⋅• 𝐭𝐚𝐤𝐞 𝐦𝐞 𝐝𝐨𝐰𝐧 •⋅
⋅• 𝐭𝐡𝐞 𝐫𝐨𝐬𝐞 •⋅⋅• i recommend reading with a
dark/black background •⋅⋅•⋅⊰∙∘☽༓☾∘∙⊱⋅•⋅
Ich drehte den Schlüssel in der Zündung um und hörte den Motor aufbrummen. Konzentriert setzte ich den Blinker und fuhr langsam vom großen Parkplatz des Verkehrsbund Kyritz', während ich durch ein einfaches Heben der Hand einen anderen Busfahrer grüßte, der gerade durch die breite Einfahrt die Kante hochfuhr. Der Himmel färbte sich langsam dunkellila, was ich mit einem Lächeln kommentierte. Das Display, welches die nächsten Haltestellen und die Route dazu anzeigte, strahlte zu sehr, also stellte ich die Helligkeit mit dem Regler an der linken Seite etwas herunter. Kurz zischte es hinter mir auf und ich schielte durch den Rückspiegel zum ausgestrahlten Bus, um zu überprüfen, ob noch alles funktionierte. Für den Check hatte ich keine Zeit mehr, also musste der Blick genügen, und das Vertrauen in meinen Vorgänger. Mit dumpfen Geräuschen fuhr ich über die nicht ausgebaute Kante und verließ den Parkplatz, welcher nur spärlich von zwei Laternen erleuchtet wurden. Eine flackerte schon seit einem Monat.
Ich pustete mir eine schwarze Strähne aus dem Gesicht, als ich das Display so einstelle, wie ich es mochte. Nicht zu hell, die Schrift etwas kleiner.
Die Strähne war fettig. Ich hatte gestern nicht geduscht.
Die Uhr zeigte 5:27 Uhr. Ich bremste ab, um nach rechts abzubiegen, setze den Blinker. Zwei Minuten, bis ich bei der Endhaltestation sein musste. Kopfsteinpflaster verhinderten, dass ich Gas geben konnte, der Bildschirm mit dem unsensiblen Display knackte vor sich hin, mein Sitz federte die Unebenheiten der Straßen aus. Die rechten Seite der Straße, auf der sich gerade mal so ein Bus und ein Auto entgegen kommen sollten, war von kurzen Straßenlaternen erhellt, das gelbe Licht vermischte sich mit der Farbe des Himmels, spiegelte sich in der großen Fensterfront wieder und hinterließ kleine Punkte in meinem Sichtfeld. Das Klackern des Bildschirms verklang, als die Räder meines Busses die kleine, unebene Straße verließen und ich auf eine größere einbog.
Wie erwartet stand neben dem Schild der VBK nur eine dünne Frau, die einen kleinen, gelben Rucksack an ihre Beine gelehnt hatte und ihn aufnahm und über ihre schwarze, lange Jacke schulterte, als sie mich auf sie zukommen sah. Die Scheinwerfer blitzten im Schild; »Kilar, Endstation«. Ich setzte den Blinker, obwohl niemand auf der Straße war, und fuhr rechts ran. Ich hörte einen Reifen am Bordstein schleifen und zog das Lenkrad fluchend nach links. Nach so vielen Jahren fuhr ich immernoch gegen Bordsteinkanten. Mit einem Ruck stoppte der grüne Bus im warmen Licht der Laterne und ich drückte den weißen Knopf ganz links, um die vordere Tür zu öffnen. Die Schwarzhaarige stieg ein und holte ihren Fahrausweis aus ihrer tiefen Jackentasche; ich nickte ihr zu. Ohne einen weiteren Blick in meine Richtung schritt sie nach hinten, ließ die Abtrennung am Eingang laut nach hinten knallen. Ich stieß ironisch lachend Luft aus. Jedes Mal das gleiche.
Mit Lösen der Handbremse rollte der Bus nach vorn. Ich gab Gas und bog in die noch immer nicht befahrene Straße ein.
»Nächster Halt: Wetlarer Straße.«, sprach die angenehm tiefe Stimme des Ansagers, die mir so bekannt wie meine eigene war. Sie lullte mich in die Situation; fahren tat ich automatisch. Ich fuhr an einer ausgefallenen Laterne vorbei, die das Muster der Lichtschatten zerstörte.An der Haltestelle stand niemand, also fuhr ich abgebremst daran vorbei. Die Straße weitete sich nach der nächsten Ampel. Aus je einer Spur wurden Zwei, zwischen den Richtungen ein Rasenstück mit Kastanien. Ihre Blütenblätter schienen tieforange in der Morgensonne und ließen sie magisch mit dem Wind tanzen. Am Ende der Allee hörten die Kastanien auf, nur eine kleine, neu gepflanzte stand etwas weiter hinten.
»Nächster Halt: Bahnhof«
Der Blick öffnete sich auf das wohl größte Gebäude Kyritz'. Die Sonne versteckte sich hinter ihm, aber die in Orange getunkten Wolken bahnten sich auch neben der Halle ihren Weg über den dunklen Himmel. Ich ließ etwas mehr Platz zum Bordstein und fuhr an die Kante, um die 5 wartenden Menschen hinein zu lassen. Zwei davon, eine Frau und ein Mann, diskutierten dabei und hörten nur auf, als sie ihre Fahrkarten vorzeigten. Ich lächelte sie leicht an und ließ sie mit einem Nicken herein. Nachdem ich die Türen durch Knopfdrücke wieder schloss, fuhr ich um den Bahnhof herum. Es war 5:34 Uhr.
»Wenn ich dir doch extra sage, dass ich Angst vor dem hab'..!» Ich schielte nach hinten und beobachtete die junge Frau, die ihr Gesicht in ihren Händen vergraben hatte. Die beiden saßen nicht sehr weit entfernt von mir. »Was wenn- wenn er.. eh-« »Wenn er dich auffrisst, oder was? Beruhig dich, das wird.«, lachte der gleichaltrige und hob ihre Hände an. Ich konzentrierte mich wieder auf die Straße, das Bild der Haselnusshaarigen vor mir. Mein Schmunzel hielt. Sie sahen so familiär aus, so im Reinen. Ich unterdrückte ein Seufzen.
Das Brummen des Busses ausblendend bahnte ich mir den Weg durch die jetzt wenig belebte Stadt. Ich mochte es, jeden Tag das Erwachen der Menschen zu beobachten. Die Stadt beim Einatmen zu erleben. Mit geübten Bewegungen lenkte ich auf die wohl größte Straße in der Gegend und ließ sie leiten. Die breite Allee führte direkt zur Brücke, die Kilar und Sigun miteinander verband. Die beiden Orte lagen so nah beieinander, dass sie eigene Namen nicht verdienten. Dieser Teil war der schönste der Strecke um diese Uhrzeit. Noch verdeckten die Gebäude das Wasser, die Sonne jedoch lukte bereits hervor.
Das Geländer war dezent. Es hielt sicher, der Blick über den Fluss war aber wunderbar hervorgehoben. Ich bremste ab, nicht nur, weil ich die Szenerie länger betrachten wollte, sondern wegen der Geschwindigkeitsbegrenzung auf der Brücke. Der Fluss erstreckte sich perfekt neben mir. Gelbe und orangene Flecken tanzten über die Oberfläche und bildeten einen Teppich zur Sonne. Sie war hell und blendete mich, selbst als ich nicht hinsah. Sigun lag vor mir. Es hatte keine imposanten, alten Gebäude, die das Lichtspiel verfeinern würden, aber kleine Restaurants am Rand des Wassers, die mich seltsam zufrieden werden ließen. Das war hier; das war Zuhause. Die Fenster glitzerten vereinzelt zu mir herüber, reflektierten das Licht.
⋅•⋅⊰∙∘☽༓☾∘∙⊱⋅•⋅
DU LIEST GERADE
𝐧𝐨𝐜𝐭𝐮𝐫𝐧𝐚𝐥 ʲᵃᵉˢᵘᶰᵍ
Fanfiction»Weißt du, manchmal sehe ich nichts als.. nichts als Schwarz. Wie das Schwarz dieser Nacht. Und ich fühle mich so blind.« Jaehyeong startet jeden Tag die Busstrecke Kilar - Sigun um 5:29 Uhr, schon seit Jahren. Er ist ein Morgenmensch, fährt in den...