Es klopft an Amys Tür. Bisher hat sie sich nicht getraut nach draußen zu gehen. Sie hat Angst einen von den anderen Gruppenmitgliedern zu treffen. Sicher wissen sie schon bescheid. Sie bezweifelt, dass Namjoon ein solches Geheimnis für sich behalten kann. Übel nimmt sie es ihm nicht. Es ist kein Problem mehr für sie anderen Menschen zu erzählen was ihr passiert ist, besonders Menschen, denen sie vertraut. Auf der anderen Seite vermutet Amy, dass die Manager mit ihr sprechen wollen. Unmöglich können die Jungs den Vorfall vertuschen, besonders, weil sie Taehyung mit einem Messer bedroht hat. Also hat sie sich etwas aufs Zimmer bestellt und gewartet.
Zum Malen ist Amy zu aufgeregt. Die Bilder schießen zu schnell durch ihren Kopf. Sie fliehen, sobald die Künstlerin versucht sie festzuhalten. Frustriert erhebt sie sich vom Schreibtischstuhl. Mehr als ein paar zusammengewürfelte Skizzen bringt sie nicht auf das Papier. Sie ist sogar etwas erleichtert als es an der Tür klopft. Sofort springt sie auf, hält jedoch im kleinen Flur inne. Ihre Finger zittern leicht. Ohne das Messer fühlt sie sich schutzlos. Dabei hat sie nun einen anderen Schutz, oder?
Das Versprechen von Namjoon lässt sie schließlich die Tür öffnen. Zu ihrer Überraschung steht der Rapper davor. Er ist nicht allein. Ihn begleiten zwei Manager. Beide männlich. Amy schluckt. Da begegnet ihr Blick, dem Namjoon's. „Ich werde dich beschützen.", formt er mit seinen Lippen. Nur bedingt beruhigt sie das. In dem Moment wird ihr die Leere in der Hosentasche schmerzlich bewusst.
„Würdest du bitte mitkommen? Wir gehen in einen Konferenzraum, um die ganze Sache zu klären.", fragt Namjoon nach einer kurzen Begrüßung. Er lässt es so aussehen als hätte sie eine Wahl. Kaum merklich nickt sie und geht zurück in ihr Zimmer um sich Schuhe anzuziehen und eine Jacke zu greifen. Bei ihrer Rückkehr stellen sich die Männer mit einem freundlichen Lächeln als Sejin und Hobeom vor. Sie fragen ob es ihr gut geht, was Amy bejaht. Vielleicht stimmt es auch, zumindest auf den Vorfall bezogen. Vielleicht weiß sie selbst nicht wie es ihr geht. Sie kennt nur noch das besser oder schlechter. Nicht mehr das gut oder schlecht. Gemeinsam gehen sie zu den Fahrstühlen. Sie lässt sich etwas zurückfallen als sie bemerkt, dass die Manager erstmal nichts von ihr wollen. Namjoon bemerkt das und läuft neben ihr. Amy bemerkt, dass er Abstand hält, nicht übertrieben viel, aber so, dass sie sich nicht ausversehen berühren. Aus irgendeinem Grund findet sie das schade. „Du brauchst keine Angst haben. Sei einfach du selbst. Niemand wird über dich urteilen. Es passiert nichts was du nicht willst. Versprochen.", sagt er leise. Dabei zögert er. „Sie sind alle eingeweiht, oder?" Der Rapper wendet den Blick ab. Bedauernd nickt er. „Es tut mir leid. Ich konnte es ihnen nicht verschweigen."
„Das habe ich mir schon gedacht. Schon okay." Ihre Stimme zittert und die letzten Worte gehen beinahe unter. Vielleicht glaubt ihm Amys Herz, aber ihr Kopf ganz bestimmt nicht. Ihr Atem geht stoßweise und sie kann es kaum verbergen. Sie betreten den Fahrstuhl. Gleich wird sie einen Raum betreten, in dem sie sieben Gesichter mit dem gleichen bedauernden, mitleidigen Gesichtsausdruck ansehen werden. Sie werden es gut meinen, dennoch werden sie es ihr unter die Nase reiben. Die ganze Sache ruft schon genug Erinnerungen hervor, aber dann noch ihre Vorbilder zu sehen, die bescheid wissen, ohne, dass sie es ihnen selbst sagen konnte, wird eine der schwersten Proben sein. Krampfhaft krallt sie sich an eine Metallstange, die an einer der Wände befestigt ist. Natürlich hat sie keine Beruhigungsmittel auf diese Reise mitgenommen. Zu lang her war die letzte Panikattacke. Nun drohte ihr schon die zweite an einem Tag. Angestrengt schließt sie die Augen, bemüht ihre Panik niederzukämpfen.
„Hey.", dringt Namjoons Stimme in ihren Kopf. „Sag mir was ich tun kann." Sie hasst Fahrstühle. Wie konnte sie das nur vergessen? Sie sind zu eng. In ihnen befindet sich zu wenig Luft, besonders wenn sich nur Männer in ihm befinden. Sie rauben ihr den Atem mit ihrem Geruch. Eine Hand legt sich auf ihre. So leicht, dass sie es kauf spürt. Amys Bewusstsein gleitet in die Gegenwart zurück. „Sing.", fordert sie leise keuchend. Verblüfft sieht Namjoon sie an. „Not today. Bitte. Fang. An." Sie weiß nicht wie lang sie sich noch auf den Beinen halten kann. Der Boden unter ihren Füßen wird immer dünner. Das Loch darunter immer größer. Die Manager scheinen nichts von ihrem Ausbruch zu bemerken, da sie mit dem Rücken zu ihr stehen. Es grenzt an ein Wunder, dass sie und Namjoon sich überhaupt unterhalten dürfen. Vielleicht hat er das so arrangiert. Keuchend hebt sie ihren Blick und begegnet seinen dunklen Augen. Tatsächlich räuspert er sich. „All the underdogs in the world. A day may come, where we loose, but this is not today.", fängt er leise an. "Because today we fight.", setzt Amy kurzerhand fort. "No, not today.", macht er den nächsten Schritt. "Flowers will fall, rain will dry up. But no, not today. Today is not that day." Ihre Stimme hört auf zu zittern. Der Mut in ihr wächst wieder. Namjoon fährt fort. Er ist beeindruckt welche Wirkung die Worte auf Amy entfalten, obwohl sie sie auswendig kennt.
„Yeah, we are extra."
„But still part of this world."
„Extra + ordinary."
„That's nothing at all." Amy hält seinen Blick fest. Der Ausdruck in ihren Augen wandelt sich. Die Angst weicht Entschlossenheit und lässt ihn für einen Moment stocken. Sejin und Hobeom haben inzwischen mitbekommen, dass ihr Schützling und die Fremde singen. Sie unterbrechen ihr Gespräch. Namjoon und Amy sind beim Chorus angekommen. „If you can't fly then run." Die Stimme des Rappers ist etwas schief, da es nicht sein Part ist. Amy stört sich kein bisschen daran. „Today we will survive.", erwidert sie. „If you can't run then walk.", wechselt er zu koreanisch. „Today we will survive.", entgegnet sie auf englisch. „If you can't walk then crawl. Even if you crawl. Gear up!"
„Ready! Aim! Fire!", sagen beide zusammen und machen die Geste aus dem Musikvideo. Anschließend brechen sie beide in Gelächter aus. Amy vor allem deswegen, weil der Fahrstuhl endlich gehalten hat und die Türen aufgehen. „Danke.", raunt sie dem Rapper zu, dessen Mundwinkel zucken, angesichts der strengen Managerblicke.
