Prolog

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Jemand sagte sanft meinen Namen und rüttelte mich leicht. Ich schlug die Augen auf und blickte direkt in trübe grüne Augen. Wie gefesselt starrte ich ihn an. »Luxa« , sagte er sanft. »Woher kennst du meinen Namen?« , fragte ich sofort misstrauisch. Ich war sehr empfindlich, was meinen Namen anging, denn er stammte von meiner Mutter. Ich wusste aus Erzählungen von Maria, einer jungen Frau aus unserem Quartier, dass sie mich liebte. Doch mein Vater hatte sie geschlagen und mich ausgesetzt, sie konnte nichts dagegen tun, wurde gepeitscht und geschlagen, genau wie ich. Ich war der festen Überzeugung, dass meine Eltern noch lebten und ich hatte mir vorgenommen, dass ich, falls ich meinen Vater je sehen würde, ich ihm heimzahlen würde, was er meiner Mutter angetan hatte. »Thadeus hat es mir gesagt« , kam die Antwort von dem Jungen. »Und wie heißt du?« , fragte ich und stand auf. »Ich bin Serafin« , kam die Antwort ruhig. Serafin , hallte es in meinem Kopf nach. Der Name passt zu ihm. Ich nickte leicht zur Bestätigung, dass ich ihn verstanden hatte und fragte dann etwas barsch: »Wieso bist du hergekommen?« . Erst dann merkte ich, dass neben mir alle Plätze frei waren und blickte ihn hektisch an. Bilder tauchten in meinem Kopf auf. Mein Vater hatte mich immer ausgepeitscht, als ich noch klein war. Das war auf einer dunklen, unbewohnten Straße gewesen. Ich zuckte innerlich zusammen bei dem Gedanken und wurde panisch. Allein mit einem unbekannten Jungen, von dem ich nur seinen Namen wusste und dass er Thadeus kannte. Mein Herz begann schneller zu pochen und ich sah mich um. Seelenruhig begann Serafin zu sprechen: »Jemand hat euer Quartier überfallen, wir sind da um euch beim Kämpfen zu helfen.«  »Wieso sagst du das denn nicht gleich?! Wo?« , fragte ich, immernoch panisch, aber beruhigt, dass es nicht dem entsprach, was ich mir vorgestellt hatte. »Komm mit« , meinte er nur und verschwand lautlos im Dunkeln.

Der Ort des geschriebenen SchicksalsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt