Die Wette

4/Yade

Seit Tagen konnte ich ihn nicht aus meinem Kopf rausbekommen. Warum kann ich ihn einfach nicht vergessen? Vielleicht weil er der einziger Mann war, der dich je wahrgenommen hat oder weil er dir vor allen Leuten einen Antrag gemacht hat. Ich weiss es nicht, ich bin einfach verwirrt. Einerseits will ich ihn nicht ernst nehmen, schliesslich war er ja an diesem Tag betrunken, aber anderseits hoffe ich das es ernst war. Er verfolgt mich seit Tagen. Egal wo ich bin da ist er auch. Wieso er hinter mir ist , verstehe ich nicht. Wir fühlen nichts für einander, geschweige denn haben wir uns je getroffen. Ich kenne ihn nicht und er mich auch nicht. Also wieso der Antrag? Wieso ich? Diese zwei Fragen beschäftigen mich Tag und Nacht. Sie lassen mich nicht in Ruhe, genau wie Er.

-- Vor 8 Tagen --
"Yade, kuck mal, der schaut dich die ganze Zeit an und hübsch ist er auch", sagte Seda oder schrie, da es hier wegen der Musik sehr laut war. Ich hörte abrupt auf zu tanzen. Ich fühlte Blicke, die mich beobachteten und drehte mich um. Braune Augen trafen auf meine. Der Mann, der mich beobachtete, hatte ein markantes Gesicht, aber ich konnte unter diesen Lichtern nicht viel erkennen. Schnell wand ich mein Gesicht von ihm ab und machte meinen Weg zu unserem Platz oben. Ich wollte nicht, dass er mich anstarrte, ich fühlte mich nicht wohl unter seinen Blicken.

"Kizlar, lass uns gehen", sagte ich und nahm meine Tasche in meine Hand.

"Wieso denn? Wir hatten doch Spass", fragte Tülin. Ich gab ihr keine Antwort sondern lief zum Ausgang. Meine besten Freundinnen folgten mir immer noch protestierend, aber ich hörte ihnen nicht zu. Ich wollte hier einfach weg. Weg von seinen Blicken, die ich noch spürte. Er sollte damit aufhören.

Plötzlich wurde es leise im Klub und zwei grosse Männer, wahrscheinlich Türsteher, hielten mich auf.

"Hanimefendi, Ihr dürft nicht raus."

"Wieso denn nicht?", fragte ich. Soll das ein Streich sein? Die zwei Türsteher konnten nichts antworten, denn eine männliche Stimme sie unterbrach.

"Ich habe sie darum gebeten." Er kam auf mich zu. Ich konnte nichts sagen, weil es so unerwartet kam. Er kam immer näher und schliesslich war er bei mir angekommen. Unsere Nasen berührten sich und normalerweise müsste ich Distanz zwischen uns bringen, aber ich war wie versteinert. Hypnotisiert von seinen Augen. Jetzt von dieser Nähe aus bemerkte ich seine Narbe unter seiner Auge. Woher er sie wohl hat?

"Benimle evlen." (Heirate mich.)