Es wird still im Konferenzraum als die vier Personen ihn betreten. Zu Amys Erleichterung sind es „nur" die sechs anderen Mitglieder der Gruppe, die sie neugierig anschauen. Die Atmosphäre ist eine ganz andere, als sie erwartet hätte. Da ist kein Bedauern oder Mitleid. Sofort schlägt ihr Herz doppelt so schnell. Nie im Leben hat sie daran gedacht auch nur ein Mitglied von BTS zu treffen und nun hat sie alle sieben vor sich. Mit aller Kraft reißt sie sich zusammen um nicht loszuschreien oder zu weinen. Dennoch kann sie das breite Grinsen nicht verstecken. Für einen kurzen Moment übernimmt das Fangirl und ihre Leidenschaft für ihre Musik. Für einen Moment ist alles vergessen und sie ist der glücklichste Mensch auf der ganzen Welt. „Ah! Sie ist also doch ein Fangirl!", ruft Seokjin als Erster in die Runde. Ertappt läuft Amy rot an. „Setz dich doch. Ich kann dich doch duzen, oder?", bittet Sejin freundlich. Sie nickt. Obwohl sie freie Platzwahl hat entscheidet sie sich für den, der am weitesten von den Jungs entfernt ist. Namjoon setzt sich, mit einem Platz Abstand, neben sie. Er bittet die Manager auf koreanisch das gleiche zu tun. Dankbar nickt Amy ihm zu. Bis jetzt hat sie es vermieden Taehyung anzusehen, der zwischen Jimin und Jungkook sitzt. Doch ihr Blick wandert wie von selbst zu ihm. Er sieht sie nicht an. Trotzdem sieht sie die Traurigkeit, auch von hier aus. Es versetzt ihr einen Stich, vor allem da sie weiß, dass sie die Schuld daran trägt. Sie versucht die Jungs nicht allzu lang anzustarren. Es gelingt ihr nicht. Die unterschiedlichen Ausdrücke in ihren Augen jagen ihr Schauen über den Rücken. Da ist mehr Misstrauen als Mitleid. Amy will das gar nicht weiter hinterfragen.
„Ich denke du weißt wieso du hier bist. Uns tut der Vorfall wirklich leid, aber zur Sicherheit würden wir uns gern noch einmal die Geschichte, jeweils von dir und Taehyung anhören. Wenn eure Versionen übereinstimmen werden wir einen Vertrag aushandeln. Du kannst Forderungen wegen Schmerzensgeld oder ähnlichem stellen. Wir würden die Sache gern ohne Polizei klären, um unnötige Aufmerksamkeit zu vermeiden. Ich denke das läge auch in deinem Interesse." Sejin macht eine Pause und wartet bis Amy versteht. Ein Knoten bildet sich in ihrem Bauch. Die Freundlichkeit ist nur Fassade. Die Manager glauben ihr nicht. Unausgesprochene Worte hängen in der Luft. Natürlich glauben sie, dass sie lügt und Aufmerksamkeit will. Amy ist sich nicht sicher ob sie ihr glauben würde, an der Stelle des Managements. Der Knoten in ihrem Bauch vergrößert sich, doch sie nickt nur. „Zum Schluss unterschreibt jede Partei den Vertrag. Dich verpflichtet das zum Schweigen über die ganze Sache und uns zu den gestellten Forderungen." Wieder nickt sie. „Wärst du dann so freundlich deine Version der Geschehnisse darzulegen? Wir haben Taehyungs Version bereits gehört." Amy atmet tief durch. Ihr Blick gleitet zu Taehyung. Er sieht sie direkt an. Zwischen seinen Fingern balanciert ein Gegenstand. Sie kneift die Augen zusammen, nur um sie dann verblüfft aufzureißen. Er hat ihr Taschenmesser! Aber wieso? Wieso hat er es und nicht einer der Manager? Nachdem er es ihr aus der Hand geschlagen hat, muss er es mitgenommen haben. Taehyungs Blick wandert zu dem Messer, das er in seiner geschlossenen Hand verborgen hält, dann zu ihr. Kaum merklich schüttelt er den Kopf. Verwirrt driftet Amys Blick ab zu Jimin. Er macht genau das Gleiche, schaut zu Taehyungs Faust, die das Messer verbirgt, dann zu ihr, schüttelt leicht den Kopf und lächelt sie dazu auch noch an. Haben sie das mit dem Messer etwa nicht erwähnt? Oder wollen sie sie nur verwirren? Das würde nicht zu ihnen passen. Ihr Blick gleitet über die anderen Member, die sich jedoch nicht ungewöhnlich verhalten. Hilfe suchend sieht Amy zu Namjoon, der sie ermutigend anschaut. Er hat es ihnen erzählt. Das ist ihre Chance, wieder Vertrauen in die Menschen zu fassen. Überzeugt wendet sie sich an die Manger und beginnt ihre Geschichte zu erzählen.
Den Teil mit dem Messer lässt sie aus.
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Not today (BTS Fanfiction/ Vxgirl)
FanfictionTaehyung verwechselt das Hotelzimmer und landet mit jemandem im Bett, der das nicht so toll findet. No sex No drugs Maybe a little bit rock'n'roll Triggerwarnung: Vergewaltigung (nicht wie die meisten jetzt denken) Eine etwas ernstere Kurzgeschicht...