Showdown

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Palermo, Sicilia.

„Mister Damiano Russo geht All-In". Ehe ich mir über die Aussage des Croupiers Gedanken machen konnte, hallte sein Name in meinem Kopf wider. Damiano. Endlich wusste ich nun, wie er hieß. Völlig abgelenkt vom Spiel, zuckte ich plötzlich zusammen. Wenn Damiano All-In ging bedeutete das, dass es nun zum Showdown ging. Verdammt, ich musste mich konzentrieren.
Ich schickte schnell ein stummes Gebet gen Himmel und wurde langsam vor Nervosität und Hoffnung zerfressen. Ungeduldig biss ich auf meiner Unterlippe herum und krallte mich an der hölzernen Tischkante fest. Ich musste dieses Spiel gewinnen.

„Wir kommen nun zum Showdown. Ich bitte Sie, ihre Karten nacheinander aufzudecken."

Wir saßen nur noch zu fünft am Tisch. Die anderen drei Spieler hatten nicht mehr gecallt und waren somit aus dem Spiel ausgeschieden.

Mister Gambino war zuerst an der Reihe damit, seine Karten aufzudecken. Gespannt starrte ich auf seine Hände. Er breitete die Karten auf dem Tisch aus.
Ass - Pik zwei - Herz drei - Herz vier - Kreuz fünf.
Er hatte also die niedrigste Straße.
Erleichterung durchströmte meinen Körper, meine Chance zu gewinnen war jetzt immerhin höher.
Mister Gambino schien verständlicherweise deutlich unzufrieden, weshalb er kurzerhand vom Tisch aufstand.

Nach ihm folgte Mister Smith, welcher Pik vier - Herz fünf - Kreuz sechs - Herz sieben - Kreuz acht legte. Auch im Vergleich zu Mister Smith war mein Blatt immer noch höher als die beiden bereits gelegten.

Der Croupier forderte mich dazu auf, mein Blatt aufzudecken. Mittlerweile zitterten meine Finger regelrecht und waren vor Nervosität eiskalt. Noch bevor ich damit angefangen hatte die Karten umzudrehen, flüsterte Damiano mir lachend etwas zu, „sei doch nicht so nervös Kleines, wovor hast du Angst?"
Ich drehte meinen Kopf zu ihm und versuchte so wütend wie möglich zurück zu starren. Was ein Arschloch.

Als ich auf deckte, fuhr ein Raunen an unserem Tisch entlang. Ich war zufrieden. Ass - Ass - Pik 8 - Herz 8 - Kreuz 8.
Vor allem Damiano schien aus der Fassung geraten zu sein. Das hieß, dass ich das Spiel gewonnen hatte! Schließlich schien er ein niedrigeres Blatt als ich zu haben.

Der Croupier kommentierte etwas, was ich jedoch nur halb mitbekam, da ich nun an meinem bereits dritten Martini diesen Abends nippte. Ich hatte zwar zuvor noch nie einen getrunken, doch verstand nun, was Damiano daran fand. Plötzlich flammte das Bild von der Bar vor meinem Auge auf. Es hatte so wahnsinnig sexy ausgesehen, wie er an seinem Drink genippt hatte.

Die Stimme des Croupiers holte mich wieder in die Realität zurück, „Mister Russo, zeigen Sie bitte ihr Blatt."
Beinahe spöttisch beobachtete ich ihn dabei, wie er langsam begann, seine Finger zu bewegen. Dabei ließ er mich keinen Moment aus den Augen, seine grünen Augen funkelten mich regelrecht an. Wenn ich nicht sitzen würde, hätte ich wahrscheinlich noch weichere Knie bekommen. Dieser Blick löste eine unbekannte Hitze in mir aus.

Die erste Karte war eine Kreuz zehn, mit Spannung wartete ich auf die nächste - Pik zehn. Danach folgten Kreuz neun und Pik neun.

Die letzte Karte war entscheidend. Mittlerweile hatten sich seine Mundwinkel zu einem Lächeln verzogen, sicherlich wollte er somit zeigen, dass ich gewonnen hatte.

Quälend langsam deckte er die letzte Karte seines Blattes auf. Als ich sah, was er aufgedeckt hatte, blieb mir die Luft weg - Herz neun. Ich konnte keinen klaren Gedanken fassen. Er hat mich eiskalt verarscht. Er hat mich in solcher Sicherheit gewiegt, dass ich dachte, mein Blatt wäre höher als seins.

„Mister Damiano Russo schlägt somit Misses Alessandra Tomaso. Herzlichen Glückwunsch."

Hektisch stand ich auf. Ich ertrug seine Anwesenheit nicht mehr länger. Verzweifelt suchte ich nach einem Wegweiser zu den Toiletten. Ich hatte das Gefühl, mich übergeben zu müssen. Beinahe rannte ich dorthin, nachdem ich das Schild erblickt hatte.

Völlig aufgelöst betrachtete ich mich im Spiegel. Ich würde nicht mit ihm schlafen und meiner Familie würde er auch nichts antun. Dafür würde ich sorgen.
Es dauerte einen Moment, bis ich mich wieder gefasst hatte. Mit einem festen Blick in den Spiegel, zog ich den roten Lippenstift nach, straffte die Schultern und machte mich dann auf den Weg, um ihn zu finden.

Es dauerte nicht allzu lange, denn er stand, in ein Gespräch vertieft, nahe des Tisches, an dem ich verloren hatte. Allein der Gedanke an meine Niederlage beförderte meine Wut zurück. Ich dachte gar nicht daran, abzuwarten, bis das Gespräch beendet war, sondern platzte einfach dazwischen. Verärgert sah er mich an.
"Wir müssen reden", ich funkelte ihn aufgebracht an.
"Ich werde mit dir reden, wenn ich mich hier zuende unterhalten habe, Alessandra", antwortete er schneidend kalt.

Wütend von seiner Abfuhr stand ich also jetzt wenige Meter neben ihm und wartete auf das Ende des Gesprächs, währenddessen ich mir überlegte, was ich am besten sagen sollte.

Wieder einmal packte sein kräftiger Arm mein Handgelenk und zog mich mit sich. Empört darüber, versuchte ich mich los zu reißen, doch er ließ sich nicht beirren und vermutlich war ich viel zu schwach dazu, mich zu befreien. Außerdem löste sein Griff ein angenehmes Prickeln auf meiner Haut aus.
Wir gingen nach draußen und er stoppte.
„Was gibt es bitte zu bereden?", sein kalter Ton brachte mir schon wieder eine Gänsehaut einher und der Blick, mit dem er mich ansah, ließ die Gedanken in meinem Kopf verrückt spielen. Scheiße, war er heiß.

Zum Glück konnte ich mich schnell wieder fassen und löste meinen Arm nun auch endlich aus seinem Griff. „Ich weiß, dass ich verloren habe", gab ich zu, „aber ich werde trotzdem nicht mit dir schlafen. Und solltest du es gegen meinen Willen tun, ist es eine Vergewaltigung."

Voller Spott fing er an zu Lachen, kriegte sich aber zügig wieder ein und seine Stimme nahm erneut diesen schneidenden, dominanten Klang an. „Es gibt nichts was mich mehr abturnt als eine Frau, die ich zum Sex mit mir zwingen muss. Ich stehe auf Dominanz, aber nicht auf diese krankhafte Unterwerfung."
Seine Worte erleichterten mich, wenngleich mir auch eine ziemliche Röte in die Wangen schoss. Ich wusste von Anfang an, dass er dieser dominante Typ war. Oh Gott, warum passte es nur so gut zu ihm und warum wollte ich auf einmal so gerne diese Dominanz spüren?

Der schwarze Maserati fuhr vor und ich erkannte, dass ich jetzt wohl wieder nach Hause gebracht wurde.
Gerade als ich mich, ohne Verabschiedung, zu dem schwarzen Sportwagen bewegen wollte, hielt er mich wieder fest.
Diesmal war er ganz nah. Ich wusste kaum, mit dieser Nähe umzugehen. Mein Herz hämmerte plötzlich gegen meine Brust und ich hielt augenblicklich die Luft an.
Damiano hob mit seinen Fingern mein Kinn an, so dass sich unsere Blicke direkt trafen.
„Ich werde dich nicht dazu zwingen müssen, mit mir zu schlafen. Du wirst freiwillig wieder zu mir kommen und genau das wollen."

War das ein Versprechen oder eine Drohung?

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⏰ Letzte Aktualisierung: Feb 29, 2020 ⏰

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