Getrennt

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Ich wachte im Dunkeln auf.
Das Herz hämmerte mir in den Ohren, während der Alptraum noch immer in mir weiter wütete.
Zittrig setzte ich mich auf und fasste mir an den brummenden Schädel. Mir war kalt und mein Mund war ganz trocken. Ich fuhr mechanisch mit der Zunge über meine spröden Lippen und tastete mit den Händen über den feuchten und steinigen Boden. Es war zu dunkel, als das ich etwas erkennen konnte.
Was ist passiert?
Mit den Fingerspitzen stieß ich auf etwas. Ich drehte den Kopf, als könnte ich was in der Finsternis etwas sehen. Langsam fuhren meine Hände zu dem Gegenstand nach oben. Ich atmete zittrig aus. Okay, okay, das war wohl eine Wand.
Unsicher stand ich auf. Meine Beine knackten, durch die plötzliche Bewegung. Wie lange saß ich in der Ecke, dass meine Muskeln anfingen zu protestieren?
Trocken versuchte ich zu schlucken, doch ich brach nur ein kratziges keuchen hervor. Mein Magen knurrte unwirsch und ich fragte mich, wann ich das letzte mal etwas gegessen hatte. Ich blinzelte trübe, weil meine Augen langsam
anfingen weh zu tun. Mit einer Hand rieb ich über meine Lider. Dabei zuckte mir ein stechender Schmerz vom Handgelenk zur Schulter. Mein schmerzhaftes stöhnen hallte an den nackten Wänden wieder. Ich versuchte im Dunkeln zu erkennen, warum meine Hände so weh taten, konnte aber nur die Umrisse ausmachen.
Ich schloss kurz die Augen und versuchte mich zu beruhigen. Mein Blut rauschte zwischen den Ohren, mein Mundtrakt war ausgedörrt und meine Glieder waren schwer und träge. Kurzzeitig hatte ich Angst eine Panikattacke zubekommen, mein Herz schlug plötzlich schneller, mein Kopf dröhnte und mein Atem wurde flacher. 
Doch dann wurde in meiner Nähe einige Fackeln angezündet, die an Vertäfelungen an der Wand befestigt waren. Vor der plötzlichen Helligkeit zuckte ich zurück und drückte mich an meine steinige Wand. Die Schritte kamen gedämpft bei mir an und ich wunderte mich, warum mir die Laute nicht schon vorher aufgefallen waren.
Ich zwang mich umzusehen und weitere Schritte in meinem kleinen Kerker zu tun. Denn das war es, wo ich gefangen war: ein Kerker. Nichts war in meinem kleinen Gefängnis enthalten. Weder Sitz- noch Schlafgelegenheiten. Der Raum war groß genug, um gerade mal vielleicht sechs Menschen zu beherbergen, der Boden war mit Moos überzogen und nun kam mir auch der Geruch nach Schweiz, Urin und nackter Angst zu mir. Ich unterdrückte ein Würgen. Mit dem Feuer kam auch mein Geruchssinn, alles klar. Egal was sie mit mir angestellt haben, ich war jetzt schon durch.
Sowohl vor mir, also auch Rechts und links von mir trennten mich von der Außenwelt dicke, eng aneinandergereihte Eisenstangen, die meinen Käfig bildeten.
Ich versuchte in den nebenan liegenden Zellen was zu erkennen, ob jemand eingesperrt war, den ich kannte.
Entsetzt riss ich die Augen auf. Wo waren die anderen?
Denn der Käfig links von mir war leer, im rechten saß ein uralter dürrer Mann, der an seinen Haaren zog und etwas unverständliches vor sich hin brabbelte.
Mein Kopf schoss wieder nach vorne, als ein dunkel gekleideter Mann, dessen Kapuze tief ins Gesicht gezogen war, an meiner Tür rüttelte. Eisen schlug laut aufeinander und instinktiv wollte ich meine Ohren zuhalten. Als die Tür offen war, kam er zu mir und reichte mir einen ähnlichen Mantel, den auch er trug. Ich sag an mich herab. Meine Füße waren nackt und Hose und Oberteil waren so zerrissen, dass sie lose und ohne etwas zu verstecken an mir herabhingen.
Ich überlegte kurz, ob ich mehr Schau empfinden sollte, schüttelte den Gedanken aber ab. Das war nicht der richtige Augenblick dafür.
Doch das der Kerl sich nicht umdrehen wollte, war dann dich etwas zu viel.
"Ich verstehe schon, du hast Angst, dass ich dir entwische, aber ich greife keine Männer an, die so was-" ich deutete auf sein langes und schlankes Schwert auf dem Rücken "bei sich haben. Außerdem bin ich eventuell nicht in der richtigen Verfassung dafür, also wäre es herzallerliebst, wenn du dich umdrehen würdest."
