Alien Teil 1

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Es ist ein Abend im Winter. Es dämmert bereits, ist neblig, fieselt. Ich jogge über die Feldwege am Dorfrand. Trotz des ungemütlichen Wetters begegnen mir Leute. Solche, die noch mit ihrem Hund draussen sind, andere auf ihrem Heimweg. Leute aus dem Dorf, die ich kenne, aber meist erst erkenne, wenn ich an ihnen vorbei laufe. Ich werde dann jeweils etwas langsamer, vor allem, wenn sie einen Hund dabei haben.

»Guten Abend«, sagen wir beim Passieren und nicken. Dann renn ich wieder los. Gerade kommt mir erneut jemand entgegen. Er hat keinen Hund dabei, kommt mir auch nicht bekannt vor.

»Guten Abend«, sag ich dennoch, schon bevor ich ihn passiere.

Ich sehe ihn nicken, vielleicht kenn ich ihn doch? Als wir uns ganz nahe sind, schau ich genauer hin. Ich erschrecke beim Anblick. Stolpere fast. Und bin schon vorbei.

»Das darf doch nicht wahr sein!«, dreht es in meinem Kopf. »Das war doch eben...«

Ich renn panisch weiter. Dann werd ich langsamer.

»Verfolgt er mich?«

Ich werde noch langsamer.

»Ich müsste ihn doch atmen hören, wenn er hinter mir wäre, wieso überhaupt ER, vielleicht eher ES?« Es hat genauso ausgesehen wie in den Filmen und Büchern über Kontakte mit Ausserirdischen: grosser Kopf, Mandelaugen, haarlos.

»Oder hab ich mich getäuscht? Und wenn nicht?«

Ich werde noch langsamer, blicke über meine Schulter zurück. Sehe aber nichts, blicke über die andere Schulter zurück. Immer noch nichts.

Jetzt bleibe ich stehen und drehe mich um. Ich bin alleine. Ich suche mit meinen Augen die Strasse ab, niemand zu sehen. Ich renne wieder an, blicke nochmals zurück. War da nicht doch jemand?

»Mist. Was soll ich tun? Nachschauen gehen, ob ES noch dort hinten ist? Die Konfrontation suchen?«

Ich bleibe wieder stehen, schaue erneut zurück, suche wieder mit den Augen die Strasse ab. Dann renn ich langsam wieder los, aber nun zurück. Bis ich schliesslich dort bin, wo ES mir begegnet ist. Aber es ist niemand da.

»Hätte ich doch nicht solange gewartet, wäre ich doch nicht davon gerannt.«

Ich ärgere mich und verspüre plötzlich einen unbändigen Drang, ES zu finden. Ich gehe die Strasse hinauf und wieder hinunter, suche die Strassenränder ab, die Wiesen. Aber nichts und niemand ist zu sehen. Vielleicht war es doch nur eine Täuschung, oder es hat sich in Luft aufgelöst. Enttäuscht wende ich mich wieder meinem Weg zu.

»Guten Abend.«

Da steht plötzlich jemand neben mir. Ich erschrecke fast zu Tode.

»Wo kommt der her? O mein Gott! Es ist ES! Oder doch nicht?«

Sieht von nahe jedenfalls nicht aus wie ein Alien. Eher wie ein blasser Mensch mit etwas gross geratenen Augen, der vermutlich unter der Mütze keine Haare hat.

»Suchen Sie etwas?«, fragt er freundlich.

»Eher jemanden«, murmle ich.

Der andere nickt. »Ich weiss, wovon Sie sprechen.«

»Was? Haben Sie etwa auch schon...?«

Er nickt erneut.

»Vielleicht auch eben?«

Wieder nicken.

»Und was machen wir jetzt?«

»Ich kenne ihre Rufe«

»Wie bitte?«

»Ich weiss, wie sie sich rufen, ich könnte ihn herbeirufen.«

»Woher kennen Sie...?«

»Soll ich nun?«

Ich zucke mit den Schultern. Er bewegt den Mund, aber ich höre keinen Ton. Dann steht plötzlich noch jemand bei uns. Der andere zeigt mit der Hand auf ihn.

»Und? Ist es der, den sie suchen?«

Ich wiege den Kopf hin und her. »Ich weiss nicht.«

Dann wird mir plötzlich klar: »Sie veräppeln mich, logisch, ich war ja auch zu dumm!« »Sagen Sie das nicht.«

»Was?«

»Sie sind nicht dumm.«

»Sondern?«

»Vielleicht sollten wir sie aufklären.« Sie sagen das nicht zu mir, sondern zueinander. Ich verstehe nicht. Schaue vom einen zum anderen. Dann schauen beide mich an.

»Wollen Sie wissen?«

Ich nicke vorsichtig.

»Dann kommen Sie mit.«

»Wohin?«

»Zu uns.«

»Und wo ist das?«

Sie machen mit der Hand eine Bewegung in den Himmel hinauf.

Das fass ich nicht. »Also doch?«

Sie nicken. Dann nehmen sie meine Hände. Und ich spüre Energie, grenzenlose Energie, sie fliesst durch meinen Körper, aber nicht wie ein Stromschlag, den man erhält, wenn man den Viehdraht anfasst, nein, angenehm.

Trotzdem nehme ich meine Hände wieder weg. »Es geht nicht, ich muss zu meiner Familie zurück. Ich möchte sie nicht zurücklassen.«

Sie schauen sich an.

Mir wird plötzlich unwohl und ich lauf wieder los. Diesmal in Richtung zuhause. Sie schauen mir nach.

»Mein Gott, diese Chance, die ich da sausen lasse«, denke ich. Aber ich kann nicht einfach weg, was ist mit meinen Kindern, meinem Partner, sie werden sich Sorgen machen.

Ich halte an, gehe ein Stück in ihre Richtung zurück. Dann ruf ich Ihnen zu. »Können wir nicht reden?«

»Worüber?«

»Über alles, über euch. Ich möchte doch wissen!«

Sie nicken. Gott sei Dank.

»Ich komme zurück, morgen wieder hier«, rufe ich. Dann renn ich nach Hause.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jan 21, 2020 ⏰

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