"Es war wirklich keine Absicht!", versicherte ich der Frau, mit den außergewöhnlich grellen Augen vor mir, erneut. Mitleidig sah ich zu dem kleinen, welcher weinend zu mir hoch blickte. "Es tut mir leid, kleiner." Mitleidig ging ich auf die Knie und strich ihm behutsam über die Wange. Verdammt! Ich hab ihm nicht weh tun wollen. Durch den ganzen Stress, vergaß ich vor mich zu blicken und rannte das kleine Wesen mit voller Wucht um. Die Mutter des Kindes sah mich durch ihre blauen Augen zornig an. "Pass gefälligst auf wo du hinläufst, du Spinnerin!" Sie griff wutentbrannt nach dem Arm des kleinen und zog ihn mit sich. Verzweifelt blickte ich ihnen hinterher. Es war wirklich keine Abischt! Ich würde doch niemals einem Kind mutwillig wehtun wollen. Ich strich mir durch meine langen, lockigen Haare und setzte meinen Weg fort. Diesmal schneller denn je. Es war mein erster Tag, an der Uni Potsdam und es kam wirklich nicht gut an, an seinem ersten Tag zu spät zukommen. Da es mein Schicksal wirklich nicht gut mit mir meint, sprang mein Wagen heute morgen einfach nicht an. Aus diesem Grund machte ich mich mit den öffentlichen Verkehrsmitteln auf den Weg von Berlin nach Potsdam. Es war mit Abstand die längste und stressigste Fahrt seit langem. Außer Puste kam ich endlich, am Campus an. Da ich mich schon einige Male in der Uni befand, um den Vorbereitungskurs zu besuchen, hatte ich auch keine Probleme damit mich hier zurechtzufinden. Wenigstens eine gute Sache an diesem Tag. Ich atmete erleichtert aus, als ich die noch offene Tür des Hörsaals zu Augen bekam. Der bereits überfüllte Raum, ließ mir nicht wirklich die Wahl einen geeigneten Sitzplatz zu finden. Denn der einzige Platz der bis jetzt noch frei war, war der in der letzten Reihe. Genervt blickte ich die vielen Menschen an. Das kann doch nicht wahr sein?! Kann dieser Tag denn noch besser laufen. Unfreiwillig setzte ich mich in die hinterste Reihe. Keine Sekunde später betrat auch der Dozent den Saal und begrüßte uns. Ich hoffte wirklich, dass ich dieses Studium erfolgreich hinter mich bringen kann. Jura war keines Falls ein leichtes Studium und ich wollte mich wirklich rein hängen. Nicht umsonst hatte ich um diesen Platz gekämpft, wie für sonst nichts in meinem Leben. Es war wirklich anstrengend und deswegen war ich auch froh das ich schlussendlich doch hier sitzen konnte.
Nach dem die erste Vorlesung zu Ende war, begab ich mich mit zügigen Schritten in die Cafeteria. Ich hatte zwar keinen Hunger, sehnte mich jedoch nach einem kalten Redbull und bevor die Mensa mit den vielen Studenten überfüllt ist, wollte ich wenigstens diesmal die freie Wahl haben, entscheiden zu können wo ich mich hinsetze. Mit meiner schweren Tasche in der einen und dem Energy Drink in der anderen Hand, begab ich mich auf den Platz am Fenster, um der stickigen Luft zu entkommen. Erschöpft ließ ich mich nieder und trank aus dem Red Bull. Die Flüssigkeit lief meine Speiseröhre hinunter und ließ mich aufseufzen. Wenn meine Mutter sehen würde das ich wieder einen Energy Drink in der Hand halte, würde sie mich mit ihren eigenen Händen erwürgen. Amüsiert grinste ich vor mich hin. Es sah bestimmt bescheuert aus, wie eine Studentin mit einem Getränk in der Hand, alleine an einem Tisch sitzend vor sich hin grinste, aber ich konnte einfach nicht anders. Es ist einfach zu witzig, wenn ich daran denken muss, wie meine Mutter ihr Augen wütend verkneift und mir alle möglichen Beleidigungen an den Kopf wirft. Manchmal vergisst sie einfach das ich kein kleines Mädchen mehr bin. Seufzend zog ich meinen Laptop aus dem Rucksack und vervollständigte meine Notizen. Meine nächste Vorlesung würde erst in einer Stunde beginnen und bis dahin wollte ich die Zeit sinnvoll nutzen, um Zuhauses nicht mehr so viel zutun haben zu müssen. Ich schrieb meinem älteren Bruder eine kurze Nachricht, in der Hoffnung er könnte mich mit nach Hause nehmen. Er hatte nämlich das Glück, dass sein Auto heute nicht den Geist aufgab und da er sowieso an der gleichen Universität Betriebswirtschaftslehre studierte, sollte es kein Problem sein mich mitzunehmen. Zu meinem Glück stimmte er direkt zu und versprach mir um 15 Uhr vor der Uni zu warten. Erleichtert lehnte ich mich zurück. Es hätte mir nämlich noch gefehlt den gesamten Weg mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zurückzufahren.
