P R O L O G

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Wie ein glitzerndes Juwel lag die Stadt inmitten der Wüste. Die schützende Kuppel, die alle Häuser überspannte, schimmerte wie milchiges Glas in der Sonne. Tag und Nacht flogen über die Wüste dahin, aber in den Straßen der Impur in Centenniel war es immer Nachmittag – niemals brach vollkommene Dunkelheit herein. Lampen, die in den Boden eingelassen waren, erleuchteten die Wege und vermummte Gestalten huschen zwischen den schmalen Gassen umher.

Die langen Winternächte mochten die Wüste mit Reif überziehen, wenn die in der dünnen Luft der Erde enthaltene Feuchtigkeit erstarrte – doch die Stadt kannte weder die enorme Kälte des Winters noch die sengende Hitze, die sich den Rest des Jahres über die Wüste legte. Sie hatte keine Berührung mit der Außenwelt – sie war ihr eigenes Universum.

Früher einmal hatte es viele Städte gegeben. Die Menschen hatten Metropolen gebaut, aber nie eine wie diese. Manche überdauerten Jahrhunderte, einige sogar Jahrtausende, ehe auch die Zeit ihre Namen verschlang. Nicht aber Centenniel. Die Stadt aus Wolkenkratzern und modernen Häusern zwischen Parks an angrenzenden Flüssen entstand innerhalb weniger Jahre und auch wenn noch immer gebaut wird, waren die Konstrukte aus Glas und Stahl funkelnde Steine. Raphael Walsh und Daniel Celment hatten ein Kunstwerk wie noch kein anderes erschaffen.
Beide Männer hatten die Ewigkeit herausgefordert, nachdem die Welt der Seuche eines explodierten Labors zum Opfer gefallen war. Allen Überlebenden wurde gegen die Verheerung der Fäulnis und die verseuchte Luft Schutz geboten.

Seit der Gründung der Stadt gab es nach bisherigem Wissensstand keine existierenden Meere mehr, die Wüste hatte sich um den ganzen Erdball ausgebreitet – sicher war man sich aber nicht. Die letzten Berge waren vom Wind und Regen zu Staub zermahlen worden und die Welt fühlte sich zu müde und zu schwach, um neue Berge hervorzubringen.  Die Stadt kümmerte sich nicht. Und sollte die Erde selbst zerbröckeln – Centenniel würde die Kinder ihrer Schöpfer schützen und sie sicher den Strom der Zeit hinuntertragen.

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LIEBE geht an wunschdenker , die mir das unglaubliche Cover, den Buchumschlag und das Mockup gemacht hat. Schaut bitte bitte bitte bei ihr vorbei. Das Talent hat sie mindestens so gut im Schreiben!

G E N - deltaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt