VIII

3.4K 140 46
                                    

Sofort kommt Cora wieder zu mir. "Ganz sicher? Sie haben sie nicht irgendwo anders stehen gelassen?" Ich schüttele den Kopf. "Nein. Ich habe sie dort abgestellt und als ich weggerannt bin, habe ich sie nicht mitgenommen. Denkst du, er wird mir irgendetwas antun?" Cora schüttelt den Kopf, doch selbst ich habe das kurze Zögern bemerkt. Ich schlucke. "Vielleicht ist es besser, wenn ich so tue, als wäre nichts gewesen..." Sofort nickt sie. "Das wäre vermutlich eine gute Idee. Soll ich Ihnen jemanden schicken, der Sie in den Garten geleitet?" Ich nicke. Sie betrachtet mich noch einmal prüfend, dann läuft sie zur Tür. Nachdem sie mir noch einen letzten Blick zugeworfen hat, huscht sie aus der Tür. Angespannt setze ich mich auf mein Bett. In Gedanken male ich mir alle möglichen Foltermethoden aus, die ich kenne. Und alle werden von Dalian ausgeführt. Mir läuft es kalt den Rücken hinunter. Als es plötzlich an der Tür klopft, bekomme ich fast einen Herzinfarkt. Mein Körper beginnt zu zittern. "Mylady? Cora hat gesagt, ich soll Sie in den Garten begleiten." Erleichtert atme ich auf, als ich sie Stimme höre. Es ist nicht Dalian. Ich atme einmal tief durch und versuche, mich zu beruhigen, dann stehe ich auf und laufe zur Tür.

Als wir auf den Gang treten, schaue ich zuerst nach links und rechts. Als ich niemanden sonst entdecken kann, fällt mir ein Stein vom Herzen. Obwohl es eigentlich sinnlos war, sich umzuschauen. Wäre er hier gewesen, wäre ich sowieso nicht schnell genug zurück in mein Zimmer gekommen und selbst wenn, die hätte ihn vermutlich auch nicht aufgehalten. Und ich bin mir sicher, auch der Diener an meiner Seite hätte mir nicht geholfen. Hier im Schloss würde sich keiner, wirklich keiner, gegen Dalian stellen. Wieder einmal werde ich meiner Schwäche bewusst. Ich bin ein kleines Menschemmädchen in einem Schloss, dass von den stärksten Werwölfen geführt und regiert wird. Nein. Falsch. Ich bin kein kleines, schwaches Mädchen. Ich bin eine Caysia. Wenn es sein müsste, könnte ich mich sicher auch erfolgreich gegen die Werwölfe verteidigen. Vor allem gegen einen. Mit neuem Mut folge ich schnell dem Diener, der schon ein paar Meter vor mir läuft. Als er mich bemerkt, verneigt er sich sofort in meine Richtung. "Verzeiht. Ich dachte, ihr wärt direkt hinter mir. Ich hätte warten sollen." Es ist mir unangenehm, ihn so gebeugt vor mir stehen zu sehen. Da ich nicht weiß, was ich tun soll, schüttele ich einfach mit dem Kopf und sage das erste, was mir einfällt. "Ist nicht so schlimm. Ich war in Gedanken. Können wir weiter?" Er nickt, richtet sich jedoch noch immer nicht wieder auf. Verwirrt sehe ich ihn an. "Mylady, darf ich mich erheben?" Sofort hebt sich meine Verwirrung auf. "Oh Gott, natürlich! Entschuldigung! Ich wusste nicht..." Ich Schaf! Er hat die ganze Zeit gewartet, dass ich etwas sage und was mache ich? Schaue ihn dumm an und grüble darüber nach, weshalb er sich nicht aufrichtet. Am Ende bekommt er wegen mir noch Rücken Probleme. "Nein, Mylady! Sie müssen sich nicht entschuldigen! Nicht bei mir!" Perplex sehe ich ihn an. "Natürlich muss ich mich bei Ihnen entschuldigen!", entgegne ich. "Sie sind sehr freundlich, Mylady." "Danke. Können wir jetzt in den Garten?" "Natürlich. Kommen Sie." Schnell folge ich ihm.

Der Garten ist wunderschön. Er ist viel größer, als es von meinem Zimmer aussieht. Und das will etwas heißen. Ich sehe mich um. Sofort fühle ich mich wohl. "Darf ich mich hier frei bewegen?", wende ich mich an meinen Begleiter. Der nickt. "Ich warte hier auf Sie. Wenn etwas ist, kommen Sie zu mir." Schnell bedanke ich mich und gehe auf das kleine Waldstück zu, dass sich vor mir befindet. Die Bäume stehen weiter auseinander als bei einem richtigen Wald und sind ein wenig zu gleichmäßig angeordnet um als willkürlich durchzugehen, aber man sieht, dass jemand seine ganze Mühe darauf verwendet hat, es wie einen ganz normalen, natürlichen Wald aussehen zu lassen. Doch trotz allem hört man Vögel zwitschern und nach einigen Minuten sehe ich sogar ein paar Fußabdrücke eines Rehs. Irgendwann lasse ich mich auf einen Felsen sinken und schließe die Augen. Erst jetzt merke ich, wie sehr mich das Rennen durchs Schloss erschöpft hat. Umständlich schlüpfe ich aus meinen Schuhen. Sie sind nicht ganz so hoch wie die anderen, welche ich vor der Tür vergessen habe. Ganz dummer Gedanke. Sofort beginnen meine Finger wieder zu zittern. Ich klammere meine Hände um den Stoff meines Kleides. Ich versuche, mich auf etwas anderes zu konzentrieren. Stelle mir unsere Hütte vor. Das Feuer, das stetig im Kamin prasselte. Die wohlige Wärme, die davon ausging. Tante Mycalla, die im Schaukelstuhl eingeschlafen war. Langsam lässt das Zittern nach. Entspannt lehne ich mich zurück und lege den Oberkörper auf dem Felsen. Durch die Bäume scheint ein Sonnenstrahl direkt auf mein Gesicht. Ich schließe die Augen und lausche den sanften Geräuschen des Waldes.

Feuermate                                   ~flamed Secret~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt