Der Erlöser: Teil 4

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Der erste richtige Einsatz für die Papa Seals

Was Ariel zum Verzweifeln brachte, das waren Dinge, die einfach waren. Supermärkte, monatliche Zahlungen, die er bei den Papa Seals erhielt, solche Dinge, verstand er nicht, die machten ihm Angst. Ariel musste sich bewähren, unbedingt! Das Essen musste er sich eigentlich von der Natur schenken lassen, das hiess, wenn die Birnenbäume freiwillig das Obst fallen liessen, dann fühlte sich Ariel willkommen. Dann konnte er einfach essen, und sich das, was er fand, mit tausenden Wespen teilen. Am besten schlief Ariel unter einem Baum. Er glaubte, dass dafür die Bäume gemacht sind, ein frisches Bett für den Wanderer, hält den gröbsten Tau und Regen ab, spendet Schatten, was will man mehr. Doch richtig schwierig wurde es erst in der Liebe. Ariel war schön anzusehen, doch die Blicke der Interessentinnen und Interessenten verstand er überhaupt nicht. Er liebte das Unmögliche, Maria, die Zweite bei den Papa Seals (ja, eine Frau!). Auf den ersten Blick war das auch nicht so abwegig. Maria passte mit ihrer asketischen Art zu Ariel, war genauso bescheiden. Nur leider liebte sie Frauen. Das sagte sie jedenfalls. Und sie dachte das gleiche von Ariel, das heisst, sie glaubte er liebt Männer.

Rudolf amüsierte das köstlich, besonders, wenn er beobachtete, wie sich die beiden bei den Übungen berührten, er fragte sich immer, ob sie irgendwann explodieren würden, aber das taten sie nicht. Vielleicht träumten sie nur ein wenig länger, schliefen ein wenig unruhiger unter den Bäumen oder in der Hängematte, die Maria vorzog. Das war schon alles, sie waren ein Traumpaar.

Wenn es nach Rudolf ging, dann hätte er schon den einen oder anderen Spruch gebracht aber Katchina funkte ihm immer dazwischen, machte ihm ein Zeichen, dass er still sein sollte, und er hielt sich daran. Katchina entging nichts. Meistens hatte sie etwas im Mund, dass man unwillkürlich auf ihre weisse Zähne blicken musste, einen Grashalm etwa. Aber sie hielt auch Werkzeuge, wie Schraubenzieher, oder Messer im Mund. Meistens reparierte sie etwas, besserte ihre Ausrüstung aus, putzte ihre Schuhe, so etwas eben.

Rudolf glaubte dass er mit Katchina zusammen wäre. Denn es gab da eine Frau, die ihm immer die Augen verband, wenn sie mit ihm schlief, er hatte noch nie ihr Gesicht gesehen, oder ihre Stimme gehört. Und sie hatte ihm klar gemacht, das hatte sie ihm auf die Haut gemalt, Buchstabe für Buchstabe, wenn er sie sieht, ist sie fort. Einmal hat er sogar den Fehler gemacht, sie darauf anzusprechen, also nicht direkt: Bist Du das, die sich immer in mein Zimmer schleicht? Nein, mehr so wie: Ich habe da eine eigenartige Frau kennengelernt.

Aber Katchina hat sich nur ausgeschüttelt vor lachen: Woher weisst Du, dass es eine Frau ist?

Und tatsächlich erinnerte er sich nicht daran, ihre Brüste berührt zu haben. Das gab ihm zu denken.

Und als er bei dem nächsten Treffen nach ihren Brüsten greifen wollte, fand er nur ihre überkreuzten Arme, und sie war auch gleich weg, und kam eine Zeitlang nicht wieder in sein Fenster geklettert. Auch wenn er kleine Kuchenstückchen, und eine Schüssel voll Milch auf der Fensterbank deponierte, die sie sonst immer entleerte und dessen Aroma er beim Küssen noch wahrnehmen konnte.

Nur über Katchina gibt es überhaupt nichts zu sagen, weil niemand etwas weiss. Sie ist so geheimnisvoll, das sie vielleicht nicht mal selbst weiss, woher sie kommt und wer sie ist. Aber eigentlich muss sie das bei der Sicherheitsüberprüfung klar gemacht haben. Aber bei Papst Fidelius kann man nie wissen, weil er sich letztendlich auch immer gerne auf sein Gespür verlässt, ausschliesslich.

Wenn Du die vier kennen würdest, ich meine oberflächlich kennen würdest, dann könntest Du denken ich habe eben masslos übertrieben. Denn diese ganze Bescheidenheit, die merkt man ihnen nicht an. Und es dauert eine Weile bis man erlebt, wie Ariel in einem Restaurant an einen Tisch tritt und sagt: Mögen sie die Pizza nicht mehr? Und wenn man ihm dann dabei zusieht, wie er die Pizza geniesst, als würde er jeden einzelnen Weizenhalm, jedes Basilikumblatt, jede einzelne Tomate, und jeden Schluck Büffelmilch einzeln würdigen. Wenn ich eine Weizenhalm wäre, nur Ariel dürfte mich essen.

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⏰ Last updated: Feb 20, 2020 ⏰

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