Nach dem sich auch meine letzte Vorlesung, für den heutigen Tag, dem Ende neigte, blickte ich mich suchend auf dem Parkplatz des riesigen Geländes um. Doch weit und breit war Ali nirgendwo aufzufinden. Es war inzwischen 15.20 Uhr und auf meine Anrufe schien er auch nicht zu reagieren. Wütend ließ ich mich auf der Bank nieder, in der Hoffnung er würde mich zurückrufen. Und keine zehn Minuten später tat er das tatsächlich, nur um mir mitzuteilen das ihm was wichtiges dazwischen kam und mich ein Freund von ihm mitnehmen würde. Ich beschrieb ihm wo ich saß, damit sein Freund auf mich zukommen konnte. Unter normalen Umständen hätte ich niemals zugestimmt, mit seinem Freund alleine nach Hause zu fahren, aber ich war viel zu Müde, als das ich die Kraft dazu hätte zu protestierten. Mein Bruder würde mich außerdem keines Falls mit einem Freund mit fahren lassen, dem er nicht Blind vertrauen würde. Nach einer nicht allzu langen Zeit, hielt ein junger Mann vor mir. Ich hatte ihn nie zuvor gesehen, was mich die Stirn runzeln ließ, da ich eigentlich so gut wie alle Freunde meines Bruders kannte. Er war ziemlich hübsch und wirklich groß. Zurückhaltend wartete ich auf seinen nächsten Schritt. Er brachte mich mit seinem Aussehen echt aus der Fassung und das muss was heißen. Ich bin nämlich nicht so leicht aus der Fassung zu bringen. Nicht oft bekommt man so ein attraktive Person zusehen. "Bist du Anaram?" Seine tiefe Stimme ließ mich erschaudern und die Tatsache das seine Frage, mehr nach einer Festellung, als nach einer Frage klang machte es nicht besser. Er sah mich abwartend aus seinen Giftgrünen Augen an und zog eine Augenbraue in die Höhe und sogar das sah ziemlich hinreißend aus. Scheinbar schien er auf eine Antwort zu warten und ich könnte mir gegen die Stirn schlagen, das ich ihm keine lieferte. Ich riss mich also so langsam zusammen und bejahte. "Ich bin Adam. Dein Bruder schickt mich. Folg mir." Er machte eine auffordernde Bewegung. Da ich ein sehr misstrauischer Mensch bin, blickte ich ihm einige Sekunden skeptisch hinterher. Er schien scheinbar zu glauben, das ich ihm folgte, da er seelenruhig seinen Weg fortsetzte. Da ich genau in diesem Moment eine Nachricht von meinem Bruder bekam, in welcher er mich fragte ob Adam mich gefunden hatte, stand ich hektisch auf und versuchte ihn einzuholen, bevor er bemerken konnte, dass ich ihm nicht nach lief. Er hielt vor einem schwarzen Mercedes und öffnete mir die Tür. Dankend setzte ich mich in den Wagen. Die Fahrt verlief still und keiner sagte auch nur ein Wort. Mir war es recht. Ich hätte mich so oder so nicht getraut eine Konversation zu starten, trotz seines hübschen Gesichts hatte er eine wirklich einschüchternde Aura. Ich bemerkte einige Male, als ich mit meinem Handy beschäftigt war, seine stechenden Blicke auf meinem Seitenprofil, versuchte mir jedoch nichts anmerken zu lassen. Suspekt kam mir das ganze schon einwenig vor und er schien nicht damit zu rechnen das ich seine Blicke bemerkte. Ich hatte auch nicht vor ihm davon zu berichten. Ich meine, ich kannte ihn kaum und getraut hätte ich mich auch nicht. Auch wenn ich keine schüchternde Person bin, überdenke ich meine Taten schon einige Male, bevor ich sie ausführe. Ich war irgendwie selbstbewusst und unsicher in einem und ich konnte es mir selbst nicht erklären. Es kam ganz auf die Situation an. Unwohl drehte ich mein Gesicht in Richtung Fenster, um seinen brennenden Blicken zu entkommen und langsam fragte ich mich echt, wieso er mich so ansah. Ich würdigte ihm keines Blicks, auch wenn ich es gern getan hätte, wollte ich nicht wirken als würde ich ihn attraktiv finden, weswegen ich meine Augen bei mir behielt. Nach weiteren zehn Minuten, kamen wir endlich an unseren Haus an und ich lockerte meine Haltung. Um der Situation zu entkommen bedankte ich mich fürs Fahren und floh förmlich aus dem Wagen ins Haus. Ich hielt es nicht für nötig auf eine Antwort seinerseits zu warten. Vor allem wusste ich nicht einmal ob er überhaupt was geantwortet hätte. Ich schloss die Tür hinter mir und entspannte mich. Das war mit Abstand der schrägste Tag meines Lebens. Ich kanns nicht oft genug sagen.
-F
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Füreinander bestimmt
Roman d'amourAnaram, eine junge Frau erhoffte sich nach vielen Schicksalsschlägen, wenigsten ihr Studium in Ruhe antreten zu können. Sie hatte niemals damit gerechnet, dass genau ihr die Liebe Steine in den Weg legt. Entspannt wird die Studienzeit bestimmt nicht...