgewärmt von seiner Körperwärme und roch gut. „Danke...", sagte ich lächelnd, während wir durch den Wald gingen, den Steinweg immer noch unter uns. Er nickte nur. Er hatte ein eng anliegendes, weißes T-shirt an. Seine Muskeln zeichneten sich stark darunter ab und ich fing an mich zu fragen, wo er das alles aufgebaut hatte. Plötzlich bemerkte ich die leichte Gänsehaut auf seinen gebräunten Armen. „Chase!", rief ich erschrocken, „Du frierst ja!" Er schaute mich mit einem schiefen Grinsen an. „Mir geht's gut, Aby", flüsterte er sanft. Mir wurde warm ums Herz. Das Ganze Gelächter von den anderen, welches vor kurzem noch unüberhörbar durch den Wald zu uns gedrungen war, war nun wie ausgeschaltet. Jegliche Geräusche um mich herum verstummten. Es gab nur noch Chase und mich.
„Wie gefällt dir die Royal Academy bis jetzt?", fragte er leise.
„Sie ist toll, wirklich... Fast zu toll.", fügte ich grinsend hinzu. Er lachte auf.
„Warte erstmal ab bis die Schule wieder beginnt. Da wird dir der Spaß schon noch vergehen!"

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⏰ Letzte Aktualisierung: Nov 21, 2014 ⏰

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