Sie saß in einem Café. Ihrem Café. Es war schon seit über 60 Jahren im Familienbesitz. Ihr Großvater hatte es eröffnet, als er frisch ins Land gezogen war und dann ihrem Vater übergeben.
Seitdem sie 15 war, trank sie den gleichen Kaffee: Ein Espresso mit einem halben Löffel Zucker und einem Schuss laktosefreier Milch. Sie nannte es stets ein "perfektes Gleichgewicht". Doch heute war der Kaffee anders, deutlich anders. Nicht zu bitter oder zu süß, es war einfach, als ob etwas fehlen würde.
Sie stand auf und ging zur vertrauten Espressomaschine. Sie war natürlich hinter dem Tresen und so sauber wie eh und je. Sie glänzte im warmen Licht des Cafés. Draußen war es noch dunkel. Wie als sie ein kleines Kind war, strich sie mit ihren Fingern über die Gravur: Aracati. Ihr Großvater hatte ihr immer gesagt, dass man gut zu dem Werkzeug sein soll.
Sie nahm den Siebträger heraus, machte ihn sauber und füllte neuen Kaffee ein. Äthiopisch, frisch gemahlen. Kurz danach war ihr neuer Espresso fertig. Einen halben Teelöffel Zucker und einen Schuss laktosefreier Milch später trank sie ihn: Er war immer noch anders.
Sie wollte gerade den Espresso wegschütten, als ihr Handy klingelte. Es war ihr Vater.
"Hör mir zu, du musst jetzt stark sein. Opa ist..."
Ende
WillSchreiben
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Eine Tasse Kaffee ist nicht, was sie normalerweise ist
Historia CortaEine kleine Kurzgeschichte, der Name ist Programm.