„Und was machen wir jetzt?", fragte James und versuchte seine vom Schlaf noch verwuschelteren Haare zu bändigen.
„Was meinst du?", fragte Lily stirnrunzelnd.
„Naja, wenn wir jetzt Fast–Freunde sind...", wollte Er erklären, doch sie unterbrach ihn:„James wir sind keine Freunde und wir werden es auch nie sein."
„Warum, Lily?", James' Stimme war flehend.
„Das weißt du genau. Ich hab es dir schon tausendmal gesagt"
„Leider habe ich ein sehr schlechtes Gedächtnis, hilf mir doch mal auf die Sprünge.", bat James
Lily seufzte. „Du bist arrogant, selbstverliebt und hältst dich für den König der Schule. Du verhext grundlos Leute und quälst die Slytherins. Du machst immer nur Blödsinn, innerlich immer noch elf und bist total frech. Du brichst sämtliche Schulregeln einfach nur zum Spaß, machst nie im Unterricht mit und planst 24/7 irgendwelche Streiche. Du akzeptierst kein Nein, hattest schon mit halb Hogwarts was und in deiner Freizeit denkst du nur an Quidditch. Und dann noch deine Freunde! Reicht das zum Erinnern?"
„Wow, ich habe noch nie eine so schlechte Darstellung meines Charakters gehört. Evans, wir müssen dringend etwas nachholen! Zum Glück haben wir ja jetzt genug Zeit.", meinte James
„Ich kann es kaum erwarten", sagte Lily und rollte mit ihren Augen.
„Also was war das erste? Ah, genau, ich halte mich für den Allertollsten, verhexe grundlos Schüler und ich bin einfach total kindisch, hm? Lily, sogar du solltest bemerkt haben, dass ich erwachsener geworden bin. Das trifft vielleicht auf den 5. Klasse–James zu, aber nicht auf mein jetziges Ich. Scheint fast so, als hättest du nur alte Argumente und keine aktuellen Gründe um mich abzulehnen.", meinte James selbstzufrieden.
„Ich hatte noch mehr genannt.", erinnerte ihn Lily.
„Keine Sorge, das werde ich auch alles widerlegen. Das mit dem Regelbrechen. Du musst verstehen, nicht jeder will sich im Leben nur langweilen. Gib's zu, du findest es garnicht so schlimm, wie du immer tust und würdest es gerne auch mal tun, aber das passt natürlich nicht in das Bild der unschuldigen, braven Lily."
Lily war verunsichert. Warum wusste er so genau, was in ihrem Kopf geschah?
Sie fand es schon lange nicht mehr schlimm, seit... egal, das war nicht wichtig! Die Hauptsache war, dass James nicht bemerkte wie aufgewühlt sie war. Dieser hatte sich mittlerweile noch mehr von Lilys Punkten vorgenommen. Als er sah, dass Lily eindeutig unsicher war, breitete sich ein breites Grinsen auf seinem Gesicht aus. Er hatte es doch gewusst!
„Und nur weil ich dich nicht nach der 1. Abfuhr aufgegeben habe, kannst du mich nicht ausstehen? Die meisten Mädchen mögen es, wenn man um sie kämpft."
„Ich nicht!", beharrte Lily, doch beide wussten, dass das glatt gelogen war.
„Außerdem hatte ich noch garnicht so viele Freundinnen."
Lily schnaubte nur.
„Lily, alle Mädchen, mit denen ich vorher etwas hatte, haben mir nichts bedeutet!", beteuerte James.
„Also das spricht auf jeden Fall für dich!", kam es von Lily.
„Ich wollte immer nur dich, Lily!", sagte er und blickte ihr fest in die Augen.
Sie wandte den Blick ab „Und genau jetzt ist der Moment an dem wir dieses Gespräch beenden sollten."
„Nein, wir reden jetzt!"
„Lass mich in Ruhe, James!"
„Wovor hast du Angst Lily, wovor?