Der Unbekannte zog keine Miene. Jedenfalls glaubte ich das, sein Gesicht konnte ich nämlich immer noch nicht erkennen. Er verschränkte bloß die Arme vor der Brust und versperrte mir den Eingang.
"Okay.", murmelte ich leise. "Überhaupt nicht gruselig."
Schnell schlüpfte ich aus den Lumpen und zog mir den übergroßen Mantel an. Bei dem Fremden ging er bis zu den Knien und danach blitzten schwarze Stiefel auf, dich bei mir reichte er bis zum Boden und ich versank in dem Schwarz.
Dann führte der Mann eine Handbewegung aus, die wohl hieß, dass ich mich umdrehen müsste. Ich blieb stehen.
"Ich verstehe schon, du musst mystisch und unheimlich wirken, das hast du auch geschafft, aber würdest du mir freundlicherweise sagen, wo ich bin? Und wo meine Familie ist?"
Beim Wort Familie zog sich meine Kehle zusammen. Vater.
Trauern kannst du auch später, Nola, erstmal musst du hier raus!
Der Kerl rührte sich immer noch nicht.
„Was ist mit dir? Darfst du nicht mit mir reden oder kannst du es einfach nicht?"
Ich nickte vor mich hin. „Ja, Dumme Frage, denn so oder so könntest du sie nicht beantworten."
Ich hielt ihm meine Lumpen hin. „Und was passiert damit?"
Er ging einen Schritt zurück, schnappte sich die nächstgelegene Fackel und zündete meine alter Kleidung an. Überrascht lies ich den feurigen Bündel los. Der Schrei steckte mir im Hals fest. „Eine Warnung wäre nett gewesen!"
Nachdem er die Fackel wieder an ihrem Platz befestigt hat, ging er über das schon niederbrennende Feuer herum und drückte mich mit dem Gesicht brutal zur Wand. Dieser erschrockene Schrei blieb nicht unerhört. „Was zum Odin soll das?!"
Er verschränkte meine Hände mit einander und knotete sie an den Handgelenken zusammen.
Das raue Seil ratschte schmerzhaft über meine wunde Haut. Deshalb taten mir die Handgelenke so weh.
Er zerrte mich ziemlich grob aus meinem feinen Gemach und bugsierte mich den Weg hinab. Keiner den ich kannte war in den anderen Käfigen. Vereinzelt standen  Wachen an ihren Posten, deren Gesichter ebenfalls durch die dicke Kapuze verborgen war.
Ich gab schnell auf mich gegen seinen starren Griff zu stemmen. Zum einen wollte ich meine Kräfte sparen und zum anderen hatte ich auch wenig Chancen hier heraus zu kommen. Wo immer auch hier war.
Der lange dunkle und vor allem enge Weg endete an einer Abzweigung.
Auf der linken Seite schien Licht und ich hörte weibliche Stimmen, die nicht verrückt klangen. Instinktiv wollte ich da lang, doch mein Begleiter hatte andere Vorstellungen.
Schweigsam führte er mich in die rechte Abbiegung, die genauso trostlos aussah, wie unsere zurückgelegte Strecke.
Minimal wurde es heller, aber von Keime Feuer, sondern einer anderen Lichtquelle, die aus Gläsern an den Wänden befestigt waren. Vor lauter Staunen vergaß ich, dass es sinnlos wäre meinem Entführer das Wort zureichen. "Was ist das?!"
Statt hinter mir, kam von vor mir eine Stimme, welche ich nur zu gut kannte. "Nein! Nein! Ich weiß nichts mehr!" Das Schreien brach ab und endete in einem weinerlichen Blubbern. "Bitte! Bitte, ich weiss nichts."
Ich riss erschrocken die Augen auf. "Saga?! Saga?"
Der Mann hinter mir schlang mir grob die Arme um die Hüfte, als ich los rennen wollte und warf mich über seine Schulter. Hätte ich was im Magen hätte  ich mich augenblicklich übergeben.
Meine Freundin hatte mich wohl gehört, denn wo auch immer sie war, sie antwortete mir. "Sag es ihnen einfach, Nola! Egal, was es ist, sag es ihnen, sie sollen einfach nur noch aufhören!"
Ihre Stimme war so nah.
Wild sah ich mich um, doch meine Haare versperrten mir die Sicht.
Mit einem Ruck wurde meine Mähne nach hinten geschleudert, als der Mann mich auf einen Stuhl plumpsen lies.
Keuchend sah ich mich im Raum um und sah gerade noch, wie Saga in den Gang verschwand, wo ich gerade herkam.
Ich wurde abgelenkt, als ein stämmiger blinder Kerl zu mir trat. Der Oberkörper war frei, er trug nur eine schwarze Hose und seine Füße platschten leise auf dem Stein. Er grinste diabolisch.
"Und nun zu dir."

Ich habe keine Ahnung (Das ist gelogen, ich habe eine kleine Idee), wo die Geschichte hinführt! Aber es macht bock. Mir zumindest.
Ich hoffe euch auch! Sagt mir am besten Bescheid 😄❤️

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