Kapitel 1

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Sonne strahlte warm auf mich herab und Schmetterlinge flogen um mich herum. Ich sog genüsslich die Luft ein und lächelte.

Lächend schlug ich die Augen auf und blickte in die Realität. Ich lag auf meinem Stammplatz rechts neben der defekten Laterne. Eine kalte Straße blickte mir entgegen und ich sah ein paar Ratten in einen Kanal huschen. Mein Lächeln verschwand wieder, doch mein Gefühl sagte mir, dass ich es heute nocheinmal brauchen würde. Ich hatte heute Frühstücksdienst, also stand ich auf und ging über die Brücke in eine andere Gasse, der kleinste und unbewohnteste Kanal Venedigs, genau richtig für Obdac verbogene Schild des kleinen Ladens an der Ecke zeigte die Aufschrift "Thadeus Handwerkstatt" . Ich trat ein, ging an den ehemaligen Tresen und wartete. Nach einigen Sekunden des Wartens, erschien Thadeus auch schon. »Guten Morgen, Luxa!« , säuselte er fröhlich. »Endlich mal wieder jemand, der nicht die ganze Zeit jammert, ich hab es nämlich echt satt!« . »Guten Morgen, Thadeus« , grinste ich und fragte dann: »Gibst du mir das Frühstück?« . »Oh, ja natürlich« , sagte er und gab mir einen Korb der Brötchen von gestern, die von der Bäckerei stammte, die uns immer die Reste gab, damit sie die nicht wegschmeißen mussten. »Danke« , meinte ich nur und ging dann aus dem Laden und zurück zu unserem Quartier. Dort waren die meisten jetzt wach und spähten neugierig in den Korb. »Diesmal gibt's Brötchen« , sagte ich und ließ mich auf meinem Schlafsack nieder, Die Brötchen stellte ich hinter die Laterne. Ich nahm mir eins und fing an zu essen. Nach einiger Zeit stand ich mit einem "Ich geh' mal 'ne Runde" auf. Ich lief ein bisschen herum und kam schließlich an einer kleinen fröhlichen Gasse an. Dort setzte ich mich unauffällig in den Schatten eines Hauses, denn es war mir verboten, von den "Wohlhabenden" , wie wir sie nannten, gesehen zu werden. Doch da ich anhand der Sonnenuhr feststellte, dass es erst 4.00 Uhr war, konnte ich mich seelenruhig dort niederlassen. Ich betrachtete die Gasse und sah dort plötzlich jemanden stehen. Ein Junge, etwa 16, also wahrscheinlich ungefähr in meinem Alter (ich wusste nicht, wie alt ich war) , stand dort am Rand der Gasse und schaute mich an. Sein Blick war undurchdringlich, nicht abschätzig, auch nicht verachtend, er schaute mich einfach nur mit seinen grünen Augen an. Ich wollte weglaufen, doch sein Blick fesselte mich. Ich wusste, dass er aus Thadeus Quartier stammen musste, denn er wirkte genauso gelassen, wie alle anderen. Ich war nicht aufgeregt, denn sein Blick und seine Ausstrahlung beruhigten mich auf seltsame Art. Er kam mir langsam näher, doch er wirkte nicht bedrohlich und notfalls wusste ich, wie ich mich wehren konnte. Doch gerade als er etwas sagen wollte, ging das Fenster des Hauses auf, vor dem ich stand. Sein Blick wandte sich ab und ich rannte so schnell ich konnte, aber lautlos, den Weg zurück, bis ich auf einer Straße stehen blieb und mich umsah. Der Junge war verschwunden. Wenn ich doch nur gewusst hätte, wie er hieß! Das Bild seiner grünen, strahlenden Augen tauchte vor meinem inneren Auge auf. Ich schüttelte den Kopf, um den Gedanken daran loszuwerden, doch das Bild ging nicht weg. Erst jetzt bemerkte ich, dass er gehumpelt hatte. Seine Augen hatten mich davon abgehalten, ihn zu mustern, doch jetzt fiel es mir auf. Was er wohl hatte? Ob es nur ein Straßenkampf war oder eine ernsthafte Verletzung? Wieso machte ich mir darüber Gedanken? Es ging mich schließlich nichts an! Nachdenklich ging ich zurück zu unserem Quartier und ließ mich in meinem Schlafsack nieder.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Nov 29, 2014 ⏰

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