„Lass mich in Ruhe!", schrie sie.James verstummte. Stille schwebte im Raum und drückte auf ihre Schultern. Erschrocken vor sich selbst rückte Lily so gut es ging von James weg und drehte ihren Kopf damit er die Tränen nicht sah, die sich in ihren Augen sammelten.
Verflucht nochmal! Warum war sie manchmal auch so emotional? Und was war eben geschehen? Es war das, wovor Lily immer Angst gehabt hatte.
James war ihr zu nahe gekommen und sie hatte entkommen wollen.
Dabei hatten sie sich davor eigentlich fast gut verstanden.
Lily wischte sich die Tränen weg, die nun über ihr Gesicht liefen und versuchte ein Schluchzen zu unterdrücken. Erfolglos.
Lily spürte, dass James ihr den Rücken tätschelte und sie an sich zog.
„Hey, es tut mir leid. Aber bitte wein nicht.", er wirkte etwas hilflos, als er versuchte sie zu trösten.
„Nein, alles gut, du musst dich nicht entschuldigen, es war meine Schuld. Wenn ich müde bin, bin ich manchmal ein bisschen reizbar.", sagte Lily.
Sie lehnt ihren Kopf an seine Schulter und schloss die Augen. Tief sog sie seinen Duft ein. Wann würde sie ihm jemals wieder so nah sein können?
Erst jetzt bemerkte sie, dass sie wirklich müde war. Lily gähnte und dann wurde sie von der Dunkelheit hinter ihren Lidern verschluckt.
James blickte auf die schlafend an ihn gekuschelte Lily. Wann würde sie ihm jemals wieder so nah sein? Kurz genoss er einfach dieses Gefühl von Lily, die in seinen Armen lag, dann versuchte er zu verstehen, was eben passiert war. Es war ganz klar, dass Lily sich in die Ecke gedrängt gefühlt hatte. Und das musste bedeuten, dass er einen Nerv getroffen hatte. Aber warum war sie dann so ausgetickt, als er ihr so offensichtlich seine Liebe gestanden hatte? Das ergab alles keinen Sinn! Sie wusste doch, dass er sie mehr als nur mochte. Weshalb machte sie es so kompliziert.
James seufzte. Er verstand gerade garnichts, aber es war klar das er heute keine Antworten mehr darauf finden würde. Vorsichtig griff er nach ihrem Arm und blickte auf die Uhr. Sie zeigte halb zwölf.
Trotz seines kurzen Schläfchens war er ziemlich erschöpft. Langsam ließ er ihren Arm wieder sinken und strich mit seinem Daumen zärtlich über ihr Handgelenk.
James versuchte zu widerstehen, doch er schaffte es nicht. Unendlich vorsichtig nahm er ihre Hand und verschlang seine Finger mit ihren. Ein warmes Gefühl stieg in ihm auf und er konnte sich nichts schöneres vorstellen, als dort zu sitzen und ihre Hand zu halten. James sah auf ihr Gesicht, versuchte die Spur eines Lächelns zu erkennen, doch dort war nichts.
Er schüttelte den Kopf über seinen dummen Gedanken, lehnte sich zurück und schloss die Augen. Noch immer spürte er Lilys kleine, kalte Hand in seiner. Sie passte so perfekt, dass er sie nie wieder los lassen wollte, doch er musste. Wenn James in den letzten Stunden etwas gelernt hatte dann , dass er Lily nicht drängen durfte. Sie brauchte Zeit, auch wenn er es kaum noch aushielt. Wiederwillig ließ er ihre Hand los. Er fühlte sich auf einmal so leer, als ob ihm etwas fehlte. Leise seufzte er und dann war er auch schon eingeschlafen.
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Under the Mistletoe
FanfictionEs ist der Abend vorm Weihnachtsmorgen und Lily und James machen ihren allabendlichen Rundgang. Das wäre auch kein Problem, wenn es da nicht diesen Mistelzweig gäbe...